Links 46

Schlagwörter: antisemitismus – rassismus – monosexismus – depression – transsexualität – generationenkonflikt – klasse – sexualisierte gewalt – lena dunham – samariter – samaritans radar – nbforum – nonbinary trans – geflüchtete – essen – suizid

Die folgenden Links sind teils mehr als 2 Monate alt, deswegen kann ich nicht versprechen immer passende Inhaltswarnungen zu posten. Lesen nach eigenem Ermessen usw.
Außerdem haben sich so viele Artikel angesammelt, dass ich in wenigen Tagen eine weitere Sammlung veröffentlichen werde.

Zum Thema Essen und Depression
von @nightlibrarian [Englisch]

3 Jahre Class Matters – Mit welchen Argumenten Clara Rosa in der Zeit zu kämpfen hatte
via @kopfrechner_in [Deutsch]

Wort des Tages: Sappophobia
von @stavvers via @baum_glueck [Englisch]

Das Geschäft mit den Geflüchteten – Wie gewinnorientierte Unternehmen sich in den Bereich einschalten
via @luna_le [Deutsch]

„Wir dürfen die Gewaltbereitschaft junger Männer aus der Mittelschicht nicht unterschätzen.“ Über Männlichkeit, Abstiegsangst und Klasse
via @AnnaHegerComics [Deutsch]

Ein Interview mit cis Partner*innen von trans Menschen
von @cnlester via @goldfish [Englisch]

Neu eröffnet: ein deutsprachiges Forum für Leute mit nicht-binärem Geschlecht
von @NBForum_net [Deutsch]

„Ich wünschte, du hättest nur einen Hauptschulabschluss!“ – Über den Generationenkonflikt von Kindern türkischer Eltern, die in Deutschland geboren sind
von @hakantee via @eine_charlotte [Deutsch]

Der Samaritans Radar ist Geschichte, dennoch hier die Gründe, warum es nicht in Ordnung ist, suizidale Menschen zu überwachen
von @adrianshort [Englisch]

[TW sexualisierte Gewalt ggü. Kindern/Kleinkindern] Lena Dunham hält sich für ein „komisches Kind“, erzählt, wie sie ihrer Schwester Gewalt angetan hat
via @baum_glueck [Englisch]

Die Rechte in Dortmund möchte für mehr Bekanntheit die Zahl von Jüd*innen in der Stadt aufgelistet bekommen
[Deutsch]

Warnzeichen für schlechte Behandlung in Beziehungen

Schlagworte: abuse – red flags – Gewalt in Beziehungen – emotionale Gewalt – körperliche Gewalt – sexualisierte Gewalt

Wenn ich diesen Artikel nicht besonders für eine deutsche Leser*innenschaft geschrieben hätte, würde er „Red Flags in abusive Beziehungen“ heißen, aber ich habe versucht, das Gleiche auf Deutsch auszudrücken.
Ich wurde wiederholt gefragt, ob ich eine solche Sammlung auch in deutscher Sprache kenne – und das tue ich nicht, obwohl ich Ähnliches schon auf Englisch las. Mit diesem Beitrag versuche ich also eine mögliche Lücke zu schließen. Vielleicht aber auch nur eine Wissenslücke, denn ich bin in der englischsprachigen Blogosphäre besser belesen als in der deutschen, vielleicht kennt ihr ja weitere deutsche Links zum Thema (in den Kommentaren erwünscht).

Ich selbst bin weiß, die Blogs und Bücher, die ich zum Thema kenne, sind fast ausnahmslos US-amerikanisch oder britisch, mehrheitlich von Weißen geschrieben/betrieben, teils von Menschen mit Behinderungen. So viel zur Perspektive, die eingeflossen ist.

Genug der Vorrede, jetzt möchte ich euch an meinem Wissen teilhaben lassen.

Warnzeichen, ein Grund zur Vorsicht

Ich werde einige Warnzeichen zusammentragen, die dafür sprechen, dass in einer Beziehung etwas schief gehen könnte (vor allem in Freund*innenschaften und romantischen und/oder sexuellen Beziehungen).
Genau so wie ein Stopschild nicht bedeutet, dass du auf jeden Fall mit einem Fahrzeug zusammenstoßen wirst, wenn du nicht anhältst und dich gründlich umsiehst, sagt ein einziges der Warnzeichen nicht zwingend, dass es notwendig ist, die Beziehung zu beenden (manche sind jedoch so schwerwiegend, dass ich es dringend empfehlen würde). Aber genau wie ein Stopschild sollte ein Warnzeichen beachtet werden, weil es eine mögliche Gefahr anzeigt. Du kannst deine aktuelle Situation analysieren und, wenn du keine Bedenken hast, weitermachen wie bisher, aber ohne diesen Moment des In-sich-Gehens weiterzumachen, könnte sich als gefährlich herausstellen.
Je mehr Punkte du auf dieser Liste abhakst, desto aufmerksamer solltest du werden. Ich würde mir schon bei 1 bis 3 Punkten Sorgen machen, aber je mehr es werden, desto dringender wird es, dir sehr genau anzusehen, wie es dir geht und ob du diese Beziehung(en) noch möchtest. Im besten Falle helfen die genannten Warnzeichen schon beim Kennenlernen einer neuen Person festzustellen, dass man nicht fair behandelt wird/ein schlechtes Gefühl hat und kann sich besseren Menschen zuwenden. Mit wem ich zu tun haben möchte, ist keine demokratische Entscheidung, sondern nur meine eigene. Die Warnzeichen können aber auch in bestehenden Beziehungen hilfreich sein.

