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Schlagwörter: Cissexismus – Dan Savage – Arbeitslosigkeit – Lundy Bancroft – abusive Beziehungen – Drohnen – sexuelle Belästigung – Menstruation

Die Links einmal komplett auf Englisch.

Der Autor von „Why Does He Do That – Inside the Minds of Angry and Controlling Men“ hat einen eigenen Blog. Wegen des Themas sei vor Geschichten häuslicher Gewalt u.ä. gewarnt.

Besorgniserregende Entwicklungen in England: Langzeitarbeitslose müssen sich entscheiden entweder täglich beim Arbeitsamt zu erscheinen oder unentgeldlich zu arbeiten

Die Sicherheit von Menstruations-Produkten sollte tatsächlich einmal untersucht werden via @hanhaiwen

Sexuelle Belästigung jetzt per Drohne verfügbar via @nkjemisin

Dan Savage beschimpft junge trans Person und erwartet dann eine Entschuldigung von ihr via @Shanna_Katz

Periodenschmerzen

Schlagwörter: Menstruation – Schmerzen – Blut

Da das Thema für einige Menschen ein Dauerbrenner ist (RW), heute mal: was bei Periodenschmerzen tun. Ich stelle euch einige Mittel vor, von denen ich gehört habe und einige Dinge, die ich selbst tu.

Ich besitze kein medizinisches oder sonstwie Fachwissen. Ich versuche natürlich, keine falschen Angaben zu machen, aber bei Medikamenten zählt nur, was in der Packungsbeilage steht. Und was eine Ärztin* eures Vertrauens euch sagt.


Jetzt geht’s los. Als erstes: was kann mensch bei Schmerzen unmittelbar tun.

Im Moment

(1) Bewegung.
Ich habe keine große Erfahrung damit, inwiefern welche Art von Bewegung helfen kann. Ich finde, dass ‚rumlaufen mich ablenkt, aber als einzige Maßnahme ist es für mich nicht ausreichend.

(2) Warm einpacken, Wärmflasche, warmes Bad, an Heizung kleben.
Da die Schmerzen oft u.a. durch Krämpfe kommen, empfiehlt es sich, die schmerzenden Körperteile und sich selbst gut einzupacken. Wenn mensch friert, spannt mensch sich an.

(3) Orgasmen.
Bei einem Orgasmus passiert irgendwelches Zeug. Ich könnte euch das jetzt erklären, wenn ich mich für Hirnchemie oder Biologie interessieren würde. Tu ich aber nicht. Jedenfalls kann ein Orgasmus stark schmerzlindernd wirken, weil entkrampfend.

(Die Reihenfolge der drei Punkte ist nicht zufällig. Entspricht der Wirksamkeit, die ich ihnen zuordne.)

„Ernährung“

Als vorbeugend gegen Krämpfe wird mitunter eine bestimmte Ernährung empfohlen. Sowohl

(1) Magnesium-Tabletten als auch
(2) bestimmte Nahrungsmittel (mit viel Vitamin A, Kalzium und Kalium)

Ich habe mich selbst noch nicht dazu durchringen können, bei einem der beiden Punkte konsequent zu sein. Magnesium-Tabletten hab ich ein, zwei mal für mehrere Tage vor der Periode genommen, aber keinen großen Unterschied gemerkt. Einerseits sind sie teuer, andererseits sollte mensch auch wissen, wie die am effektivsten dosiert werden. Ich weiß das nicht.
Wie hilfreich diese Ernährungstips oder Tabletten sind, kann ich also aus Erfahrung nicht sagen. Mir wurde jedoch berichtet, dass eine positive Wirkung bemerkt werden kann, wenn man beginnt, Magnesium-Tabletten 10 bis 12 Tage vor der Periode zu nehmen.

Medikamente

(1) Ibuprofen-Tabletten
Ibuprofen ist ein Wirkstoff, der auf lange Zeit die Niere schädigt. Jahrelange Einnahme kann zur Notwendigkeit von Dialyse führen. U.a. wirkt Ibuprofen auch blutverdünnend, deswegen Vorsicht bei der Einnahme vor Operationen o.ä.

(2) Paracetamol
Paracetamol wirkt auf die Dauer leberschädigend.

