Wie verhalte ich mich möglichst nicht wie ein Arsch?

Schlagwörter: feministische Grundlagen – street harassment – Don’t be that asshole – Frauen*

[Triggernde Worte und Beschreibung von street harassment und anderen Formen der (sexuellen) Belästigung folgend]
Im Folgenden geht es aufgrund des Themas um Interaktionen zwischen Personen, die männlich wirken und Personen, die sich als weiblich identifizieren.


Street harassment ist unglaublich anstrengend, nervtötend und einschüchternd für Betroffene, also was tun, wenn Mann* doch mal eine Frau* ansprechen will?

Dieses Thema wurde in mindestens einem [Trigger Warnung für Titel des verlinkten Posts] englischsprachigen Artikel, der inzwischen recht bekannt ist, behandelt, aber ich werde dennoch im Geiste meines letzten Artikels zu street harassment darauf eingehen.

Man stelle sich vor, man ist unterwegs. In der Bahn oder zu Fuß, vielleicht mit dem Fahrrad oder dem Auto. Man hat ein Ziel, denn man muss zur Arbeit, einkaufen, möchte Freund*innen treffen oder endlich nach Hause, um sich entspannen zu können. Vielleicht ist man auch unterwegs, um sich dabei zu entspannen. Sehr unwahrscheinlich ist, dass man sich im öffentlichen Raum bewegt, um Menschen kennen zu lernen.
Nun wird man unterbrochen. Eine hoffentlich freundlich wirkende Person spricht eine* an.
Bereits in diesem Moment gibt es viele Umgebungsbedingungen, die beeinflussen, wie die Interaktion auf die Angesprochene wirken wird.

Aber gehen wir einen Moment zurück in der Zeit.

Die angesprochene Person ist in einer rape culture aufgewachsen. Ihr wurde von klein auf vermittelt, dass sie zu bestimmten Tageszeiten, in bestimmten Umgebungen, mit bestimmter Kleidung und in bestimmten Situationen vorsichtig sein muss, „damit ihr nichts geschieht“. Ihr wurde vermittelt, dass fremde Männer* eine Gefahrenquelle sind.
Leider wird sie aber nahezu unausweichlich nicht nur dieses theoretische Training erhalten haben, sondern auch ein praktisches. Sie wird erlebt haben, wie sie anzüglich oder mit Abscheu im Blick angestarrt wird, ihr hinterhergerufen oder sie angehupt wurde. Oft auch Einschneidenderes.
Wenn man bereits erlebt hat, wie die körperliche oder sexuelle Selbstbestimmung auf die eine oder andere Art verletzt wurde, wird man eine natürliche Reaktion darauf zeigen: man versucht zu verhindern, dass es noch einmal geschieht und befindet sich in einer Situation, die als gefährlich wahrgenommen wird, in Alarmbereitschaft.

Das klingt jetzt alles sehr negativ und deprimierend, aber wenn dich das überraschend trifft, kann ich nur sagen: Grüß dich, Privileg.

Also kommen wir dazu, welche Faktoren, die du beeinflussen kannst, bestimmen wie du während eines Gesprächs wahrgenommen wirst.

-> Umgebung
Vorzugsweise befindet ihr euch in der Hörweite von einigen anderen Menschen (die nicht unter dem Einfluss von Rauschmitteln stehen oder ein „Frauen sind scheiße“-Plakat herumtragen), je mehr desto besser. Öffentliche Verkehrsmittel, offene Plätze oder überfüllte Einkaufspassagen sind in der Hinsicht positiv.

-> Fluchtweg
Das klingt wieder sehr bedrohlich, ist aber nicht von der Hand zu weisen. Niemand möchte sich fühlen, als wäre hän in einer ausweglosen Situation. Fang also kein Gespräch mit einer Frau* an, die an einem Fensterplatz sitzt, während du den Weg zum Gang versperrst.

-> Körperhaltung
Abstand ist zentral. Je mehr Platz zwischen dir und ihr ist, umso besser. Menschen variieren im Empfinden, was für sie im Gespräch die beste Entfernung zueinander ist. Im Zweifelsfall wird sie auf dich zukommen.
Das gilt übrigens generell in öffentlichen Verkehrsmitteln, denn wenn ich kuscheln will, gehe ich damit zu Personen, die ich mag und die Lust drauf haben, nicht zu meinem Sitznachbarn.