Ich werde das Gegenüber als „P“ für „Partner*in“ bezeichnen, aber die meisten Punkte gelten auch für Freund*innen, Bekannte oder Familie.
Jeder der Links in den Listen bietet ein Beispiel für das beschriebene Verhalten, die meisten Links sprechen aber auch über weitere. Deswegen gilt für jeden der Links eine Trigger-Warnung für mehrere Formen von Gewalt in Beziehungen. In Block 1 und 2 beschreibe ich v.a. emotionale Gewalt und Manipulation. In Block 3 körperlich drohende Gewalt und in Block 4 körperliche und sexualisierte Gewalt. Entsprechende Vorsicht ist geboten. Die Einteilung in die Blöcke folgt keinem festgeschriebenen Gesetz, sondern meinem Bauchgefühl. Wenn euer Bauchgefühl etwas anderes sagt, scheut euch nicht drauf zu hören.
Die verlinkten Beispiele habe ich leider nur in Englisch.

Block 1: Grundlegende Warnzeichen

1. P redet dir wiederholt Dinge aus, seien es Entscheidungen, Vorlieben oder Freund*innenschaften.
2. Wenn ihr zusammen seid, hast du Schwierigkeiten Entscheidungen zu treffen.
3. Wenn ihr zusammen seid, bist du emotional aufgewühlt und weißt nicht, „wo dir der Kopf steht“.
4. Nach einer Interaktion fühlst du dich meist verwirrter, ausgelaugt oder desorientiert.
5. Du achtest aufmerksam auf die Gefühle von P, beschwichtigst sofort oder munterst auf, wenn etwas nicht zu stimmen scheint.
6. P sagt Dinge, die dich beleidigen und/oder verletzen.
7. P erklärt dir, dass beleidigende oder verletzende Aussagen „nur ein Witz“ waren.
8. P erklärt dir, warum beleidigende oder verletzende Aussagen es eigentlich gar nicht waren und dass du dich anders fühlen sollst.
9. P macht wiederholt Witze, die dich tief treffen oder eine Drohung zu beinhalten scheinen.
10. Wenn du Bedürfnisse oder Wünsche (an euren Umgang miteinander, an P, bzgl. eurer Freizeitgestaltung usw.) hast, scheint P dir am Ende immer logisch zu erklären, warum die falsch, unnötig oder sonstwie nicht zu beachten sind.
11. P zeigt kein Interesse an deinen Erfolgen oder macht sie gar schlecht.
12. P benutzt anhaltendes Schweigen (auch tage- bis wochenlang), um dich in einem Konflikt zur Kapitulation zu bringen.
13. P redet von vorherigen Partner*innen ausschließlich schlecht.
14. P vergleicht dein Verhalten mit dem von früheren Partner*innen und sagt dir, dass du viel besser bist oder macht negative Vergleiche wie „Du bist genau wie mein/e Mutter/Vater.“
15. P erklärt euer Treffen muss Schicksal gewesen sein.
16. Eure Beziehung hat einen unglaublichen raschen Start hingelegt (sehr frühe Gespräche über zusammenziehen, Kinder, heiraten o.ä.).
17. P hat dir Geschenke gemacht oder ungefragt Gefallen getan, die nicht angemessen scheinen für die aktuelle Nähe eures Verhältnisses und dir das Gefühl vermitteln in sirer Schuld zu stehen.
18. P sagt negative Sachen über sich/sir Leben („Ich bin so ein*e schlechte*r Partner*n/Freund*in.“, „Alle verlassen mich.“) und weckt in dir das Bedürfnis es besser zu machen als die anderen.
19. Das, was P tut, stimmt sehr oft nicht dem überein, was si:er sagt. (Versprechen, aber auch positive Aussagen über den eigenen Charakter sind nichts wert, wenn sie nicht von Taten begleitet werden.)
20. P hat eine raumgreifende Persönlichkeit, einen Charme, der nie nachzulassen scheint. Wenn ihr zusammen seid, bist du nicht einfach froh, sondern es ist nahezu berauschend.
21. P meldet sich schon zu beginn der Beziehung öfter, als dir lieb ist.
22. Falls ein Ende eurer Beziehung im Raum steht: „Du triffst nie wieder jemanden so Gutes wie mich.“
23. P entschuldigt sich jemals mit „Ich bin halt ein Arschloch/nicht gut mit Emotionen/…“, benutzt die Aussage später als Ausflucht („Du wusstest, worauf du dich einlässt.“)
24. P versucht dir mit Komplimenten über deine Fähigkeiten, Reife oder andere Eigenschaften klar zu machen, warum du etwas doch tun kannst/solltest, das du nicht tun möchtest.
25. P scheint Ratschlägen und Empfehlungen von dir nicht zu vertrauen, aber denen von anderen Menschen.
Zusatz 2: Du bist der Meinung, du solltest dich toll mit der Beziehung fühlen und verstehst nicht, warum du dich stattdessen komisch fühlst.
Zusatz 4: (Eine Weiterentwicklung von Punkt 19) Das Aschenputtel-Prinzip: P verspricht etwas zu tun/stimmt überein, dass du etwas tun kannst, legt dir aber letztendlich so viele Steine in den Weg, dass du die Aufgabe selbst übernimmst/es doch nicht tun kannst. (Z.B. P verspricht im Haushalt zu helfen, tut es aber nie. Bzw. P sagt si:er wird auf die Kinder aufpassen, während du ausgehst, aber gibt dir Anlass zur Sorge, si:er würde sich nicht ausreichend kümmern, so dass du bleibst.)

