Links 47

Schlagwörter: gelüchtete – rassismus – endometriose – abuse – atomkraft – social media – bundesteilhabegesetz

Suprise-Linksammlung! Man verzeihe mir, dass ich zunächst einmal die wichtigen Links von Anfang des Jahres aufarbeiten muss.

So lange gelegen, dass es schon wieder fast aktuell ist: Weihnachten überleben
via @goldfish [Englisch]

Was tun, wenn man eine gewaltvolle Beziehung noch nicht verlassen kann? Einige Tips
[Englisch]

Meldung aus dem Januar 2016: 10.000 Flüchtlingskinder sind in Europa verschwunden via @nightlibrarian [Deutsch]

Belgische Atomkraftwerke in fragilem Zustand – zu marode für kaltes Kühlwasser via @JollySea [Deutsch]

Unverzichtbar, um Gerüchte gegen Geflüchtete zu widerlegen: Die Hoaxmap [Deutsch]

Analyse: Welche Menschen verüben rassistische Attacken in Deutschland? [Deutsch]

Kleine Anfrage ergibt: Im Februar diesen Jahres lebten 12 Kinder ohne Geschlechtseintrag [Deutsch]

Verschlechterung der Situation behinderter Menschen mit Assistenz durch das Bundesteilhabegesetz (inzwischen keine Zukunftsmusik mehr) [Deutsch]

Essen bei den Tafeln wird knapper und die Geflüchteten sollen Schuld sein [Deutsch]

Was Kindern sich von ihren Eltern über den Umgang mit Social Media wünschen via @baum_glueck [Englisch]

Weit verbreitet und doch selten diagnostiziert: Über Endometriose [Deutsch]

Aktueller Stand

Zunächst einmal: Ja, ich habe dem Blog ein neues Layout gegeben. Es war an der Zeit ein simpleres Theme zu wählen. Ich finde es übersichtlicher auf diesem Wege Texte zu lesen (und zu schreiben – aber diese Ansicht wird von neuen Themes leider nicht beeinflusst).

Das heißt nicht zwingend, dass hier in Zukunft viel mehr passieren wird. Ich habe inzwischen weniger Zeit für Sachen, die ich gerne mache und auch weniger Energie, aus gesundheitlichen Gründen. Ich hoffe, die Motivation zum Schreiben wird mich wieder öfter ereilen. Eine Garantie habe ich dafür nicht.

Es haben sich inzwischen Linktips angesammelt, die mehr als ein Jahr zurückliegen. Etwa zwei Drittel davon bestehen aus Meldungen zu attackierten Geflüchteten-Unterkünften, rassistisch motivierten Übergriffen und der allgemein schlechten Versorgungslage von Geflüchteten. Wenn es eine Tendenz bei Übergriffen auf Geflüchteten-Unterkünfte gibt, dann lautet diese, dass die Angriffe häufiger und gewalttätiger geworden sind. Mit anderen Worten, dies ist ein wichtiges Thema, um das es auch nach einem Jahr nicht besser steht.

Vielleicht komme ich dazu weitere Links zu veröffentlichen, vielleicht nicht…

Zuletzt möchte ich noch darauf hinweisen, dass die Vorbereitungen für die nächste Ausgabe des_r Queerulant_in laufen. Wenn euch eine Frage auf dem Herzen liegt, die ihr gerne in meiner Advice-Kolumne beantwortet sehen würdet, sendet mir eure Frage an hoc [at] riseup [Punkt] net. Noch wärt ihr ganz vorne mit dabei.

Habt ein schönes Jahr 2016, trotz widriger Umstände.

Neue_r Queerulant_in!

Zu diesem Anlass stoße ich sogar einmal die leicht angerostete Tür zu meinem Blog/Dachboden auf: Nach einer langen Schaffens- und schwierigeren Finanzierungsphase ist di:er Queerulant_in Nr. 8 erschienen. Der Schwerpunkt in diesem Thema lautet „Trans* und Elternschaft“.

Ich kann euch gleich verraten, dass der Schwerpunkt beeindruckend vielfältig behandelt wurde – allein durch die Fülle von Texten. Es finden sich Artikel von Kindern von trans Eltern, von Eltern, die selbst trans sind, Männer und nicht-binär Identifizierten, die ihre Kinder selbst ausgetragen haben und noch einiges mehr.

Natürlich kommen auch die Kolumnen, Leser*innenbriefe und Rezensionen nicht zu kurz.

In meiner Advice-Kolumne ging es diesmal um den Zusammenhang von Identitäten – nämlich GirlFag zu sein und asexuell – und die Frage, wie Poly verhandelt werden kann, wenn ein*e Partner*in eher Poly ist und di:er andere monogam. That’s right, zwei Fragen!

Also auf in den Laden eures Vertrauens oder, wenn es keinen in eurer Nähe gibt, zur PDF-Ausgabe.

Viel Spaß damit!

Edit: Und ganz vergessen – Wenn euch eine Frage auf dem Herzen liegt, die ihr gerne beantwortet hättet, schreibt an hoc [at] riseup [dot] net und seid selbst in der nächsten Ausgabe! (Falls die Veröffentlichung sehr lange dauert, sende ich meine Antwort auf Wunsch bereits vorher per Mail zu.)

Der Haushalt: Zum Weiterlesen

Vor nunmehr einem halben Jahr, sprach ich über

1) Den Bosskampf mit dem Haushalt und
2) Die Rolle von Routine dabei.

Ich bin jedoch noch nicht dazu gekommen, die Webseiten zu notieren, von denen diese wertvollen Tips stammen.

Quellen

Den bei Weitem größten Anklang erhält Unfuck Your Habitat, wovon es auch einen Tumblr gibt. Dort finden sich kleine Tips und große Strategien und vor allem eine sehr nette Community.

Auch empfohlen wurde FlyLady, die einigen sehr gut gefällt, deren Art andere allerdings nicht mögen. Am besten selber mal reinschauen.

Adulting ist ein Tumblr, bei dem es nicht nur ums Saubermachen geht, sondern allgemeine Tips für neue Erwachsene und die, die sich so fühlen, gegeben werden.