-> Easy out
Da davon auszugehen ist, dass „Dich unterwegs kennelernen“ nicht auf ihrer heutigen ToDo-Liste stand, halte das Gespräch kurz und biete ihr eine einfache Möglichkeit, es zu beenden. Wenn du nur nach dem Weg/der Uhrzeit fragen möchtest, belass‘ es auch dabei und verwickel‘ sie nicht in ein Gespräch, weil sie so freundlich wirkte.
Wenn du sie gerne treffen möchtest, biete ihr deine Nummer/E-Mail-Adresse/Twitternamen an. (Wenn sie Nein dazu sagt, ist das in Ordnung und du beendest das Gespräch höflich.)

-> Enthusiasmus ist key
Achte darauf, wie sie reagiert und wie viel sie von sich aus sagt. Freundlichkeit allein ist kein Zeichen von Interesse oder Freude am Gespräch, es ist mehr oder weniger der weiblich sozialisierte Default-Wert. Eine rege enthusiastische Beteiligung am Gespräch (das heißt nicht, nur auf Fragen zu antworten!) ist z.B. ein klareres Zeichen von Interesse.
Wenn sie allerdings schon zu Begin des Gesprächs bedrückt, ängstlich, aggressiv oder abweisend wirkt, beende es so schnell wie möglich. Zu versuchen sie von deiner Nettigkeit zu überzeugen wirkt nur aufdringlich (und stellt deine Nettigkeit ernstlich in Frage, schließlich hat sie nicht um das Gespräch gebeten).

-> Muss das wirklich sein?
Zu Beginn einer Interaktion, sollte immer die Frage stehen: ist das wirklich wichtig? Frauen*, an denen du vorbeigehst, müssen überhaupt nicht wissen, wie attraktiv du sie findest.

Tatsache ist: keine Frau* schuldet dir ihre Freundlichkeit oder Interesse und nicht einmal ihre Aufmerksamkeit. Wenn du Frauen* kennenlernen möchtest, tust du das am besten in Kontexten, die dafür geschaffen sind, wie Partys, Clubs¹ oder noch besser: Dating-Webseiten. Aber auch wenn du ehrlich nur nach der Uhrzeit oder dem Weg fragen möchtest, hat die Angesprochene jedes Recht nicht mit dir sprechen zu wollen. Du weißt nicht, was sie schon erlebt hat und sie muss sich nicht rechtfertigen.

1 Editiert am 25.05.2012, Wie ich mehrfach korrekt daraufhingewiesen wurde, sind Partys und Clubs (oder während des Urlaubs oder im Park) eben keine Orte, um Frauen* bedenkenlos anzumachen, weil es die Orte sind, an denen es am häufigsten und vor allem aufdringlichsten geschieht. Sie sind zur Entspannung geschaffen und daher sollte im Blick behalten werden, dass es nicht für jede Frau* „Entspannung“ ist, angemacht zu werden – erst recht nicht, wenn es in einer übergriffigen Weise geschieht, wie ich in meinem Artikel zu street harassment beschrieb oder auch oben (bedrängen, isolieren, zulabern).

Crossposted auf takeover.beta

Safe Spaces fördern Dialog

Schlagwörter: Don’t be that asshole – Safe Spaces – Sexismus

Gegendertes Schimpfwort folgend

@SkyesBride von Bollocks and Bitches ist – wie im Beitrag „Feminismus 101 – Wie ist das eigentlich mit den Männern?“ nachzulesen – der Meinung, Safe Spaces würden die Kommunikation nur einschränken und übertriebene Kommentarmoderation uns daran hindern, in einen Dialog zu treten. Als Negativbeispiel nennt sie einen meiner alten Beiträge. Fair enough.
Allerdings kann ich nur sagen: wenn Menschen wie Marek ihren „Dialog“ in der Kommentarspalte mit

Wie geil die uschi in dem blog da denkt oO […]

einleiten, kann mir der Dialog gestohlen bleiben. Ich lasse mich auf keine Diskussionen ein, in denen ich mich beleidigen lassen muss, um zur Meinung des Gegenübers durchzudringen.
Obwohl ich den Schuss in den Fuß schon irgendwie lustig finde.