Block 2: Komplexere Manipulation

26. P hält dich mit Beziehungsgesprächen bis in die Nacht wach oder weckt dich dafür gar auf.
27. P scheint immer dann eine emotionale Krise zu haben oder besonders viel Aufmerksamkeit zu benötigen, wenn du am nächsten Tag ein wichtiges Ereignis hast (Prüfungen, wichtiges Meeting, ein Treffen, worauf du dich lange gefreut hast etc.).
28. P entschuldigt schlechtes Verhalten mit einer schweren Kindheit, einer psychischen Störung, Drogen- oder Alkoholkonsum.
29. P beleidigt dich vor anderen Menschen.
30. Das Verhalten von P (v.a. dir, deinen Kindern oder Haustieren gegenüber) unterscheidet sich stark in der Öffentlichkeit im Vergleich mit sirem Verhalten, wenn ihr alleine seid.
31. „Lobdissen“ – P beleidigt dich, versteckt in Komplimenten. Kann auch vor anderen Menschen geschehen. („Sonst kriegst du das ja selten hin aber diesmal hast du dich übertroffen.“ „Frauen sind normalerweise schlecht in so etwas, aber du …“).
32. P redet so lange schlecht über dein Hobby, deine Hobbygruppe, deine Familie oder Freund*innen bis du sie seltener siehst/hingehst.
33. P erklärt dir, dass ihr „gemeinsam gegen die Welt“ steht/dich niemand so versteht wie si:er.
34. P hat Notfälle, Termine oder andere wichtige Gründe immer so, dass du deine Freund*innen/Familie weniger oder gar nicht siehst.
35. P möchte wissen, wo du zu jedem Zeitpunkt deines Tages warst – auch „aus Sorge“ nicht in Ordnung.
36. P liest unerlaubt private Nachrichten auf deinen elektronischen Geräten/dein Tagebuch.
37. P bringt dich dazu, sir deine privaten Nachrichten/Tagebuch zu zeigen oder das Passwort für deine Geräte zu geben, z.B. mit Sätzen wie „Wenn du nichts zu verstecken hast, sollte das kein Problem sein.“ oder „Also betrügst du mich doch?“
38. P fragt dich darüber aus, was du mit Menschen getan/besprochen hast, besonders wenn si:er der Meinung ist, du könntest sie attraktiv finden oder sie dich.
39. P ist eifersüchtig.
40. Zwischen euch besteht ein Machtgefälle durch Privilegien, Altersunterschied, sozialen Status, Angestelltenverhältnis o.ä.
41. Du hast P bei einer großen Lüge erwischt, die dich etwas angeht, aber P hat sich nicht wirklich dafür entschuldigt oder sich selbständig um Wiedergutmachung bemüht.
42. P kontrolliert, was du isst, wie du dich kleidest, wann du schläfst, wen du triffst oder wann du auf Toilette gehst.
43. Du hast Angst davor, dass P wütend werden könnte.
44. P erklärt eine Ablehnung damit, dass du wahrscheinlich *istisch bist.¹
45. Auch wenn P etwas falsch gemacht hat, kommt ihr am Ende einer Diskussion unerklärlich zum Ergebnis, dass die Schuld eigentlich bei dir lag.
46. P erklärt dir, dass si:er nicht auf diese Weise mit dir umgehen müsste, wenn du dich nicht so verhalten würdest wie du es tust.
47. P setzt dich durch sir Sexualverhalten gesundheitlichen Risiken aus, triggert dich wiederholt oder löst deine bekannten Allergien aus und unternimmt keine anhaltenden Bemühungen das Verhalten zu ändern.
48. P macht „aus Versehen“ Sachen kaputt oder vergisst Dinge zu tun, die wichtig für deine Gesundheit oder Wohlbefinden sind, nachdem du etwas getan hast, was sim nicht gefällt.
49. Du erinnerst dich grundlegend anders an Ereignisse/Streits als P.
50. Du zweifelst an deinem Erinnerungsvermögen.
51. Du erwischst P dabei, wie si:er in kurzer Zeitspanne grundlegend sire Meinung ändert.
52. P macht Scherze darüber, Frauen oder Minderheiten Gewalt anzutun.
53. „Du hast Glück, dass ich trotz deiner Behinderung/deiner psychischen Störung/deines Gewichts/… bei dir bleibe.“
Zusatz 1: Du verschweigst Freund*innen/Familie Teile der Beziehung, weil du ein unangenehmes Gefühl dabei hast.
Zusatz 3: Du kannst die Person, die P in der Öffentlichkeit/in Gegenwart von Kolleg*innen/Freund*innen ist nicht mit der Person zusammenbringen, die si:er ist, wenn ihr zu zweit seid.

Block 3: Vorstufe zu Eskalation

Die folgenden Punkte zeigen einen schwerwiegenden Mangel an Respekt. Auf Grundlage des Buches „Why Does He Do That“ von Lundy Bancroft sehe ich sie als mögliche Vorboten von körperlicher Gewalt. Ich würde fortan, wenn irgend möglich, Abstand zu der Person halten. Die Gefahr steigt, solltest du zusätzlich schwanger werden.

54. P hat jemals deine Verhütungsmethode manipuliert.
55. P hat sich in einem Streit jemals in drohender Weise vor dir aufgebaut.
56. P hat dich im Streit jemals drohend angefasst (dazu zählt auch mit dem Finger pieksen, anschnipsen oder deine Bewegungsfreiheit einschränken, z.B. den Arm festhalten oder sich so positionieren, dass du schwer zu Tür oder Telefon kannst).
57. P hat dich im Streit jemals *istisch beschimpft (sexistisch, rassistisch, ableistisch, …).
58. P hat im Streit jemals etwas kaputt gemacht. (Was zu Bruch geht, sind bei Vielen nie Ps Sachen, immer nur deine.)
59. P hat jemals deine Sicherheit, die deiner Kinder, Freund*innen, Familie oder deiner Haustiere bedroht.

Block 4: Trigger Warnung sexualisierte und körperliche Gewalt

Wenn einer der folgenden Punkte zutrifft, falls du irgend gehen kannst und es sicher ist, bitte geh. (Folgende Formulierung ist Absicht)

60. P hat gegen deinen Willen Sex mit dir gehabt.
61. P hat sexuelle Handlungen nicht abgebrochen, nachdem du Nein gesagt hast.
62. P hat unter Vortäuschung falscher Tatsachen Sex mit dir gehabt – ohne Verhütung z.B., obwohl anders abgesprochen. Darunter fällt auch das Verschweigen von wichtigen Fakten, mit deren Wissen du nie eingewilligt hättest, Sex zu haben.
63. P hat einen Sexualakt begonnen, dem du nicht zugestimmt hast, obwohl vielleicht anderen davor.
64. P hat dich jemals geschlagen.
65. P hat deinen Kindern oder Haustieren wehgetan (oder andere Menschen gewalttätig angegriffen).