Als letztes wurde noch die kostenlose App HabitRPG vielerorts besungen, mit der man sich ganz individuelle Todo-Listen- und Routine-Ziele setzen kann. Die Motivation speist sich hier aus Belohnungen und, wie der Name schon sagt, dem spielartigen Aufbau des Ganzen.

Wenn ihr auf eine dieser Seiten schwört oder andere Quellen kennt, die ihr toll findet – die Kommentare stehen euch wie immer offen.

Links 46

Schlagwörter: antisemitismus – rassismus – monosexismus – depression – transsexualität – generationenkonflikt – klasse – sexualisierte gewalt – lena dunham – samariter – samaritans radar – nbforum – nonbinary trans – geflüchtete – essen – suizid

Die folgenden Links sind teils mehr als 2 Monate alt, deswegen kann ich nicht versprechen immer passende Inhaltswarnungen zu posten. Lesen nach eigenem Ermessen usw.
Außerdem haben sich so viele Artikel angesammelt, dass ich in wenigen Tagen eine weitere Sammlung veröffentlichen werde.

Zum Thema Essen und Depression
von @nightlibrarian [Englisch]

3 Jahre Class Matters – Mit welchen Argumenten Clara Rosa in der Zeit zu kämpfen hatte
via @kopfrechner_in [Deutsch]

Wort des Tages: Sappophobia
von @stavvers via @baum_glueck [Englisch]

Das Geschäft mit den Geflüchteten – Wie gewinnorientierte Unternehmen sich in den Bereich einschalten
via @luna_le [Deutsch]

„Wir dürfen die Gewaltbereitschaft junger Männer aus der Mittelschicht nicht unterschätzen.“ Über Männlichkeit, Abstiegsangst und Klasse
via @AnnaHegerComics [Deutsch]

Ein Interview mit cis Partner*innen von trans Menschen
von @cnlester via @goldfish [Englisch]

Neu eröffnet: ein deutsprachiges Forum für Leute mit nicht-binärem Geschlecht
von @NBForum_net [Deutsch]

„Ich wünschte, du hättest nur einen Hauptschulabschluss!“ – Über den Generationenkonflikt von Kindern türkischer Eltern, die in Deutschland geboren sind
von @hakantee via @eine_charlotte [Deutsch]

Der Samaritans Radar ist Geschichte, dennoch hier die Gründe, warum es nicht in Ordnung ist, suizidale Menschen zu überwachen
von @adrianshort [Englisch]

[TW sexualisierte Gewalt ggü. Kindern/Kleinkindern] Lena Dunham hält sich für ein „komisches Kind“, erzählt, wie sie ihrer Schwester Gewalt angetan hat
via @baum_glueck [Englisch]

Die Rechte in Dortmund möchte für mehr Bekanntheit die Zahl von Jüd*innen in der Stadt aufgelistet bekommen
[Deutsch]

Die 8 Sünden der Kommentarmoderation

Überkommen von dem Wunsch zu bloggen und dem absoluten inneren Widerstand ein komplexes Thema zu wählen, werde ich euch heute eine Liste von 8 Kommentar-Moderations-Sünden vorstellen. Ich beziehe mich hauptsächlich auf die Kommentarspalten in Blogs, die Punkte lassen sich aber auch auf Online-Zeitungen, Videoportale und Facebook-Diskussionen übertragen.
Wie immer gibt es einige „Abers“ und Verallgemeinerungen zum und im Text, die auch gerne in meinen Kommentaren angesprochen werden können.

1. Keine Kommentarmoderation
Ich nenne nur ein Wort: Youtube.
Unmoderierte Kommentarthreads¹ versammeln all das Böse, auf das ich noch zu sprechen kommen werde, in Einem. Sie zu lesen, macht keine Freude und die einzigen regelmäßigen Besucher*innen sind Menschen, die sich gerne an Schlammschlachten beteiligen.

2. Keine Entfernung von Spam-Kommentaren
Ein sonst moderierter Thread kann unattraktiv werden, indem sich gen Ende immer mehr zusammenhanglose Kommentare ansammeln, die manchmal erst mit einigem Nachdenken als Spam-Kommentare erkennbar sind. Wenn diese nicht entfernt werden, übersieht man gute Kommentare und Kommentarthreads zu alten Artikeln werden zunehmend unlesbar.

3. Zulassen von Derailing
„Derailing“ bedeutet vom Thema abzukommen oder abzulenken. Dies kann für ein, zwei Kommentare in Ordnung gehen. Bei Artikeln mit vielen Kommentaren entsteht jedoch schnell eine unpassende Menge von zusammenhanglosen Kommentaren, die nichts zur Diskussion beiträgt. Auch dies kann Leser*innen davon abhalten nach den relevanten Kommentaren zu suchen und sich selbst an der (eigentlichen) Diskussion zu beteiligen.

4. „Ich mische mich da nicht ein“
Wenn einige wenige Nutzer*innen in eine hitzige Diskussion geraten, die zum Thema nichts beiträgt oder gar beleidigend wird, ist es oft notwendig einzuschreiten. Andernfalls kommt es zu Derailing (siehe Punkt 3) und möglicherweise auch dem Weggang von wertvollen Nutzer*innen.

5. Niemals den Bannhammer aufheben
Zusammenhängend mit Punkt 4 kann es notwendig werden, eine Person für einige Zeit oder dauerhaft vom Blog zu verbannen. Wer nicht positiv zu den Diskussionen beiträgt, beleidigend oder gar drohend wird, hat auf einem Blog nichts verloren. Wenn man störenden Nutzer*innen niemals Einhalt gebietet, kann man schnell gute Leute verlieren und mit den aufdringlichsten Nutzer*innen zurückbleiben.
(Dies ist sehr allgemein formuliert. Z.B. würde ich niemanden automatisch bannen, di:er beleidigend wird, nachdem si:er oder eine marginalisierte Gruppe zuerst beleidigt wurde.)