[Editiert von Zweisatz um Links zu entfernen und Sinn zu erhalten, 09.04.2012 17:20]

24 Zitat der Woche 10

Schlagwörter: Zitate – Durchsetzungsvermögen – Humor – Don’t be that asshole

I *HATE* this “smile!” thing, for all the reasons outlined so eloquently above. When I lived in the United States, especially during my early twenties, I got it on average once a week. I used to be extremely unassertive, and would give a sickly half-smile and hate myself for the rest of the day. But the day I went back to work after my mother died, some a**hat told me to “SMILE!” as I walked past him in the street, and, instead of my usual, I snapped. I whirled around, clenched my fists, froze my face in a frightening rictus, fixed him with a death glare, and snarled, “MAKE ME!” in a Darth Vader-esque voice (the voice just kind of came out–it wasn’t planned). He blanched and recoiled. This made me so happy that I not only smiled but laughed, and said “Thanks! It worked!” and went on my way. I snuck one last look at him over my shoulder and he was still standing there, bewildered, scratching his head.

I’m not going to pretend that this is a solution to this pervasive and disgusting problem, but it was SO satisfying that time.

[Ich *HASSE* diese „Lächel mal!“-Sache aus allen oben bereits sehr eloquent erläuterten Gründen. Als ich in den Vereinigten Staaten lebte, hörte ich das, vor allem in meinen frühen Zwanzigern, im Durchschnitt einmal pro Woche. Ich konnte mich damals sehr schlecht durchsetzen und zeigte üblicherweise ein kränkliches halbes Lächeln und hasste mich für den Rest des Tages. Aber an dem Tag, als ich das erste mal wieder zur Arbeit ging nachdem meine Mutter gestorben war, forderte irgendein Arschloch mich als ich an ihm vorbei ging auf zu „LÄCHELN!“ und statt der üblichen Reaktion rastete ich aus. Ich wirbelte herum, ballte meine Fäuste, mein Gesicht fror in einer beängstigenden Grimasse ein, ich fixierte ihn mit einem Todesblick und knurrte „BRING MICH DAZU!“ in einer Darth Vader ähnlichen Stimme (die Stimme kam einfach irgendwie heraus – es war nicht geplant). Er erbleichte und schreckte zurück. Das machte mich so glücklich, dass ich nicht nur lächelte, sondern lachte und sagte „Danke! Es hat funktioniert!“ und meines Weges ging. Ich warf heimlich noch einen letzten Blick über meine Schulter und er stand immer noch da, verwundert, und kratzte sich am Kopf.

Ich werde nicht so tun als wäre das eine Lösung zu diesem weit verbreiteten und widerlichen Problem, aber dieses eine Mal war es SO befriedigend.]

Anka auf The hathor legacy

Rassismus? Nah…

Schlagwörter: Rassismus – Polizei – Don’t be that asshole

Rassistische Sprache und Fehlschuldigungen folgend.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft hat einen rassistischen und pietätlosen Kalender herausgebracht. Schwarze werden nach westlichen Vorstellungen grotesk überzeichnet und reden in Phantasie-Schwarzendeutsch, Stereotype Bilder von Migrant*innen werden vermittelt, Selbstmörder*innen verspottet. Der Fokus berichtet darüber, wie sich in Bayern Widerstand gegen den Kalender regt.

Der Münchner Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer hat seine Dienststellen angewiesen, den Kalender nicht mehr aufzuhängen […]

Der bayerische Landesverband der Deutschen Polizeigewerkschaft findet das Abgebildete hingegen voll normal und kann sich gar nicht vorstellen, wie man den Eindruck gewinnen könnte, das sei rassistisch! Wir doch nicht!
Hermann Benker, bayerischer Landesvorsitzender der Polizeigewerkschaft meint, das sei halt Polizeijargon und man könne doch nicht so tun, als gebe es den nicht. Also mit anderen Worten: Wenn die Beamt*innen rassistisch sind, muss man das doch unter dem Stempel Kunstfreiheit abdrucken dürfen. Dass es problematisch sein könnte, dass es diesen Jargon überhaupt gibt, scheint ihm nicht in den Sinn zu kommen.