Abschließende Betrachtung

Es ist zu beachten, dass es für viele dieser Warnzeichen, vor allem die im ersten und teils auch im zweiten Block bedeutsame „Aber“s gibt. Gespräche über eure Seelenverwandtschaft können auch einfach Intimität darstellen. Manche Menschen können nicht darauf verzichten sich auf große Gefallen zu verlassen, weil sie Hilfe wegen einer Behinderung benötigen (Gedanke von @rsocialskills). Menschen mit psychischen Störungen können natürlich Beziehungen führen und Freund*innenschaften pflegen, auch wenn sie mal nicht di:er perfekte Freund*in/Partner*in sind. Ob eine solche Ausnahmesituation vorliegt, kann und muss jede*r für sich selbst entscheiden (um die Außensicht einer Vertrauensperson zu bitten, kann auch helfen).
Diese Liste soll eine Sammlung darstellen, die zeigt: Diese Punkte haben Viele im Nachhinein als Warnzeichen erlebt oder identifiziert. Vielleicht ist etwas dran, wenn sie dir gehäuft auch in deinem Leben begegnen.

Was ich mit der Reihenfolge übrigens nicht ausdrücken will ist: Emotionale Gewalt (oft vertreten in Block 1 und 2) sei weniger schlimm als körperliche. Ein großer Teil des verletzenden Potenzials in gewalttätigen Beziehungen ist die emotionale Gewalt, die Manipulation, die Einschüchterung. Nur ist sie leider schwerer zu identifizieren und während man Leuten selten aus Versehen körperlich weh tut, kann es emotional häufiger passieren. Der Umgang mit und die Häufigkeit solcher Fehltritte, kann einen Hinweis darauf liefern, ob sie aus Versehen geschahen oder sie Teil eines bedenklichen Musters sind. Deswegen soll die Richtlinie „mehrere aus Block 1 und 2 zutreffende Punkte sind ein Problem“ dabei helfen festzustellen, ob emotionale Gewalt oder einfach Missverständnisse vorliegen.

Was die gesamte Liste auch nicht sein soll, ist ein Urteil, nämlich ein Urteil über dich. Es ist das Eine zu identifizieren, dass etwas nicht stimmt. Es ist etwas ganz Anderes aus einer einmal gewachsenen Beziehung wieder herauszukommen. Trotz der Tatsache, dass die Punkte aus Block 3 und 4 sehr beunruhigend sind, möchte ich nicht verschweigen, dass die Gefahr oft noch einmal steigt, wenn man versucht eine solche Beziehung zu verlassen. Deswegen schuldest du keiner*m eine bestimmte Reaktion. Du hast keine Verpflichtung auf eine bestimmte Art, in einer bestimmten Zeitspanne oder sonstwie zu reagieren. Dies ist ein persönlicher Prozess, der in deinem eigenen Tempo ablaufen muss und das Wichtigste ist, dass du so sicher wie möglich bist.

Weiterführende Texte:

  • Gute Zeichen in einer Beziehung von Captain Awkward (Englisch)
  • Gute Zeichen für eine Beziehung von Pervocracy (Englisch)
  • Wie Menschen in schlechten Beziehungen helfen: Teil 1, Teil 2 (Englisch); Nachtrag: Teil 1 (Deutsch), Nachtrag: Teil 2 (Deutsch)
  • Der Tumblr realsocialskills beschreibt oft auch in klarer Sprache, welches Verhalten in Ordnung ist und welches nicht. Besonders Angesprochene: Menschen mit Behinderungen, Autismus, psychischen Störungen u.ä. (Englisch)
  • Nachtrag 1: Eine Sammlung von Warnzeichen auf Captain Awkward (Englisch)
  • Nachtrag 2: Ausführliche Beschreibung von Gewaltformen in Partnerschaften (Deutsch)
  • Nachtrag 3: Über emotionale Gewalt (Deutsch)
  • Nachtrag 4: Wo beginnt eine Gewaltbeziehung? (Deutsch)
  • Nachtrag 5: Häusliche Gewalt erkennen (Deutsch)
  • Nachtrag 6: Checkliste, ob eins in einer Missbehandlungsbeziehung lebt (Deutsch)
  • Nachtrag 7: Verschiedene Formen von Gewalt in Beziehungen erkennen (Englisch)
  • Diese Liste wird ggf. aktualisiert. Wenn ihr irgendwelche dieser Artikel oder andere gute Artikel zum Thema in Deutsch (bzw. ins Deutsche übersetzt) kennt, bitte schreibt mir in den Kommentaren. Auch von eurem eigenen Blog herzlich willkommen.

    Bemerkung zur Moderation: Ich bemühe mich Victim Blaming und Ableismus aus der Diskussion herauszuhalten.

    1 Das kann mitunter sogar wahr sein. Aber eine Freund*innenschaft oder Beziehung mit einer Person anzufangen, mit der man keine haben möchte, ist nie ratsam. Menschen als „Trainingsräder für Akzeptanz“ zu verwenden, macht nämlich keinen Sinn und ist auch nicht respektvoll.

    Letzte Änderung: 02.11.14 Neuer Link (Nachtrag 7) und Zusatz 4

    [TW] You can stop r**e extra: Du hast nicht das Recht, für andere eine Anzeige zu erstatten

    Inhalt des und Links im Artikel können triggernd sein. Thema: sexualisierte Gewalt

    Im Zuge dieses Artikels bei Captain Awkward wies ich darauf hin, dass es nicht in Ordnung ist „für“ andere eine Anzeige zu erstatten, wenn diese sexualisierte Gewalt erfahren haben. Ich gehe von einer Situation aus, in der man von ihnen selbst oder durch Dritte (hoffentlich mit Einverständnis) nach der Tat davon erfährt, es also jetzt gerade keine Gefahr gibt. Anscheinend ist nicht allen klar warum, also gebe ich es hier noch einmal wieder.