6. Unter „Jede*r hat ein Recht auf sire Meinung“ leiden
Leute können meinen, was sie wollen, aber sie sollten nicht alles sagen dürfen. Ein Kommentarthread, in den keinerlei ethische Überlegungen oder Prinzipien seitens der Moderation einfließen, ist für mich nicht lesenswert. Es ist Sache der Betreiber*innen, dass eben nicht gilt „anything goes“ (alles ist erlaubt).

7. Kommentarspalten um den Willen der Kommentare betreiben
Dieses Phänomen lässt sich besonders gut auf den Seiten von Online-Tageszeitungen beobachten. Die Kommentare werden oft weder zur Meinungsbildung, noch als Erweiterung des Artikels genutzt, sondern als reine Klickgenerierung. In dem Sinne verstoßen sie oft gegen u.a. Punkt 6, denn was generiert mehr Kommentare und damit Klicks als „Kontroverse“? Je furchtbarere Meinungen sich finden, desto besser – Hauptsache, es sind noch Nutzer*innen von der Gegenseite da, die sich dann (in vielen weiteren Kommentaren) an die Aufgabe machen zu widersprechen.²

8. Keine Kommentare ohne Authentifizierung zulassen
Das Schlimmste, was Webseiten diesbezüglich ersonnen haben, ist die Klarnamenpflicht. Mit solch einer Pflicht wird garantiert, dass hauptsächlich Nutzer*innen kommentieren, die problemlos mit ihrem Klarnamen im Internet auftreten können. Solch eine Gruppe lässt keine ausgewogenen Diskussionen zu.
Außerdem stellt die Klarnamenpflicht/Registrierung eine zeitliche bzw. Aufwandshürde da, die neue Nutzer*innen selten überwinden möchten. Auch dadurch kommentieren neue Leser*innen weniger.

1 Der Ausdruck „Thread“ stammt ursprünglich von Onlineforen, auf denen einzelne Themen als „Threads“ gegliedert werden. Beim „Kommentarthread“ handelt es sich üblicherweise um die Kommentarspalte eines einzelnen Artikels.

2 Deswegen hasse ich auch Onlineabstimmungen zu menschenrechtlichen Themen. Darüber abzustimmen, ob bestimmte Gruppen Rechte haben sollten, ist an sich menschenrechtsverletzend. Nur muss ich bei solchen Umfragen eine Abwägung treffen, ob ich scheiß Zeitungen noch mehr Popularität gebe oder rechte Abstimmungsergebnisse so stehen lasse.

45 Zitat der Woche 45

Schlagwörter: Freund*innenschaft – Diskriminierung – abuse – Armut

I think the thing with most people not seeming to be aware of or disturbed by the transactional/safety-net element of friendships is friendship-prosperity. If your safety net is big and there are enough resources floating around in your friend-network that any help you are likely to need is not likely to be a significant burden to any of your friends, then you don’t have to think about it. If you have few friends, if their lives are also precarious, and if you have a realistic chance of needing major help, then you do have reason to worry about troubles so heavy they would break the safety net. It’s harder to climb up from poverty than it is to remain in prosperity.

[Ich denke die Sache mit den meisten Leuten, die des Transaktions-/Sicherheitsnetz-Elements von Freund*innenschaften¹ nicht Gewahr zu sein scheinen oder deswegen beunruhigt sind, ist Freundschafts-Reichtum. Wenn dein Sicherheitsnetz groß ist und es in deinem Freund*innen-Netzwerk genug Mittel/Ressourcen gibt, so dass jede Hilfe, die du möglicherweise brauchen wirst, wahrscheinlich keine große Last für irgendeinen deiner Freund*innen darstellt, dann musst du darüber nicht nachdenken. Wenn du wenig Freund*innen hast, wenn ihr Leben auch prekär ist und wenn es realistisch ist anzunehmen, dass du viel Hilfe brauchen könntest, dann hast du einen Grund dir über Probleme Gedanken zu machen, die so schwerwiegend sind, dass sie dein Sicherheitsnetz reißen lassen könnten. Es ist schwieriger aus Armut aufzusteigen als wohlhabend zu bleiben.]

Kathmandu auf Fugitivus

1 Gemeint ist der Fakt, dass in Freund*innenschaften ein Geben und Nehmen herrscht, dass kleine und manchmal größere Gefallen ausgetauscht werden, ohne dass eins festhält, wer wie viel gegeben hat, aber die Gefallen sich (meist) etwa die Waage halten (Redewendung).

Warnzeichen für schlechte Behandlung in Beziehungen

Schlagworte: abuse – red flags – Gewalt in Beziehungen – emotionale Gewalt – körperliche Gewalt – sexualisierte Gewalt

Wenn ich diesen Artikel nicht besonders für eine deutsche Leser*innenschaft geschrieben hätte, würde er „Red Flags in abusive Beziehungen“ heißen, aber ich habe versucht, das Gleiche auf Deutsch auszudrücken.
Ich wurde wiederholt gefragt, ob ich eine solche Sammlung auch in deutscher Sprache kenne – und das tue ich nicht, obwohl ich Ähnliches schon auf Englisch las. Mit diesem Beitrag versuche ich also eine mögliche Lücke zu schließen. Vielleicht aber auch nur eine Wissenslücke, denn ich bin in der englischsprachigen Blogosphäre besser belesen als in der deutschen, vielleicht kennt ihr ja weitere deutsche Links zum Thema (in den Kommentaren erwünscht).

Ich selbst bin weiß, die Blogs und Bücher, die ich zum Thema kenne, sind fast ausnahmslos US-amerikanisch oder britisch, mehrheitlich von Weißen geschrieben/betrieben, teils von Menschen mit Behinderungen. So viel zur Perspektive, die eingeflossen ist.

Genug der Vorrede, jetzt möchte ich euch an meinem Wissen teilhaben lassen.