Es gehe eher darum, den Frust der Polizisten bei der Arbeit zu verdeutlichen, sagte [eben dieser]. „Das ist eine Art Galgenhumor, mit dem unsere Kollegen seit Jahren mit den Engpässen in der deutschen Polizei umgehen. Das hat nichts mit einer Herabwürdigung eines Personenkreises zu tun.“

Okay … wir durchsuchen People of Color überdurchschnittlich oft und wenn Menschen, die wie Muslime aussehen, einen Koffer stehen lassen, ist der in Sekunden von einem Sprengstoffkommando umringt, aber wir würdigen doch keinen Personenkreis herab, indem wir durch Karikaturen rassistische Klischees befeuern! Dass der Tod eines schwarzen Deutschen des Asylbewerbers Oury Jalloh¹ im Dessauer Polizeigewahrsam bis jetzt nicht aufgeklärt werden konnte, hat definitiv auch keine systemischen Gründe. Es ist vollkommen gerechtfertigt, mit Stress und Überstunden fertigzuwerden, indem man jemanden erniedr… ach, Moment, man „würdigt“ ja niemanden „herab“. Mein Fehler.

Nun ja. Was diesem Artikel besondere Würze verleiht?

Karikaturen in einem Kalender der Polizeigewerkschaft in Bayern machen sich lustig über Alte, Selbstmörder und Ausländer.

[…] eine Karikatur mit einem festgenommenen Farbigen […]

(Formatierung meine.)
Es ist beim Focus noch nicht angekommen, dass „farbig“ seit Äonen nicht mehr als akzeptabler Begriff gesehen wird und auch, dass weder Schwarze noch Migrant*innen per default „Ausländer“ sind, meist sogar Deutsche. Ein bisschen Nachhilfe in Alltagsrassismus könnte hier wohl allen gut tun.

Und mit einer weiteren Perle möchte ich diesen Post beenden:

Seit sechs Jahren werde der Kalender herausgebracht, beschwert habe sich bislang niemand.

Souverän argumentiert.

1 Editiert 12:20, 01.03.2012, Zweisatz

Update: Weiterer Kalender in Online-Medien veröffentlicht. Unbedingt ernstzunehmende [Trigger-Warnung] für so ziemlich alle -ismen, ganz weit vorne Rassismus. klick.
Update zum Update: Die Echtheit und Herkunft des zweiten Kalenders wird in Frage gestellt. „[Die Bilder] stammen aber so oder so von einem Polizisten, der als Karikaturist tätig ist […]“ Weitere Informationen hier. (Danke Punkel)

Links 18

[leichte Trigger Warnung] Kampagne, die Täter statt Opfer anspricht, führt zu merklichem Rückgang der Sexualdelikte [Englisch] (Leider durch Seitenbetreiber*innen unzugänglich gemacht, 08.03.2012)

Periodenblut in der Öffentlichkeit? Leute kriegen Panik [Englisch]

Geschichte der Heterosexualität [Englisch]

Keine Toleranz für Genitalverstümmelung von Intersexuellen

Kapitalismus ist ein Arsch [Englisch]

„Dubiose Praktiken einer Öko-Kosmetikkette“ (zu beachten: älterer Artikel)

Ein kurzes klärendes Gespräch mit der US-amerikanischen Atheist*innen-Community [Englisch]

Warum „Es liegt in den Genen“ meist kein sinnvolles Argument ist [Englisch]

Pocher suhlt sich im „Tabubruch“ während er „mutig“ die Mehrheitsmeinung wiedergibt via @kuebra

Über queere Frauen*, die eine heterosexuelle Beziehung eingehen [Englisch]

Pick-up Tips einer Feministin*

Die hier vorgestellten Ratschläge richten sich natürlich an heterosexuelle Männer* (ich traue mich kaum, das Sternchen zu setzen, so unglaublich männlich sind sie), denn wie allseits bekannt ist, gibt es kein anderes Geschlecht, das Menschen jemals ins Bett kriegen wollte und Männer* statt Frauen* aufreißen zu wollen, ist ja schon mal voll komisch.

Nun denn, let’s go.

1 – For the love of god, sprich eine Frau* nie direkt an! „Hättest du Lust, dich mal mit mir zu treffen?“ könnte dazu führen, dass sie* erfährt, dass du Interesse an ihr* hast und sie* in die Lage versetzen, eine an der Realität orientierte Entscheidung zu treffen. Das möchten wir eindeutig nicht.