    Strukturelle Gründe

    Viele Menschen haben berechtigtes Interesse daran, mit der Polizei erst gar nicht in Kontakt zu kommen. Das können Menschen ohne Papiere sein, Menschen of Color, trans* Menschen und viele mehr. Es besteht die Gefahr, dass sie unmittelbar eines Verbrechens beschuldigt werden, dass sie im Verlauf von Ermittlungen zu ihrem Fall diskriminierender und erniedrigender oder gewalttätiger Behandlung ausgesetzt sind. Sie haben mitunter schon Erfahrung mit Polizeigewalt. In jedem Falle wäre eine Anzeige keine Hilfe, sondern eine weitere Gefahr für ihre Person und andere, die möglicherweise von ihnen abhängig sind.

    Persönliche Gründe

    Wir gehen davon aus, dass einer Person sexualisierte Gewalt angetan wurde, ja? Gegen ihren Willen wurden ihre Grenzen verletzt, sie hat sich bei der Tat oder danach möglicherweise hilflos, ausgeliefert oder fernab jeder Kontrollmöglichkeit gefühlt. Und jetzt kommt eine Person, die ohne sich mit ihr abzusprechen entscheidet, dass sie (1) mit fremden Menschen (2) die ihr gegenüber möglicherweise feindlich eingestellt sind und/oder (3) sie für die Tat verantwortlich machen werden (4) über ein traumatisches Erlebnis reden muss. Klingt das fair? Klingt das hilfreich? Klingt das auch nur im Entferntesten OKAY? Ich hoffe nicht. Es ist eine Grenzüberschreitung, diese Entscheidung über den Kopf einer Person hinweg zu treffen. Es lässt die Person ein weiteres Mal die Kontrolle verlieren, über ihre Geschichte, darüber inwiefern sie mit ihrer Geschichte in irgendeiner Form an die Öffentlichkeit gehen will und ob sie sich in der Lage sieht di:en Täter*in öffentlich zu beschuldigen.

    Zynische Gründe

    Ich muss hier einen Moment auch noch einmal auf die Realität eingehen: Was genau soll eine Anzeige bringen? Jetzt echt. Was glaubt ihr, welche Chancen die Sache hat von der Polizei ernsthaft und geflissentlich verfolgt zu werden, jemals vor irgendein Gericht zu kommen? Anzeigen werden dauernd eingestellt. Ich will gar nicht die ganzen widerlichen Fälle ausbuddeln, in denen mit den abartigsten Gründen Verurteilungen abgelehnt wurden. Das einzige, was solch eine Anzeige ist, ist Ausdruck des „aber wenigstens habe ich was getan“. Tu lieber was für deine*n Freund*in.
    (Das alles heißt nicht, dass Menschen in ihrem eigenen Namen keine Anzeige mehr erstatten sollen. Das kann jede*r für sich selbst am besten abwägen. Es geht mir nur um den Fall, das die Entscheidung abgenommen wird.)

    Was tun?

    Dazu gibt es schon diverse Artikel von Menschen, die aus eigener Erfahrung sprechen. Sucht nach denen. Wenn ihr aber jetzt sofort was für eure*n Freund*in tun wollt: Sucht eine Opferberatungsstelle vor Ort raus und bietet ggf. eure Begleitung an/sucht die Nummer einer Notfallberatungshotline heraus und gebt die eurer*m Freund*in weiter. Fragt nach, was si:er braucht. Das ist wirklich das Wichtigste. Und haltet euch daran, was euch gesagt wird (z.B. nicht davon weiterzuerzählen/nicht auf eigene Faust (RW) di:en Täter*in zu konfrontieren). Worum es geht, ist die volle Kontrolle und Entscheidungsmacht bei eurer*m Freund*in/Bekannten etc. zu belassen. Ja sowas ist furchtbar, ja eins möchte nicht tatenlos dastehen, aber schadet bitte keiner*m, nur damit ihr euch besser fühlen könnt.

    Weiterführend Links, auch eigene, gerne willkommen.

    Links 40

    Schlagwörter: Kinder – Adultismus – Eritrea – Geflüchtete – sexualisierte Gewalt – Inzest – Eve Ensler – Neokolonialismus – trans* – two-spirits – Konflikt – Tränen – Gendergap – Psychotherapie – hijras

    Nicht-binäre Geschlechter „trans*“ nennen als kolonialer Akt
    [Englisch]

    Über Tränen und ihren Platz in der Welt
    Von @goldfish [Englisch]

    Eve Ensler von One Billion Rising entdeckt Intersektionalität für sich und „vergisst“ wie sie drauf kam
    Von @prisonculture via @spelunkenjenny [Englisch]

    Captain Awkward beantwortet: Wie richtig streiten in Beziehungen? (Vorsicht: heterolastig)
    [Englisch]

    „Der Gendergap beeinflusst nicht die Lesbarkeit von Texten. Es fühlt sich nur so an.“
    [Deutsch]

    „In Eritrea bleiben, heißt bei lebendigem Leibe sterben“
    Von @sab_culture [Deutsch]

    Warum ihr Kinder hasst
    Von @JacintaNandi via @nightlibrarian [Englisch]

    „Psychotherapie ist keine Operation an offener Seele“: Zur Einsparung von Psychotherapiestunden
    Von @theRosenblatts [Deutsch]

    Trigger Warnung für Inzest und sexualisierte Gewalt, Victim Blaming

    Dieses Leben kann Spuren von Gewalt enthalten, Teil 1
    Von @MikaMurstein [Deutsch]

    Links 38

    Schlagwörter: Sexarbeit – Miley Cyrus – Menschenhandel – Fleisch – Sexualisierung – Ableismus – sexualisierte Gewalt – cultural appropriation

    „Sex und Fleisch“ [Deutsch]

    Consent in nicht-sexuellen Situationen [Englisch]

    Wie auf angemessene Weise mit einem aktivistischen Blog interagieren [Englisch]