Warnzeichen, ein Grund zur Vorsicht

Ich werde einige Warnzeichen zusammentragen, die dafür sprechen, dass in einer Beziehung etwas schief gehen könnte (vor allem in Freund*innenschaften und romantischen und/oder sexuellen Beziehungen).
Genau so wie ein Stopschild nicht bedeutet, dass du auf jeden Fall mit einem Fahrzeug zusammenstoßen wirst, wenn du nicht anhältst und dich gründlich umsiehst, sagt ein einziges der Warnzeichen nicht zwingend, dass es notwendig ist, die Beziehung zu beenden (manche sind jedoch so schwerwiegend, dass ich es dringend empfehlen würde). Aber genau wie ein Stopschild sollte ein Warnzeichen beachtet werden, weil es eine mögliche Gefahr anzeigt. Du kannst deine aktuelle Situation analysieren und, wenn du keine Bedenken hast, weitermachen wie bisher, aber ohne diesen Moment des In-sich-Gehens weiterzumachen, könnte sich als gefährlich herausstellen.
Je mehr Punkte du auf dieser Liste abhakst, desto aufmerksamer solltest du werden. Ich würde mir schon bei 1 bis 3 Punkten Sorgen machen, aber je mehr es werden, desto dringender wird es, dir sehr genau anzusehen, wie es dir geht und ob du diese Beziehung(en) noch möchtest. Im besten Falle helfen die genannten Warnzeichen schon beim Kennenlernen einer neuen Person festzustellen, dass man nicht fair behandelt wird/ein schlechtes Gefühl hat und kann sich besseren Menschen zuwenden. Mit wem ich zu tun haben möchte, ist keine demokratische Entscheidung, sondern nur meine eigene. Die Warnzeichen können aber auch in bestehenden Beziehungen hilfreich sein.

Ich werde das Gegenüber als „P“ für „Partner*in“ bezeichnen, aber die meisten Punkte gelten auch für Freund*innen, Bekannte oder Familie.
Jeder der Links in den Listen bietet ein Beispiel für das beschriebene Verhalten, die meisten Links sprechen aber auch über weitere. Deswegen gilt für jeden der Links eine Trigger-Warnung für mehrere Formen von Gewalt in Beziehungen. In Block 1 und 2 beschreibe ich v.a. emotionale Gewalt und Manipulation. In Block 3 körperlich drohende Gewalt und in Block 4 körperliche und sexualisierte Gewalt. Entsprechende Vorsicht ist geboten. Die Einteilung in die Blöcke folgt keinem festgeschriebenen Gesetz, sondern meinem Bauchgefühl. Wenn euer Bauchgefühl etwas anderes sagt, scheut euch nicht drauf zu hören.
Die verlinkten Beispiele habe ich leider nur in Englisch.

Block 1: Grundlegende Warnzeichen

1. P redet dir wiederholt Dinge aus, seien es Entscheidungen, Vorlieben oder Freund*innenschaften.
2. Wenn ihr zusammen seid, hast du Schwierigkeiten Entscheidungen zu treffen.
3. Wenn ihr zusammen seid, bist du emotional aufgewühlt und weißt nicht, „wo dir der Kopf steht“.
4. Nach einer Interaktion fühlst du dich meist verwirrter, ausgelaugt oder desorientiert.
5. Du achtest aufmerksam auf die Gefühle von P, beschwichtigst sofort oder munterst auf, wenn etwas nicht zu stimmen scheint.
6. P sagt Dinge, die dich beleidigen und/oder verletzen.
7. P erklärt dir, dass beleidigende oder verletzende Aussagen „nur ein Witz“ waren.
8. P erklärt dir, warum beleidigende oder verletzende Aussagen es eigentlich gar nicht waren und dass du dich anders fühlen sollst.
9. P macht wiederholt Witze, die dich tief treffen oder eine Drohung zu beinhalten scheinen.
10. Wenn du Bedürfnisse oder Wünsche (an euren Umgang miteinander, an P, bzgl. eurer Freizeitgestaltung usw.) hast, scheint P dir am Ende immer logisch zu erklären, warum die falsch, unnötig oder sonstwie nicht zu beachten sind.
11. P zeigt kein Interesse an deinen Erfolgen oder macht sie gar schlecht.
12. P benutzt anhaltendes Schweigen (auch tage- bis wochenlang), um dich in einem Konflikt zur Kapitulation zu bringen.
13. P redet von vorherigen Partner*innen ausschließlich schlecht.
14. P vergleicht dein Verhalten mit dem von früheren Partner*innen und sagt dir, dass du viel besser bist oder macht negative Vergleiche wie „Du bist genau wie mein/e Mutter/Vater.“
15. P erklärt euer Treffen muss Schicksal gewesen sein.
16. Eure Beziehung hat einen unglaublichen raschen Start hingelegt (sehr frühe Gespräche über zusammenziehen, Kinder, heiraten o.ä.).
17. P hat dir Geschenke gemacht oder ungefragt Gefallen getan, die nicht angemessen scheinen für die aktuelle Nähe eures Verhältnisses und dir das Gefühl vermitteln in sirer Schuld zu stehen.
18. P sagt negative Sachen über sich/sir Leben („Ich bin so ein*e schlechte*r Partner*n/Freund*in.“, „Alle verlassen mich.“) und weckt in dir das Bedürfnis es besser zu machen als die anderen.
19. Das, was P tut, stimmt sehr oft nicht dem überein, was si:er sagt. (Versprechen, aber auch positive Aussagen über den eigenen Charakter sind nichts wert, wenn sie nicht von Taten begleitet werden.)
20. P hat eine raumgreifende Persönlichkeit, einen Charme, der nie nachzulassen scheint. Wenn ihr zusammen seid, bist du nicht einfach froh, sondern es ist nahezu berauschend.
21. P meldet sich schon zu beginn der Beziehung öfter, als dir lieb ist.
22. Falls ein Ende eurer Beziehung im Raum steht: „Du triffst nie wieder jemanden so Gutes wie mich.“
23. P entschuldigt sich jemals mit „Ich bin halt ein Arschloch/nicht gut mit Emotionen/…“, benutzt die Aussage später als Ausflucht („Du wusstest, worauf du dich einlässt.“)
24. P versucht dir mit Komplimenten über deine Fähigkeiten, Reife oder andere Eigenschaften klar zu machen, warum du etwas doch tun kannst/solltest, das du nicht tun möchtest.
25. P scheint Ratschlägen und Empfehlungen von dir nicht zu vertrauen, aber denen von anderen Menschen.
Zusatz 2: Du bist der Meinung, du solltest dich toll mit der Beziehung fühlen und verstehst nicht, warum du dich stattdessen komisch fühlst.
Zusatz 4: (Eine Weiterentwicklung von Punkt 19) Das Aschenputtel-Prinzip: P verspricht etwas zu tun/stimmt überein, dass du etwas tun kannst, legt dir aber letztendlich so viele Steine in den Weg, dass du die Aufgabe selbst übernimmst/es doch nicht tun kannst. (Z.B. P verspricht im Haushalt zu helfen, tut es aber nie. Bzw. P sagt si:er wird auf die Kinder aufpassen, während du ausgehst, aber gibt dir Anlass zur Sorge, si:er würde sich nicht ausreichend kümmern, so dass du bleibst.)