Schmerzmittel könnt ihr danach auswählen, wie sie bei euch wirken. Paracetamol schmeckt mir scheiße, wirkt vielleicht nach 2 1/2 Stunden und nervt mich unsäglich. Ibuprofen wirkt schneller (wenn auch nicht so schnell wie bei anderen) und spürbar. Dies alles hängt völlig von der Person ab!
In jedem Falle achtet auf die Packungsbeilage und seid euch der Langzeitwirkungen bewusst. Auch zu beachten: je länger man Tabletten einnimmt, dest weniger reagiert der Körper auf die gleiche Dosis. Das wollt ihr sicher so lange wie möglich hinauszögern. Nehmt NIE mehr pro Zeitraum als vorgesehen, weil die Organschädigung sonst schneller von statten geht (bei Ibuprofen ist eine Wartezeit von 6 Stunden vor einer erneuten Einnahme vorgesehen). Trinkt viel bei der Einnahme, z.B. Wasser, und nehmt die Tabletten vor dem Essen, dann wirken sie schneller. Trinkt allgemein ausreichend, während ihr die Tabletten nutzt (1,5 l pro Tag oder mehr), damit die Medikamente besser ausgeschieden werden.

(3) Aconit
Ein Schmerzöl. Ich bin noch nicht dazu gekommen es auszuprobieren, aber @KhaosKobold sagt es wirkt ;)

(4) Buscopan
Tabletten, die speziell entkrampfend und schmerzlindernd wirken. Die konnte ich auch noch nicht ausprobieren. Mir ist eine Person bekannt, bei der es gut gewirkt hat und viele begeisterte Menschen in einem Internet-Thread (wenn das mal nicht Werbung der Pharamindustrie war ;) Eine andere Person berichtete, dass entkrampfende Mittel ihr nicht geholfen haben.

(5) Die Pille, also eine Pille
Bei einigen Menschen mit Periode führt die Pille wohl zu weniger schmerzhaften Abbruchblutungen. (Man hat, wenn man die Pille nimmt, eigentlich keine Periode. Das Bluten wurde nur beibehalten, damit mensch sich nicht umgewöhnen muss … oder so.)
Ich kenne Personen, bei denen die Pille diese Wirkung nicht gezeigt hat. Ich nehme die Pille nicht, weil ich sie nicht mag und kann aus persönlicher Erfahrung deswegen nichts sagen.

Und sonst

(1) Eine Langzeitmaßnahme, die mir auch als erfolgversprechend berichtet wurde, ist ein Training der Bauch- und Rückenmuskulatur. Ich spreche hier nicht von keinen Schmerzen mehr, aber weniger starken. Hier muss ich auch noch ausprobieren, bevor ich Persönliches berichten kann.

(2) Erlaubnis sich freizunehmen
Erst vor Kurzem ist mir aufgefallen, dass ich während der Periode versuche zu funktionieren. Ich bin daher widerwilliger geworden, Schmerztabletten zu nehmen, nur damit ich es aushalte in der Öffentlichkeit unterwegs zu sein. Wegen einer Erkältung nimmt man sich halt frei. Periodenkrämpfe? Was auch immer. Ich denke, dass die Geringschätzung daher rührt, dass Menschen glauben, Perioden seien eine Frauen-Sache. Das stimmt schon mal nicht, führt aber zur üblichen sexistischen Abwehr und Kleinmachung des Themas. „So schlimm kann es ja nicht sein.“ „Aber du hast das doch dauernd. Willst du jetzt etwa immer frei nehmen?“ Bla bla bla.
Also: Leute, das ist ein echtes Problem. Starke Schmerzen zu haben, ist ein guter Grund dafür, sich freizunehmen (falls möglich, der Kapitalismus wartet nicht und vielleicht seid ihr gezwungen zu arbeiten). Seid extra nett zu euch, kauft euch was Schönes, wenn das drin ist (ja, ich rede mit dir, Schokolade). Macht sonderbare Dinge. Wenn ich unglaubliche Schmerzen habe, kann ich manchmal das Gefühl von bestimmten Sachen auf meiner Haut, die Anordnung der Gegenstände in meinem Zimmer oder sonstwas nicht leiden. Kein Ding, wird geändert. Alles, damit Schmerz-Knäul-Esme wenigstens nicht von sowas gestört wird.