    Miley Cyrus und die Aneignung Schwarzer US-amerikanischer Kultur [Englisch]

    Frau wegen Rollstuhls unter Polizeieinsatz nackt aus der Sauna geworfen
    via @Nico @baum_glueck [Deutsch]

    Warum Sexarbeit und Menschenhandel nicht synonym [1] verwendet werden dürfen
    via @hanhaiwen [Englisch]

    [1] „synonym“ = als Wörter, die das Gleiche bedeuten

    Letzter Artikel mit Trigger-Warnung für Thema sexualisierte Gewalt

    Wie einer*m Freund*in helfen, di:er vergewaltigt wurde [Englisch]

    Ethische Dimensionen von Liebestränken – Wäre die Welt mein

    Schlagwörter: Liebestränke – Liebeszauber – Homosexualität – Consent – Film – sexualisierte Gewalt

    Inhaltswarnung: Grenzüberschreitung, sexualisierte Gewalt

    Sorry für den schwurbeligen Titel. Ich brauche eine Wortgruppe, die nicht gleich meine Einstellung zu Liebestränken verrät – damit ich sie nachher in einem Satz abspeisen kann! Aber von vorne.

    Wäre die Welt mein, im Original Were the World Mine, ist ein US-amerikanischer Musical-Film des Regisseurs Tom Gustafson aus dem Jahre 2008. Hier der deutsche Wikipedia-Artikel voller Spoiler.
    Der Film greift den Sommernachtstraum von William Shakespeare auf zwei Weisen auf: Der Hauptcharakter Timothy übernimmt einerseits die Rolle des Puck in einer Aufführung des Sommernachtstraums, die seine Privatschule für Jungen veranstaltet. Gleichzeitig wird er gewissermaßen selbst zu Puck, als er vom Originaltext inspiriert einen Liebestrank mischt.
    Gleich zu Beginn erfährt man, dass Timothy schwul ist und sich mit hetero-sexistischen Sprüchen seiner Mitschüler und seines Sportlehrers konfrontiert sieht.

    [HERE BE SPOILERS]

    Der Liebestrank, den er angerührt hat, funktioniert wie durch ein Wunder. Aus Versehen verzaubert er seinen besten Freund, der sich sofort unwiderstehlich von ihm angezogen fühlt. Als ein Mitschüler dann bei der Probe eine hetero-sexistische Bemerkung macht, verzaubert er auch ihn.
    Wie im Sommernachtstraum verliebt sich die verzauberte Person in den ersten Menschen, den sie erblickt. Im Film ist das im Folgenden immer eine Person des gleichen (gelesenen) Geschlechts.
    Im weiteren Verlauf verzaubert Timothy vielleicht 8 seiner Mitschüler, die Chefin seiner Mutter, seinen Schwarm Jonathan (der sich in ihn verliebt!) und die (Ex-) Freundin seines Schwarms samt deren Freundin. Es folgen der Sportlehrer und andere Bewohner*innen des Ortes.
    Jede der verzauberten Person wurde vorher als hetero-sexistisch dargestellt.
    Anschließend sind sie relativ untrennbar von der Person, auf die sie sich fixiert haben und versuchen auch, sie z.B. zu küssen.

    Mir ist klar, was der Film mit ihrer Verzauberung sagen will: Einerseits ist es schlicht eine Form der Rache bzw. Strafe für ihr diskriminierendes Verhalten. Andererseits sind die Menschen dann mit einer der furchtbarsten Situationen konfrontiert, die sie sich vorstellen können: ins gleiche Geschlecht verliebt zu sein.
    Abgesehen davon, dass das nicht richtig funktioniert, weil sie sich (unter dem Zauber) a) freuen, in ihre neue Liebe verliebt zu sein und b) durch den Ausnahmezustand im Ort eben keine vergleichbare Diskriminierung erfahren wie der schwule Hauptdarsteller, habe ich noch einen weiteren Kritikpunkt, wegen dem ich diesen Artikel schrieb.

    Liebestränke sind nicht Consent

    Dieses Bild zu Harry Potter hat mir dazu sehr gefallen. Leider ist mir di:er Urheber*in nicht bekannt.

    Was mir schon den Sommernachtstraum an sich verdorben hat, ist die ständige Besorgnis darum, was die Protagonist*innen tun, während sie verzaubert sind. Sich gegen den eigenen Willen in jemanden zu verlieben ist natürlich schlimm genug, das kann ich aber als vorübergehendes Element einer Handlung noch ertragen. Was ich jedoch nicht ertragen kann, ist, wenn die verzauberten Menschen tatsächlich etwas tun, das sie sonst nicht getan hätten.
    Einerseits gehen Grenzüberschreitungen von den „Liebeskranken“ aus, die im ursprünglichen Stück und in Wäre die Welt mein sehr aufdringlich sind. Sie laufen ihren Angebeteten (im Film) unablässig nach, hängen sich an sie, versuchen sie zu küssen. So weit so schlimm. Noch übler wird es dann, wenn ihre „Zuneigung“ erwidert wird. Im Film gibt es da einige Nebenrollen, die gegenseitig ineinander verliebt gemacht wurden sowie Jonathan, der nun in Timothy „verliebt“ ist. Sie küssen sich alle und von den Nebenrollen schlafen auch ein paar miteinander.

    Mir ist jetzt übel, ich weiß nicht, wie es euch geht.

    Liebe überwindet alles?!