Block 2: Komplexere Manipulation

26. P hält dich mit Beziehungsgesprächen bis in die Nacht wach oder weckt dich dafür gar auf.
27. P scheint immer dann eine emotionale Krise zu haben oder besonders viel Aufmerksamkeit zu benötigen, wenn du am nächsten Tag ein wichtiges Ereignis hast (Prüfungen, wichtiges Meeting, ein Treffen, worauf du dich lange gefreut hast etc.).
28. P entschuldigt schlechtes Verhalten mit einer schweren Kindheit, einer psychischen Störung, Drogen- oder Alkoholkonsum.
29. P beleidigt dich vor anderen Menschen.
30. Das Verhalten von P (v.a. dir, deinen Kindern oder Haustieren gegenüber) unterscheidet sich stark in der Öffentlichkeit im Vergleich mit sirem Verhalten, wenn ihr alleine seid.
31. „Lobdissen“ – P beleidigt dich, versteckt in Komplimenten. Kann auch vor anderen Menschen geschehen. („Sonst kriegst du das ja selten hin aber diesmal hast du dich übertroffen.“ „Frauen sind normalerweise schlecht in so etwas, aber du …“).
32. P redet so lange schlecht über dein Hobby, deine Hobbygruppe, deine Familie oder Freund*innen bis du sie seltener siehst/hingehst.
33. P erklärt dir, dass ihr „gemeinsam gegen die Welt“ steht/dich niemand so versteht wie si:er.
34. P hat Notfälle, Termine oder andere wichtige Gründe immer so, dass du deine Freund*innen/Familie weniger oder gar nicht siehst.
35. P möchte wissen, wo du zu jedem Zeitpunkt deines Tages warst – auch „aus Sorge“ nicht in Ordnung.
36. P liest unerlaubt private Nachrichten auf deinen elektronischen Geräten/dein Tagebuch.
37. P bringt dich dazu, sir deine privaten Nachrichten/Tagebuch zu zeigen oder das Passwort für deine Geräte zu geben, z.B. mit Sätzen wie „Wenn du nichts zu verstecken hast, sollte das kein Problem sein.“ oder „Also betrügst du mich doch?“
38. P fragt dich darüber aus, was du mit Menschen getan/besprochen hast, besonders wenn si:er der Meinung ist, du könntest sie attraktiv finden oder sie dich.
39. P ist eifersüchtig.
40. Zwischen euch besteht ein Machtgefälle durch Privilegien, Altersunterschied, sozialen Status, Angestelltenverhältnis o.ä.
41. Du hast P bei einer großen Lüge erwischt, die dich etwas angeht, aber P hat sich nicht wirklich dafür entschuldigt oder sich selbständig um Wiedergutmachung bemüht.
42. P kontrolliert, was du isst, wie du dich kleidest, wann du schläfst, wen du triffst oder wann du auf Toilette gehst.
43. Du hast Angst davor, dass P wütend werden könnte.
44. P erklärt eine Ablehnung damit, dass du wahrscheinlich *istisch bist.¹
45. Auch wenn P etwas falsch gemacht hat, kommt ihr am Ende einer Diskussion unerklärlich zum Ergebnis, dass die Schuld eigentlich bei dir lag.
46. P erklärt dir, dass si:er nicht auf diese Weise mit dir umgehen müsste, wenn du dich nicht so verhalten würdest wie du es tust.
47. P setzt dich durch sir Sexualverhalten gesundheitlichen Risiken aus, triggert dich wiederholt oder löst deine bekannten Allergien aus und unternimmt keine anhaltenden Bemühungen das Verhalten zu ändern.
48. P macht „aus Versehen“ Sachen kaputt oder vergisst Dinge zu tun, die wichtig für deine Gesundheit oder Wohlbefinden sind, nachdem du etwas getan hast, was sim nicht gefällt.
49. Du erinnerst dich grundlegend anders an Ereignisse/Streits als P.
50. Du zweifelst an deinem Erinnerungsvermögen.
51. Du erwischst P dabei, wie si:er in kurzer Zeitspanne grundlegend sire Meinung ändert.
52. P macht Scherze darüber, Frauen oder Minderheiten Gewalt anzutun.
53. „Du hast Glück, dass ich trotz deiner Behinderung/deiner psychischen Störung/deines Gewichts/… bei dir bleibe.“
Zusatz 1: Du verschweigst Freund*innen/Familie Teile der Beziehung, weil du ein unangenehmes Gefühl dabei hast.
Zusatz 3: Du kannst die Person, die P in der Öffentlichkeit/in Gegenwart von Kolleg*innen/Freund*innen ist nicht mit der Person zusammenbringen, die si:er ist, wenn ihr zu zweit seid.

Block 3: Vorstufe zu Eskalation

Die folgenden Punkte zeigen einen schwerwiegenden Mangel an Respekt. Auf Grundlage des Buches „Why Does He Do That“ von Lundy Bancroft sehe ich sie als mögliche Vorboten von körperlicher Gewalt. Ich würde fortan, wenn irgend möglich, Abstand zu der Person halten. Die Gefahr steigt, solltest du zusätzlich schwanger werden.