2 – Wenn du ein Kompliment machst, dann verbinde es mit einer kleinen Beleidigung: „Normalerweise würde so eine Nase mich abschrecken, aber dafür steht sie dir erstaunlich gut.“ Beleidigt zu werden wird ihr* den Tag versüßen. Sie* wird sich denken: ‚Wer so offen mit Worten umgeht und weiß, meine Gefühle zu verletzen, wird sicher ein fürsorglicher Partner sein und mich im Bett vollkommen befriedigen.‘, nicht etwa: ‚Was für ein Arschloch. Das ist doch nicht einer von diesen Typen, die peinliche Sprüche auswendig lernen, weil sie einfach nur ficken wollen?‘ und eine brüske Kehrtwende machen.

3 – Steh‘ zu nah oder berühre sie* beim Reden, obwohl sie* keinerlei Interesse zeigt. Sie* wird sich das Unwohlsein, das hiervon bei ihr* ausgelöst wird, dadurch erklären, dass sie* zu lange keinen Sex mehr hatte und dich unmittelbar auf die Toilette schleppen, um dir das Hirn ‚rauszuvögeln.

4 – Tappe nicht in die Falle, Frauen* als Menschen zu betrachten. Sobald man anfängt zu glauben, dass sie* ebensolche Gefühle, Sorgen und Wünsche haben, wie andere Geschlechter auch, verliert man die Fähigkeit, sie* zu verstehen, die man sich durch Bücher wie „Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus“ mühsam erarbeitet hatte.

5 – Beleidige sie* und rede abwertend über sie* vor deinen Freund*innen. Ihre Reaktion ist die altbekannte Reaktion von Leuten, die man beleidigt hat: sie finden dich automatisch sympathisch und wollen dir an die Wäsche. Je schlimmer die Beleidigung, desto stärker die Anziehung natürlich.

6 – Umgib dich nicht mit Freundinnen*, mit denen du nicht ins Bett willst. Du könntest den falschen Glauben entwickeln, dass Frauen* nur Menschen sind (vgl. 4) und du könntest bemerken, wie du anfängst, dich in der Umgebung von Frauen* entspannt und wohl zu fühlen und dadurch einen positiven Eindruck auf sie* zu machen. Vorsicht!

7 – Wenn eine Frau* ihr Desinteresse bekundet hat, nerv‘ sie* weiter. Dies wird ihr eindeutig zeigen, dass deine Fähigkeiten, Grenzen zu respektieren voll entwickelt sind und es das sicherste der Welt wäre, mit dir nach Hause zu gehen.

8 – Begib dich auf Veranstaltungen, nur um Frauen* aufzureißen. Das ständige Starren auf Ausschnitte und Hintern und der von dir ausgehende Gestank nach Verzweiflung, sowie der daraus resultierende Creep¹-Faktor wirken wie ein Aphrodisiakum² auf Frauen*. Die mögen nichts lieber, als mit hohlen Phrasen angequatscht zu werden, die unterm Strich nur eines bedeuten: „Willste ficken?“

9 – Schlechte Anmachsprüche. Frauen* erkennen, wenn sie* kreative Menschen vor sich haben und freuen sich auch über das 10. und 15. Mal „Erinnerst du dich an das letzte Mal, als wir uns getroffen haben?“, „Hast du dir weh getan, als du vom Himmel gefallen bist?“ und der elliptische³ Klassiker: „Geile Titten“.

10 – Verarbeite Fehlschläge durch Beleidigungen. Wenn du erfährst, dass die Frau*, die du gerade angemacht hast, eher auf Frauen* steht, zeig dein Entsetzen oder frag‘ sie* nach ’nem Dreier. Den Abend wirst du auf jeden Fall nicht alleine verbringen und sie* wird dich ihren hetero- und bisexuellen Freundinnen* weiterempfehlen!

11 – Und natürlich: Such dir nie ’ne Feministin*. Wenn du Pech hast, macht es dich zu einem besseren Menschen.

1 creepy, engl.: gruselig
2 Mittel zur Anregung des Geschlechtstriebs (for real, Duden?)
3 Ellipse: Satz ohne Verb

[TW] You can stop r*p*: Schritt 3 – V*r**wa***ge nicht

<< Schritt 2

Schritt 4 >>

Edit 13.06. 18:07: Da, wie Samia anmerkte, auch schon gewisse Worte triggernd sein können, habe ich versucht die Überschrift wenigstens durch Splats etwas zu entschärfen.

Dies gilt für alle Geschlechter und alle Identitäten: vergewaltige nicht.