    Was den Hauptdarsteller angeht, erfährt man schließlich, dass man nochmal Glück gehabt hat (I guess?): Sein Schwarm war anscheinend schon vorher in ihn verliebt.
    Ich weigere mich aber das als eine Art rückwirkenden Consent zu betrachten. Denn der Hauptdarsteller wusste zu dem Zeitpunkt, als er ihn verzaubert hat nichts davon – hat also im Glauben dass sein Schwarm ohne den Zauber ganz anders gedacht und gefühlt hätte mit ihm Freund und Freund gespielt und ihn geküsst. Mir ist es unmöglich, mich mit so einer Hauptfigur zu identifizieren.
    Auch ist Verliebtheit selbst natürlich kein Consent. Okay, Jonathan mochte ihn anscheinend. Aber Jonathan hat, aus welchen Gründen auch immer – sie könnten sogar hetero-sexistisch sein – nicht mit ihm über seine Gefühle gesprochen. Offensichtlich hat er sich vor seiner Verzauberung nicht damit wohlgefühlt, eine Beziehung mit Timothy einzugehen. Egal welche Gründe er dafür hatte, seien sie auch diskriminierender Natur, hat Timothy sie missachtet und gegen dessen unverzauberten Willen mit Jonathan Händchen gehalten und ihn geküsst. Das ist weder romantisch noch lustig noch süß.

    Was die Nebenrollen angeht, von denen einige miteinander geschlafen haben: Diese Typen waren hetero-sexistisch. Sie haben sich im Grunde nicht einmal damit wohlgefühlt, sich zu umarmen.
    Klar, ihre Einstellung ist scheiße. Aber überlegt einmal, wie ein Mensch sich fühlt, der erfährt, dass er mit einer Person Sex hatte (?? Ich frag mich, ob die Formulierung noch angebracht ist), mit der er nie bei klarem Verstand schlafen würde. Nicht gut, um es vorsichtig zu sagen.
    Nachdem die Verzauberung aufgehoben wird, wird die Reaktion der Nebenrollen eher für Lacher genutzt. Sie haben davor noch Händchen gehalten, weil sie ja ineinander „verliebt“ waren und rücken nun mit unangenehm berührten Gesichtern voneinander ab.
    Nachdem das aufgeführte Schauspiel endet, erhält man auch einen Hinweis, dass sie ihre Meinung zu Timothy und seiner Homosexualität zum Positiven geändert haben.
    Aber für mich ist ihre Verzauberung trotzdem kein gelungenes plot device, sondern eine Manipulation, die zu Vergewaltigung führt.

    Entsprechend war der Film für mich eine sehr negative Überraschung.

    Links 35

    Schlagwörter: Amazonas – Wasserprivatisierung – Ableismus – Chivalry – sexualisierte Gewalt – People of Color

    Wie man hilfreich reagieren kann, wenn man auf einen Fehltritt hingewiesen wurde [Englisch]

    „Ich lese den Playboy nur wegen der Artikel“ [Englisch] via @kiturak

    Menschen mit Totalbetreuung dürfen nicht wählen (Vorsicht: Im Artikel steht viel ableistische Kacke) [Deutsch]

    Eigener Text: Türen offen halten und wie man es falsch macht [Englisch]

    Was das Problem mit dem Ausdruck „Person of Color“ ist [Englisch] via @sesperado

    Webseite, die zur Privatisierung von Wasser in Europa informiert [Deutsch]

    Webseite, die informiert, wie man die indigene Bevölkerungsgruppen unterstützen und den Amazonas schützen kann [Englisch]

    Thema sexualisierte Gewalt folgend

    5 Wege Männern* beizubringen nicht zu vergewaltigen [Englisch]

    Eigener Text: V. von Männern* durch Frauen* ist kein Witz [Englisch]

    #Aufschrei

    Frauen* schreiben und „Das habe ich nicht gewusst.“
    Frauen* schreiben und „Das ist ja furchtbar.“
    Frauen* schreiben und „Da muss doch wer etwas gegen tun!“
    Frauen* schreiben und „Das hast du dir ausgedacht!“
    Frauen* schreiben und „So etwas passiert doch nur dir.“
    Frauen* schreiben und „Hättest du nur mal…“
    Frauen* schreiben und „Männer* werden aber auf der Straße verprügelt.“
    Frauen* schreiben und lasst uns ihre Schreie unterdrücken.
    Frauen* schreiben und lasst uns darüber lachen.
    Frauen* schreiben und „Nimm das doch nicht so ernst.“
    Frauen* schreiben und „Das erzählst du erst jetzt?“
    Frauen* schreiben und „Mir ist so etwas noch nie passiert.“
    Frauen* schreiben und „Warum hast du dich nicht gewehrt?“
    Frauen* schreiben und wir erkennen kein Problem.
    Frauen* schreiben und irgendwer muss doch den Männern* helfen.
    Frauen* schreiben und alles bleibt, wie es ist.

    [TW] You can stop r**e: Schritt 6 – Diskriminierung bekämpfen

    Auch erschienen auf takeover.beta

    << Schritt 5

    Schlagwörter: r**e culture – sexualisierte Gewalt – Diskriminierung – Intersektionalität

    Wie ich damals in Teil 1 recht planlos schrieb, kann man sexualisierte Gewalt bekämpfen, indem man sexistische Schimpfwörter nicht mehr nutzt. Ich möchte auf diesem Punkt aufbauen und ihn erweitern:

    Wenn du sexualisierte Gewalt bekämpfen willst, ist der Kampf gegen Diskriminierung an sich unumgänglich.

    Sexismus

    Sexismus ist hier vielleicht das offensichtlichste Beispiel: wenn die Meinung und Selbstbestimmung von Frauen* als zu vernachlässigen wahrgenommen wird, wenn Menschen mit Gebärmutter nicht alleine über ihren Körper verfügen dürfen, wenn man durch Werbung glauben könnte, Brüste existieren als eigenständige Lebensform, weil so selten ein zugehöriger Kopf gezeigt wird, hat das einen Effekt darauf, wie wir weiblich gelesene Menschen wahrnehmen und behandeln.
    Die daraus entstehende herablassende Haltung wird nicht vor der Wohnungstür abgestreift, sondern in Beziehungen und Familien hineingetragen. (Wir erinnern uns: sexualisierte Gewalt wird zu einem großen Prozentsatz von Menschen verübt, die den Betroffenen bekannt sind.)
    Genauso werden sexistische Haltungen zementiert und in die nächste Generationen getragen, indem sie von der Werbung, den Medien, Institutionen und auf der Straße (Stichwort Street Harassment) wieder und wieder abgespult werden.
    Dieser für weiblich gelesene Menschen bedrohliche Gesamtzustand lässt sich nicht (nur) dadurch auflösen, dass wir alle fleißig Consent praktizieren, denn nur ein kleiner Prozentsatz aller Menschen weiß überhaupt um das Konzept. Wir brauchen stattdessen ein entschlossenes Vorgehen gegen jede Form von Sexismus, vor allem auch mit Unterstützung der Menschen, die nicht täglich davon betroffen sind.