54. P hat jemals deine Verhütungsmethode manipuliert.
55. P hat sich in einem Streit jemals in drohender Weise vor dir aufgebaut.
56. P hat dich im Streit jemals drohend angefasst (dazu zählt auch mit dem Finger pieksen, anschnipsen oder deine Bewegungsfreiheit einschränken, z.B. den Arm festhalten oder sich so positionieren, dass du schwer zu Tür oder Telefon kannst).
57. P hat dich im Streit jemals *istisch beschimpft (sexistisch, rassistisch, ableistisch, …).
58. P hat im Streit jemals etwas kaputt gemacht. (Was zu Bruch geht, sind bei Vielen nie Ps Sachen, immer nur deine.)
59. P hat jemals deine Sicherheit, die deiner Kinder, Freund*innen, Familie oder deiner Haustiere bedroht.

Block 4: Trigger Warnung sexualisierte und körperliche Gewalt

Wenn einer der folgenden Punkte zutrifft, falls du irgend gehen kannst und es sicher ist, bitte geh. (Folgende Formulierung ist Absicht)

60. P hat gegen deinen Willen Sex mit dir gehabt.
61. P hat sexuelle Handlungen nicht abgebrochen, nachdem du Nein gesagt hast.
62. P hat unter Vortäuschung falscher Tatsachen Sex mit dir gehabt – ohne Verhütung z.B., obwohl anders abgesprochen. Darunter fällt auch das Verschweigen von wichtigen Fakten, mit deren Wissen du nie eingewilligt hättest, Sex zu haben.
63. P hat einen Sexualakt begonnen, dem du nicht zugestimmt hast, obwohl vielleicht anderen davor.
64. P hat dich jemals geschlagen.
65. P hat deinen Kindern oder Haustieren wehgetan (oder andere Menschen gewalttätig angegriffen).

Abschließende Betrachtung

Es ist zu beachten, dass es für viele dieser Warnzeichen, vor allem die im ersten und teils auch im zweiten Block bedeutsame „Aber“s gibt. Gespräche über eure Seelenverwandtschaft können auch einfach Intimität darstellen. Manche Menschen können nicht darauf verzichten sich auf große Gefallen zu verlassen, weil sie Hilfe wegen einer Behinderung benötigen (Gedanke von @rsocialskills). Menschen mit psychischen Störungen können natürlich Beziehungen führen und Freund*innenschaften pflegen, auch wenn sie mal nicht di:er perfekte Freund*in/Partner*in sind. Ob eine solche Ausnahmesituation vorliegt, kann und muss jede*r für sich selbst entscheiden (um die Außensicht einer Vertrauensperson zu bitten, kann auch helfen).
Diese Liste soll eine Sammlung darstellen, die zeigt: Diese Punkte haben Viele im Nachhinein als Warnzeichen erlebt oder identifiziert. Vielleicht ist etwas dran, wenn sie dir gehäuft auch in deinem Leben begegnen.

Was ich mit der Reihenfolge übrigens nicht ausdrücken will ist: Emotionale Gewalt (oft vertreten in Block 1 und 2) sei weniger schlimm als körperliche. Ein großer Teil des verletzenden Potenzials in gewalttätigen Beziehungen ist die emotionale Gewalt, die Manipulation, die Einschüchterung. Nur ist sie leider schwerer zu identifizieren und während man Leuten selten aus Versehen körperlich weh tut, kann es emotional häufiger passieren. Der Umgang mit und die Häufigkeit solcher Fehltritte, kann einen Hinweis darauf liefern, ob sie aus Versehen geschahen oder sie Teil eines bedenklichen Musters sind. Deswegen soll die Richtlinie „mehrere aus Block 1 und 2 zutreffende Punkte sind ein Problem“ dabei helfen festzustellen, ob emotionale Gewalt oder einfach Missverständnisse vorliegen.

Was die gesamte Liste auch nicht sein soll, ist ein Urteil, nämlich ein Urteil über dich. Es ist das Eine zu identifizieren, dass etwas nicht stimmt. Es ist etwas ganz Anderes aus einer einmal gewachsenen Beziehung wieder herauszukommen. Trotz der Tatsache, dass die Punkte aus Block 3 und 4 sehr beunruhigend sind, möchte ich nicht verschweigen, dass die Gefahr oft noch einmal steigt, wenn man versucht eine solche Beziehung zu verlassen. Deswegen schuldest du keiner*m eine bestimmte Reaktion. Du hast keine Verpflichtung auf eine bestimmte Art, in einer bestimmten Zeitspanne oder sonstwie zu reagieren. Dies ist ein persönlicher Prozess, der in deinem eigenen Tempo ablaufen muss und das Wichtigste ist, dass du so sicher wie möglich bist.

Weiterführende Texte:

  • Gute Zeichen in einer Beziehung von Captain Awkward (Englisch)
  • Gute Zeichen für eine Beziehung von Pervocracy (Englisch)
  • Wie Menschen in schlechten Beziehungen helfen: Teil 1, Teil 2 (Englisch); Nachtrag: Teil 1 (Deutsch), Nachtrag: Teil 2 (Deutsch)
  • Der Tumblr realsocialskills beschreibt oft auch in klarer Sprache, welches Verhalten in Ordnung ist und welches nicht. Besonders Angesprochene: Menschen mit Behinderungen, Autismus, psychischen Störungen u.ä. (Englisch)
  • Nachtrag 1: Eine Sammlung von Warnzeichen auf Captain Awkward (Englisch)
  • Nachtrag 2: Ausführliche Beschreibung von Gewaltformen in Partnerschaften (Deutsch)
  • Nachtrag 3: Über emotionale Gewalt (Deutsch)
  • Nachtrag 4: Wo beginnt eine Gewaltbeziehung? (Deutsch)
  • Nachtrag 5: Häusliche Gewalt erkennen (Deutsch)
  • Nachtrag 6: Checkliste, ob eins in einer Missbehandlungsbeziehung lebt (Deutsch)
  • Nachtrag 7: Verschiedene Formen von Gewalt in Beziehungen erkennen (Englisch)
  • Diese Liste wird ggf. aktualisiert. Wenn ihr irgendwelche dieser Artikel oder andere gute Artikel zum Thema in Deutsch (bzw. ins Deutsche übersetzt) kennt, bitte schreibt mir in den Kommentaren. Auch von eurem eigenen Blog herzlich willkommen.