Die Forderung ist leider nicht so lächerlich wie sie klingt; Vergewaltigungen sind mehrheitlich nicht die Fälle, in denen fremde Männer aus einem Busch springen und Gewalt anwenden. Dreiviertel aller Opfer kannten ihre*n Vergewaltiger*in(nen). Unter anderem geht es also um Vergewaltigungen in Beziehungen oder unter Bekannten.
So absurd es klingt: es gibt Vergewaltiger*innen, die nicht wissen, was sie einer anderen Person angetan haben. Sie glauben, alle würden es so machen wie sie und das sei normal.

Also einige Regeln, die unter allem Umständen zu beachten sind. Größtenteils wird es sich um eine Zusammenfassung des Artikels handeln, den ich beim letzten Beitrag unter „Consent Culture“ verlinkt habe. Der ist großartig, lest ihn.

Viele der folgenden Dinge sollen sicherstellen, dass alle Beteiligten ihre Zustimmung gegeben und nicht zurückgezogen haben. Fehlkommunikation passiert, schlechter Sex passiert. Damit aus schlechtem Sex aber keine sich lange komisch anfühlende Begebenheit wird, bei der man sich fragt, ob wirklich noch alles mit rechten Dingen zuging oder gar Vergewaltigung, schadet es nie, die folgenden Punkte zu beachten, die auch noch sicherstellen, dass alle mehr Spaß haben. Win win, würde ich sagen.

Wenn Zweifel am enthusiastischen Einverständnis einer oder mehrerer Beteiligter besteht, gibt es keinen Sex.
Dies kann der Fall sein wegen der Einnahme von Medikamenten, wegen Drogen- oder Alkoholkonsums. Wenn nicht eindeutig ist, dass alle Beteiligten noch vollständig in der Lage sind zu verstehen, was gerade passiert und eindeutig zeigen, dass sie gerade sehr Lust darauf haben, ist erst mal Schluss.

Wenn einige Beteiligte aus Gründen auch immer Schwierigkeiten haben, ihre Zustimmung zu zeigen –entweder, weil sie nicht gelernt haben, ihre Bedürfnisse offen zu kommunizieren oder weil sie aus anderen Gründen erschwert kommunizieren oder verzögerte Reaktionen zeigen– muss als erstes klargestellt werden, dass alle enthusiastisch bei der Sache sind.

Die Pflicht, Zustimmung sicherzustellen, endet zu keinem Zeitpunkt. Jedes Zeichen, jemand könnte sich umentschieden haben, ob verbal¹ oder nonverbal, muss beachtet und umgehend entsprechend respektiert werden. Das heißt nicht, dass alle sich nach je drei Minuten brav nebeneinander setzen müssen und fragen, wie es denn so geht, aber Zweifeln an der anhaltenden Begeisterung von Beteiligten sollte immer nachgegangen werden.
Zeichen sind: „Nein“, „Moment“, „Stop“, „“, „halt“, „autsch“ (es sei denn, ihr seid in einer BDSM-Session, ihr habt alles vollständig ausgehandelt, das ist nicht das Safeword und die Person grinst anzüglich), jeglicher anderer Schmerzenslaut, auffällige Ruhe, Unruhe oder nicht bei der Sache Sein, Unbeweglichkeit, Verkrampfen oder Steifheit der anderen Person, wenn sie sich körperlich entfernt und viele viele viele andere Zeichen, die im Zweifel als Warnung gelesen werden sollten.

Verinnerlicht, dass es nicht normal ist über Sex zu reden, als wäre es ein Streich, den man einer anderen Person spielt. Leute, die so reden, würde ich sehr kritisch beäugen.

Holly Pervocracy schlägt ebenfalls vor, wenn man darüber spricht, mit wem man geschlafen hat, Consent zu einem Teil der Geschichte zu machen: „Letztens habe ich Lisa getroffen und dann haben wir uns total drauf geeinigt, dass wir Lust auf Sex haben.“ „Als ich Tim letztens auf der Party traf, habe ich ihn gefragt, ob er Lust hat und die hatte er!“
Das führt dazu, dass Leute es als natürlichen Schritt zum Vögeln (sorry für den Stilbruch, aber das klingt doch alles furchtbar) auffassen, sicherzustellen, dass alle enthusiastisch bei der Sache sind.