    Aber da hört es nicht auf

    Es reicht nicht, sich nur gegen Sexismus stark zu machen.
    Sexualisierte Gewalt wird immer dort begünstigt, wo Menschen Menschenrechte vorenthalten werden. Das ist bei jeder Form von Diskriminierung der Fall.

    Sehen wir uns an, was passiert, wenn Rassismus Sexismus trifft: wer hat nicht von den rassistischen Stereotypen der feurigen Südländerin, exotischen Asiatin oder osteuropäischen Sexarbeiterin* gehört? Frauen* werden dabei schon schlicht durch die (vermutete) Herkunft ihrer Vorfahr*innen in einen sexualisierten Kontext gerückt. Aber nicht nur die damit verbundenen Anfeindungen und Übergriffe sind ein gefährlicher Faktor, vor allem auch rassistische Mechanismen in der Gesellschaft selbst.
    Frauen* of Color werden häufiger als weiße Frauen* in Ausbildungsstätten, Ämtern und bei der Arbeit diskriminiert, wodurch sie es u.a. schwerer haben, finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen. Finanzielle Unabhängigkeit ist jedoch wichtig, um sich z.B. von einer*m gewalttätigen Partner*in zu trennen. Für einige Frauen* sind Sprachbarrieren und der Aufenthaltsstatus selbst ein Hindernis dabei Hilfe oder rechtlichen Beistand zu erhalten; Entsprechend hoch (sh. PDF) ist der Anteil von Migrantinnen* und Frauen* of Color in Frauen*häusern.
    Nicht zuletzt die Absurdität sich an einen rassistischen Polizeiapparat wenden zu müssen, der bei sexualisierter Gewalt ohnehin unzuverlässig arbeitet, verschlechtert die Lage weiter.

    Diese Gedanken lassen sich aber, wie gesagt, für jede Form von Diskriminierung durchspielen.
    Menschen mit Behinderung sind wesentlich gefährdeter, als Menschen ohne Behinderung. QUILT*BAG-Menschen sind Belästigung auf der Straße und menschenrechts-verletztendem Verhalten der Polizei ausgesetzt. Es fehlt selbst das grundlegende gesellschaftliche Verständnis, dass sexualisierte Gewalt nicht einfach aus der Formel „Cis-Mann greift Cis-Frau an“ besteht.
    Kinder und Jugendliche stehen häufig in einer Abhängigkeits-Beziehung zu den Täter*innen. Dazu kommt noch einiges: Sie gelten als wenig glaubwürdig, oft haben sie keinen Vergleich für die Behandlung, die ihnen widerfährt. Woran eine (emotional, körperliche, sexualisiert) gewalttätige Behandlung erkennen, wenn die Hauptbezugsperson erklärt, dass alles seine Richtigkeit hat?

    Am Ende ist es so, dass jede Form von Diskriminierung die Betroffenen angreifbarer für sexualisierte Gewalt macht. Willst du sexualisierte Gewalt bekämpfen, dann lerne diskriminierendes Verhalten zu erkennen und greife ein – bei dir selbst und bei anderen.

    Links 34

    Schlagwörter: Kapitalismus – Abtreibung – Sexismus – sexualisierte Gewalt – Rassismus – Polizeigewalt – Sexarbeit – Essstörung – white men’s tears – Armut – Griechenland

    Heute ist DER TAG DER LINKSAMMLUNGEN! Wird auch Zeit, einiges hiervon staubt schon ewig vor sich hin (RW=Redewendung).

    „Afrika für Norwegen“ war schon lustig … oder nicht?
    via @Samiaalthar [Englisch]

    „Miete eine Gebärmutter“
    von @antiprodukt via @baum_glueck [Deutsch]

    V. ist kein [Englisch]
    Verständnisproblem [Englisch]
    (nach der Trigger-Warnung im Text kommen üble Zitate!)

    „Von Körperlichkeiten, Selbshass und Eigenliebe.“ Thema: Essstörungen
    via @Chwesta [Deutsch]

    EU ignoriert das Menschenrecht auf Trinkwasser und beginnt die lokalen Netze zu privatisieren, bei den Ärmsten zuerst
    von @JottEs via @KapuzenAuf [Deutsch]

    Die Oury Jalloh-Initiative bittet um Spenden, um ein unabhängiges Brandgutachten zu finanzieren. Die Devise lautet 700 mal 50€, aber Beträge jeder Größe sind willkommen.
    [Deutsch]

    Ein ungeschönter Armutsbericht
    [Deutsch]

    „Griechenland sagt: Danke Deutschland“
    von @ennomane @planetinspace via @KapuzeNews [Deutsch]

    Auch in Europa werden zunehmend Mädchen abgetrieben
    von @kegelklub via @maedchenblog [Deutsch]

    Amerika erkennt, wer in der heutigen Zeit die wahren Opfer sind: Weiße Männer*
    von @whattamisaid via @hanhaiwen [Englisch]

    Der Unterschied zwischen Street Harassment und einem Kunden, der fragt wie viel eine Sexarbeiterin* verlangt – Wie geht sexarbeits-positiver Feminismus? [Englisch]

    Und in der neu eingeführten „Ich gebe mir Mühe, nicht nur Depri-Zeug zu verlinken“-Rubrik:

    Eine sehr lustige Review eines sehr schlechten Buches. (Vorsicht, Lesestoff für mehrere Monate garantiert.)
    [Englisch]