    Bemerkung zur Moderation: Ich bemühe mich Victim Blaming und Ableismus aus der Diskussion herauszuhalten.

    1 Das kann mitunter sogar wahr sein. Aber eine Freund*innenschaft oder Beziehung mit einer Person anzufangen, mit der man keine haben möchte, ist nie ratsam. Menschen als „Trainingsräder für Akzeptanz“ zu verwenden, macht nämlich keinen Sinn und ist auch nicht respektvoll.

    Letzte Änderung: 02.11.14 Neuer Link (Nachtrag 7) und Zusatz 4

    Links 45

    Schlagwörter: wolfsbühne – hartz iv – fat positivity – behinderung – fettsein – orgasmen – raumeinnahme – rassismus – frauenhäuser – männliches privileg

    „6 Dinge, die ich über meine Orgasmen lernte“
    von @stavvers via @baum_glueck [Englisch]

    „On Being Fat, Brown, Femme, Ugly, and Unloveable“
    via @baum_glueck [Englisch]

    Access intimacy als eine Form der Intimität in Verbindung mit Behinderung
    von @miamingus via @baum_glueck [Englisch]

    Der Aufenthalt in Frauenhäusern ist in Deutschland teils mit erheblichen Kosten verbunden
    via @antiprodukt [Deutsch]

    Über pseudo Pro-Fettsein – „All about that bass“
    [Englisch]

    Weitere Einschränkungen für Hartz IV-Bezieher*innen geplant
    via @annalist [Deutsch]

    Über selbstverständliche männliche Raumeinnahme
    von @lightsneeze [Deutsch]

    Die Berliner Theatergruppe Wolfsbühne und Publikum haben eine Gruppe von People of Color rassistisch beschimpft und teils körperlich angegriffen
    via @fluxusx [Deutsch]

    Currently Watching, Queerulant_in + Filmbonus

    Schlagworte: Serien – Filme – Queerulant_in

    Ich habe so wichtige und schwierige Themen wie „Depression“ und „Red Flags für abusive Beziehungen“ hier herumliegen, aber fühle mich gegenwärtig nicht in der Lage über sie zu bloggen. Deswegen noch mehr Serienempfehlungen!!

    Stand Queerulant_in

    Vorher aber noch ein kleines Queerulant_in-Update: Ich habe für die aktuelle Ausgabe keine Frage beantwortet, sondern gleich handfeste Lebenstips verteilt. Die nächste Kolumne ist auch schon eingereicht, in der beantworte ich diesmal zwei Fragen – eine zum Thema Polyamorie und eine zum Thema Asexualität. Auf diese Kolumne werdet ihr aber noch ein bisschen warten müssen, bis die neue Ausgabe tatsächlich druckfrisch auf eurem Tisch oder in eurem Computer liegt.
    Nicht warten müsst ihr auf die Queerulant_in-Lesetour. Die findet nämlich GENAU JETZT (Sa, 13.09. bis Mi 17.09.) statt! Wenn ihr in oder in der Nähe von Kassel, Marburg, Frankfurt (Main), Gießen oder Darmstadt wohnt, empfehle ich euch einen Blick auf den Link zu werfen. Mich werdet ihr auf den Veranstaltungen nicht treffen, aber ich verspreche, die anderen sind super nett und es werden sicher ein paar schöne Abende.

    Serien

    Nun aber wirklich zu den Serien. In der heutigen Runde werde ich vorstellen, was ich aktuell schaue sowie zwei Filme, die mir in letzter Zeit ins Augen fielen.

    Bei Elementary bin ich endlich mit der ersten Staffel fertig. Das Doppelfolgen-Finale war eine emotionale Achterbahnfahrt für mich, die Auflösung hat mir aber gefallen. Elementary hatte ich bereits hier vorgestellt.

    Suburgatory – Die jugendliche Hauptfigur wird von ihrem Vater in die US-amerikanische Vorstadt verschleppt. Dort lernt sie, dass auch Menschen, die keine Indie-Klamotten tragen und blonde Haare haben, ein Herz besitzen. Die Serie schaue ich ganz bestimmt nicht für die beißende soziale Kritik (gibt’s nicht) oder die tolle Repräsentation von Menschen of color (ausschließlich männliche Nebenrollen in Dienstleistungsberufen). Ich mag jedoch einige der Charaktere und den Humor und bis jetzt hat das gereicht. Die Transmisogynoir in Folge 7 war allerdings super scheiße, wie andere „edgy“ KKK-Witze auch.

    Parks and Recreation – Kurz „Parks and Rec“ ist ein(e) Mockumentary, eine gestellte Dokumentarserie also (mit dem Unterschied zu deutschen gestellten Serien, dass sie witzig sein soll), für die man mit ein bisschen Fremdscham umgehen können muss. Normalerweise finde ich Fremdschämen sehr unangenehm, aber hier ist es recht schwach; vielleicht geht es anderen da anders.
    Die Serie spielt in der Abteilung „Parks und Erholung“ eines kleinstädtischen Rathauses (Regierung? Regierungsgebäude??), wo die Hauptfigur Whats-her-face in der ersten Staffel versucht, gegen bürokratische Hürden eine Baugrube in einen Park zu verwandeln.
    Die Serie hat tatsächlich feministische und zu einem geringeren Teil auch anti-rassistische Ansprüche, was man den Handlungssträngen anmerkt, versagt in der Hinsicht gleichzeitig oft spektakulär (v.a. beim Rassismus). Für mich ist es bis jetzt auch eine dieser Zwischendurchserien, deren Humor mir gefällt.