Überhaupt ist es essentiell, darüber reden zu können, was man selber mag, ob man etwas mag und zu sagen, wenn man etwas (gerade) nicht mag. „Nein“ sagen kann sehr sehr befreiend sein und ein Nein sollte umgehend akzeptiert werden. (Dies ist keine Erlaubnis für Bullshit-Argumente wie „Ich habe aber nicht verstanden, dass mein*e Partner*in keine Lust hatte.“ „Nein“ kann man auf viele Weisen sagen, auch ohne Worte zu benutzen. Wer es nicht hört, ist dafür verantwortlich.)

Lernt Ablehnung als das zu verstehen, was sie ist: Nur eine Aussage darüber, was die Person möchte. „Ich will nicht mit dir schlafen.“ heißt nicht „Du bist hässlich/unsympathisch/…“ sondern „Ich habe aus welchem Grund auch immer gerade keine Lust. Ende der Durchsage.“ Nein ist ein ganzer Satz, wie es so schön heißt. Darüber wird unter keinen Umständen diskutiert und es ist ganz schlechter Stil, die Person dafür weniger zu mögen.
Natürlich ist es erlaubt, enttäuscht zu sein über die verpasste Gelegenheit! Aber nicht, indem man der anderen Person Schuld einredet oder gar anfängt ‚rumzubetteln. Die feine Art lautet: „Verstehe, schade zu hören.“ und dann woanders hingehen/die Konversation mit einem anderen Thema fortsetzen, wenn alle Beteiligten das möchten/sich selbst beschäftigen gehen.

Auch für den Alltag kann man sich merken: Überreden, manipulieren, Schuld einreden, „Aber waruuum nicht?“ ist nie cool. Nicht wenn es darum geht, was gemeinsam zu machen, doch mal ein Häppchen zu probieren, bei etwas zu helfen, etwas zu erzählen. Nie cool.
Genau so ist körperliche Autonomie unglaublich wichtig. Achtet darauf, ob ihr dazu neigt, sehr nah an anderen zu stehen, sie beim Reden zu berühren, obwohl ihr sie nicht gut kennt, neue Bekannte zu umarmen, wenn ihr euch gerade das zweite Mal trefft. Wenn ihr das sehr gerne macht und beibehalten wollten, dann seid euch dessen bewusst, dass ihr immer sicherstellen müsst, dass es nicht unwillkommen ist. Achtet darauf, ob die andere Person immer freudig das gleiche macht oder aussieht, als würde sie sich unwohl fühlen, vielleicht sogar einen Schritt zurück macht. Fragt nach. Fragt nach. Fragt immer nach.
Absolutes No-Go ist kitzeln und Überraschungsumarmen von hinten, genau so wie Knuffereien oder gar Schlagen von Leuten, egal wie kumpelhaft, „witzig“ oder spielerisch es ist. In allen Fällen ist es nahezu unmöglich, vorher bzw. rechtzeitig zu äußern, wenn man es nicht mag (man sollte es gar nicht äußern müssen, meiner Meinung nach). Es sollte allen klar sein, dass man nie wissen kann, was Menschen alles erlebt haben und ein solches Erlebnis der Machtlosigkeit ein Trigger sein kann für Erinnerungen an ältere, schlimmere Erlebnisse. Aber auch wenn es nicht als Trigger wirkt, ist es kein akzeptables Verhalten.

Okay, ich bin wieder etwas abgedriftet und es wurde doch ein Artikel zu Consent, weil nun einmal alles miteinander zusammenhängt.

Stellt sicher, dass ihr euch wohlfühlt, wenn ihr mit anderen interagiert. Stellt sicher, dass sie sich wohlfühlen. Kommuniziert. Habt Spaß.

1 ausgesprochen

Trolltisch

Da es ja immer schwierig ist, zu verstehen, was meine Kommentarrichtlinien bedeuten (anscheinend), paraphrasiere¹ ich hier einige Kommentare, die nicht veröffentlicht wurden. Dass diese Paraphrase nicht wortgetreu sein wird, in jedem Falle überspitzt, versteht sich hoffentlich von selbst.
Ich werde den Artikel von Zeit zu Zeit erweitern.