(3) Leute loswerden, die die Schmerzen nicht ernst nehmen
Wisst ihr, wovon man richtig pissig wird bei unsäglichen Schmerzen? Leute, die scheiß Witze machen. Haltet die von euch fern, schmeißt sie raus, bewerft sie mit Wackelpudding. Wenn mensch Schmerzen hat, braucht mensch echt keine Ablenkung – außer die durch flauschige Katzenbabys.


Eine Liste von Kalium-, Kalzium- und Vitamin A-haltigen Nahrungsmitteln, weiteren Tips und anderen Lösungen für schmerzhafte Perioden findet ihr hier (in der verlinkten englischsprachigen PDF, S.9; bitte Blogtext beachten).

Jetzt natürlich die unvermeidliche Frage: was tut ihr anderes? Was tut ihr anders? Was hilft euch am meisten? Und: habt ihr das nicht-körperschädigende Mittel, mit dem man nie wieder Krämpfe hat, das ich unbedingt möchte???

Und ein zweiter wichtiger Disclaimer: euch wird auffallen, dass ich „Menschen“ geschrieben habe und nicht „Frauen“. Das liegt daran, dass nicht alle Menschen, die die Periode kriegen, sich als weiblich identifizieren. Und dass nicht alle Menschen, die sich als weiblich identifizieren, die Periode kriegen. „Menstruieren“ ist nicht untrennbar verbunden mit „weiblich sein“, weiblich sein nicht mit menstruieren. Ich bitte euch darauf zu achten, wenn ihr kommentiert. Benutzt „Menschen“, „Person“ oder „Leute“.

Links 18

[leichte Trigger Warnung] Kampagne, die Täter statt Opfer anspricht, führt zu merklichem Rückgang der Sexualdelikte [Englisch] (Leider durch Seitenbetreiber*innen unzugänglich gemacht, 08.03.2012)

Periodenblut in der Öffentlichkeit? Leute kriegen Panik [Englisch]

Geschichte der Heterosexualität [Englisch]

Keine Toleranz für Genitalverstümmelung von Intersexuellen

Kapitalismus ist ein Arsch [Englisch]

„Dubiose Praktiken einer Öko-Kosmetikkette“ (zu beachten: älterer Artikel)

Ein kurzes klärendes Gespräch mit der US-amerikanischen Atheist*innen-Community [Englisch]

Warum „Es liegt in den Genen“ meist kein sinnvolles Argument ist [Englisch]

Pocher suhlt sich im „Tabubruch“ während er „mutig“ die Mehrheitsmeinung wiedergibt via @kuebra

Über queere Frauen*, die eine heterosexuelle Beziehung eingehen [Englisch]

Links 17

Langsam mag ich Tags *alles durchtag*

Offener Brief an Leute, die mit anderer Leute Kinder Vornamen nicht klarkommen

Tucson, Arizona verbietet Mexican Studies und bis zu 50 Bücher von Menschen of Color

Türkisch und Serbisch in österreichischen Bäckereien nicht erwünscht

Victim Blaming mit einer Kampagne, die Frauen* erklärt, sie seien Schuld an Verbrechen gegen sie und ihre Freundinnen*, wenn sie vorher getrunken haben [Englisch]

In der Öffentlichkeit die Brust zu geben ist offensichtlich das gleiche wie in der Öffentlichkeit ein Tampon zu wechseln [Englisch]

Wie Schönheit konstruiert wird – und wie man sie selbst herstellt [Englisch]

Beschreibung einer Gesellschaft, in der Zustimmung groß geschrieben wird [Englisch]

Erfolgsgeschichte der Frauen*quote in der Berliner Stadtreinigung

Leider mit Cis-Sexismus und Sexismus-Fail, aber sonst sehr guter Text darüber, wie eklig Perioden für Männer* sind [Englisch]

Sehr gute Erklärung, warum Trans-Männer „Tranny“ nicht reclaimen können und über die Überschneidungen von Transsexualität mit anderen Formen der Diskriminierung [Englisch]

Frauen* – Eine Erklärung

Da ich mich heute entschieden habe, euch Frauen* zu erklären, werde ich mit den Grundlagen beginnen: Frauen* sind Menschen. Sie mögen angenehme Dinge und sie vermeiden unangenehme Dinge. Sie sind am glücklichsten, wenn sie ihr Leben nach ihren Wünschen und Vorstellungen gestalten können. Sie werden unglücklich, wenn man sie in ihrer Entfaltung einschränkt, sie bedroht, bevormundet, ausgrenzt oder auf sie herabblickt. So viel dazu.
Kommen wir nun zu einigen konkreten Eigenschaften von Frauen*:

Sie furzen. Auch in Körpern, die als weiblich gelesen werden und/oder sich als weiblich identifizieren, suchen Verdauungsgase ihren Weg nach draußen. Erstaunlicherweise kommen dabei keine Schmetterlinge zum Vorschein. Es ist also völlig unrealistisch anzunehmen, dass Frauen* nie pupsen und daher irrational, in Schockstarre zu verfallen, wenn man es doch einmal erlebt. Get over it.

Viele Frauen menstruieren. Oder „haben ihre Tage“ oder „bluten wie sonstwas“. Dies ist natürlich. Wenn frau* möchte, kann sie Binden, Tampons, Diva Cups, … oder auch nichts verwenden. Viele haben dabei auch leichte bis unerträgliche Krämpfe, die von mehreren Stunden bis zu mehreren Tagen andauern. Hier gilt, wie bei allen Dingen, die mit Schmerzen zu tun haben: die Person, die gerade leidet, wird am besten wissen, wie stark die Schmerzen sind. Also kein „Das muss doch gehen.“ oder „Stell dich nicht so an.“ (bei letzterem würde man in meinem Falle ‚rausfliegen).
Zu beachten ist hier: die Methoden, Blut aufzufangen, sind nicht unfehlbar und der Beginn der Periode ist nicht immer vorhersagbar, also wird es Blut geben. Die richtige Etikette für diesen Fall heißt nie „Igitt, omg, wie kannst du mir das antun *faint*“ sondern die Person unauffällig beiseite zu nehmen, auf den Fleck aufmerksam machen, ohne herumzudrucksen oder zu transportieren, dass das jetzt total peinlich/eklig sei und Hilfe in Form von entsprechenden Produkten oder Kleidungsstücken zum Umbinden anbieten.
Wenn ihr damit klar kommt, dass andere Leute Spucke produzieren, dann sollte euch Periodenblut nicht umhauen. Niemand zwingt euch dazu, es als Körperschmuck zu verwenden.

Sie rülpsen. Luft, Verdauung, blabla. Manchen macht das sogar Spaß. Es ist natürlich, get over it.

Sie gehen aufs Klo. (Ich habe mich nur knapp gegen das k-Wort entschieden.) Ja, viele mögen sich dies nicht vorstellen, aber Körper müssen Abfallprodukte allgemein ausscheiden. Es sollte zu denken geben, wenn man nicht fähig ist, sich geistig mit dieser Tatsache zu konfrontieren.

Sie sind behaart. Mit dem Rasieren kann man es halten, wie man will, aber auch Frauen* sind mehr oder weniger stark von oben bis unten behaart. Im unrasierten Zustand haben die meisten Haare u.a. an den Beinen, an den Armen, um die Vulva und sogar im Gesicht (hier natürlich eher Flaum, aber manchmal auch mehr).

Sie haben Poren. Ich sage dies nur als kleine Erinnerung, weil viele Werbeplakate inzwischen Gegenteiliges suggerieren¹. Daher: Gesichter lassen üblicherweise Poren erkennen.

Schön, dass ihr meinem kleinen Exkurs² so weit gefolgt seid. Ich hoffe, er hat zu eurer Bildung und zum Verstehen der Frau* an sich beigetragen.
Was ich eigentlich sagen will: es ist kein Zeichen von Respekt oder Wertschätzung, eine Person(engruppe) aufs Podest zu stellen, sondern respektlos und einengend. Denn Menschen werden zwangsläufig anfangen zu kippeln und herunterzukippen, weil sie Menschen sind. Mit allem, was dazu gehört. Die Stilisierung³ von Frauen als „rein“(licher) oder „sanft“ oder „sinnlich“ wirkt wie ein Korsett, dass ihnen wenig Ausdrucksmöglichkeiten lässt. Und nebenbei bietet es einen offensichtlichen Grund, die zu bestrafen, die sich gar nicht erst einschnüren lassen. Lasst euch von den schönen Worten nicht täuschen.
Frauen* sind Menschen, behandelt sie auch so.

1 weismachen wollen
2 Ausflug
3 beschönigende Darstellung