    Orphan Black gehört technically gar nicht mehr in diese Liste, denn ich habe die beiden Staffeln bereits gesehen. Eine dritte ist in der Mache und für guck-ich-jetzt-nicht-nach angekündigt. Die Serie hat mich aber beeindruckt und sehr für die Charaktere eingenommen, deswegen spreche ich, nach allen anderen, auch mal diesen „Geheimtip“ an.
    Die Handlung beginnt damit, wie die Hauptfigur beobachtet, wie eine Frau, die aussieht als wäre sie ihr Zwilling, sich vor ihren Augen vor die Bahn wirft. Sie kennt diese Frau nicht (noch wusste sie von Zwillingen) und beschäftigt sich erst einmal weiter mit ihren eigenen Problemen, bis sie von ganz anderen Problemen überwältigt wird.
    Tatiana Maslany spielt in der Serie ~15 verschiedene Charaktere und jeder ist einzigartig. Nach sehr kurzer Zeit vergisst man, dass sie sich mit Luft oder Ersatzschauspieler*innen unterhalten haben muss, bevor die Szenen zusammengebastelt wurden. Das Genre ist irgendwo zwischen Drama, Polizeiserie, Action, Verschwörung, Thriller und Science Fiction angesiedelt. Vor allem beeindruckt war ich aber auch davon, wie viele Themen behandelt werden, wovon man in anderen Serien wenn überhaupt nur einzelne sieht: Adoption, alleinerziehende Mütter, Homosexualität, Transidentität, Drogen, Alkoholabhängigkeit, Heimerziehung, religiöser (christl.) Fundamentalismus, Ethik in der Forschung usw.
    Ich habe es nicht so mit Science Fiction oder Storys, in denen lange alles schief geht, aber die Serie war einfach zu spannend, um in der Mitte aufzuhören.

    Ich schaue auch noch Supernatural und Merlin, welche ich kurz zusammenfassen werde als: weiße Typen, dich sich gegenseitig an-emotionalisieren, auch Magie. Ja, da gebe es noch mehr zu sagen, aber ich hab ja noch die Filme!!

    Filme

    Dido Elizabeth Belle (Belle)
    In Film Nr. 1 geht es nicht um Disneys Belle (hat jemand das geglaubt? NIEMAND HAT DAS GEGLAUBT), sondern eine historische Schwarze Figur, die in Großbritannien zur Zeit der Sklaverei in die weiße „gehobene Gesellschaft“ geworfen wird. Ihr Vater, ein weißer Kapitän, gibt sie in die Obhut seiner Familie, bevor er wieder zur See fährt. Als er stirbt, stellt sich die Frage des Heiratens, die natürlich durch race verkompliziert, wenn nicht unmöglich gemacht wird. Das ist aber nur der Jane Austen-Teil der Handlung.
    Hinzu kommt die Geschichte der Zong, eines Schiffes beladen voll mit Sklaven, die kurz vor der Ankunft ertränkt wurden. Im Einklang mit der entmenschlichenden Sicht auf Schwarzes Leben wurden die Sklaven als Fracht versichert. Angeblich herrschte Wasserknappheit an Bord des Schiffes, aber Belles Ziehvater, der höchste Richter, muss entscheiden, ob die Versicherer tatsächlich zahlen müssen oder es sich um Versicherungsbetrug handelt.
    Entstanden ist ein sehenswertes period drama plus race, das nicht nur die Regeln der Heirat für weiße Frauen beleuchtet, sondern eben auch die für eine Schwarze Frau in der oberen Mittelschicht (glaube ich, keine Ahnung von Schichten). Zusätzlich werden bedeutende Ereignisse behandelt, die der Abschaffung der Sklaverei vorausgingen.
    Urteil: Kostüme very pretty, Dialog subtil und im Original teils lustig, gesellschaftliche Verhältnisse recht gut beleuchtet, historisch wissenswert.
    Hier ist eine Rezension von @gradientlair. Ich möchte noch empfehlen, den Film im Original zu schauen, allgemein aber auf N-Wörter gefasst zu sein. Und Trigger Warnung für einen sexualisierten Übergriff.

    Sag nicht wer du bist (Tom à la ferme)
    Zu guter letzt noch Sag nicht wer du bist. Der schwule Frankokanadier Tom besucht die Familie seines verstorbenen boyfriends auf deren Bauernhof. Gleich am ersten Abend aber gibt ihm der Bruder des Verstorbenen zu verstehen, dass er auf keinen Fall verraten darf, dass der Tote sein Freund war. Im Verlauf des Filmes verfolgt man, wie die Familie sich als zunehmend bedrohlich entpuppt, während Tom von dem lebenden Sohn in eine abusive Nicht-Beziehung gezogen wird.
    Ich bin dem Film mit einer gewissen Zurückhaltung begegnet, weil solche Thematiken mich normalerweise sehr runterziehen. Erstaunlicherweise ging ich recht guter Dinge aus dem Film, was nicht zuletzt seiner Erzählweise geschuldet ist. Dafür, dass es sich um ein Drama handelt, gibt es auch erstaunlich viele lustige/absurde Momente. Trotzdem ist emotionale/psychische Gewalt und Manipulation ein sehr großes Thema, zu geringeren Teilen auch physische und emotionale. Wie Tom eingewickelt und in seiner Handlungsfähigkeit eingeschränkt wird, fand ich sehr gut dargestellt. Es war ein wenig unrealistisch, wie schnell es geschah, aber die Taktiken stimmen zu hundert Prozent (sagt die Person, die viele Bücher las). Auch die Art der Aufnahmen, der Beleuchtung, des In-Szene-Setzens fand ich großartig. Nicht umsonst wird der Regisseur, der auch die Hauptrolle spielte, hoch gehandelt. Wenn die Thematik euch nicht abschreckt, kann ich Sag nicht wer du bist zu 100% empfehlen. Gewarnt sei noch, dass tote Tiere im Film vorkommen.

    So viel von meinem aktuellen Serienrundgang. Was hat euch in letzter Zeit mitgerissen? (Filme, Serien, Bücher, …)