„Sexismus? Ich als Mann* kann dir Geschichten erzählen…“

„Männerhasser.“

„Männliche Privilegien? Lass mich mal eben den weitläufigen Katalog mit weiblichen Privilegien aus meinem Hintern ziehen.“

„Ich habe deinen Artikel nicht korrekt gelesen und werfe dir jetzt vollkommen erbost vor, was du alles nicht geschrieben hast – du Unmensch!“

„*schwurbel* *feministisches Vokabular* *schwurbel* *Mansplain* See, you are wrong. Silly womenz. *pats head*“

„Ey, ich habe das Konzept von Privilegien nicht verstanden und trotz meiner Homosexualität musste ich zum Bund. ICH KLAGE AN.“

„*Spam*“

„Lass mich dir Privilegientheorie mansplainen und, hallo, ich kann doch nicht hellsehen, was Leute mit Behinderung brauchen! Das kann man mir nicht vorwerfen.“


„Titten, hehe.“

„Oh, es wurde gesagt, ich soll nicht derailen? Ich glaube, ich werde mal diesen tiefgründigen derailenden Gedanken aufwerfen, der sicherlich total relevant für die Diskussion ist.“


„Lassen wir mal eben außen vor, dass Weiße im Westen gegenüber People of Color privielgiert sind – dann können PoC sehr wohl voll rassistisch sein! Und du sagst, sie sind es nicht! Weil du ihnen damit eine Eigenschaft zuschreibst, nur aufgrund ihrer Hautfarbe, bist du selbst rassistisch!“

To be continued.

1 Sinngemäß wiedergeben

FBB – „Can’t you take a joke?“ bzw. „Das war doch nur ein Witz“

Im heutigen Beitrag zum Feministischen Bullshit-Bingo soll es also darum gehen, warum Feminist_innen so unglaublich wenig Humor haben.

[Trigger-Warnung für fluchen meinerseits, beginnend hinter den Caps]

Eigentlich das einzige und daher zentrale Argument, was man zu diesem Thema verstehen muss, lautet: du machst keinen Witz über eine abstrakte Entität (wie zum Beispiel das Spaghetti-Monster) sondern über echte Menschen. Menschen mit Gefühlen. Menschen mit Problemen, die größtenteils durch Menschen wie dich fortbestehen. Die Probleme bestehen durch Menschen fort, die etwas gegen bestimmte Eigenschaften haben und das mehr oder weniger „lustig“ verpacken. Manchmal auch einfach in einer humorvollen Tracht Prügel.

Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht Witze per se schlimm sind. Auch nicht Witze über bestimmte Menschen. Sondern ganz konkret Witze, die sich über einen Teil der Identität eines Menschen lustig machen, aufgrund deren dieser Mensch gesellschaftsweit diskriminiert wird, weil die Gesellschaft keine Abweichler_innen mag.

Verwirrend aber wahr: oft habe ich den Eindruck, dass den Witze-Reißenden gar nicht bewusst ist, dass es echte Menschen gibt, denen die Eigenschaft zu eigen ist, aufgrund der sie sich gerade schlapp lachen. Oder sie sehen diese Menschen als Abziehbilder, wandelnde Klischees, aber nicht Wesen wie sie, mit komplexen Bedürfnissen, Gefühlen und Wertegefügen.
Wie z.B. die Person, die es witzig fand, als jemand auf einer Internetseite zu bedenken gab, Blinde könnten das lesen, was diese Person schrieb. „Blinde im Internet – haha.“

WIE KANN MAN SO IGNORANT SEIN!

Wenn man sie mit Fakten konfrontiert, stehen solche Menschen logischerweise auch immer schlecht da. Weil sie keine Ahnung haben von Screenreadern. Weil sie sich nie informiert haben, wie „lesbischer Sex“* funktioniert. Weil sie nicht wissen, dass nahezu dreiviertel der Vergewaltigungsopfer ihre_n Täter_in vorher kannten. Weil sie nicht begreifen, was der Unterschied zwischen Transsexuellen und Drag Queens ist. Weil sie nicht verstehen, dass man hart arbeiten und gleichzeitig bettelarm sein kann. – Weil es sie einen Scheißdreck interessiert.
Es geht ihnen nicht darum, ernsthaft herauszufinden, warum sie solche Witze nicht mehr machen sollen. Es geht ihnen darum, dass man sie endlich mit dem anstrengenden Generve in Ruhe lässt, damit sie weiter Hass verbreiten können.

Oh stimmt, das war nicht „böse“ gemeint. Dann erklärt mir mal, wie ein_e Rassist_in wissen soll, aus welchem Grund du eine beschissene Afro-Perücke trägst? Gar nicht. Diese Person wird einfach nur glauben, dass deine Ansichten genau so abgefuckt sind wie ihre eigenen, sich bestätigt fühlen und exakt so weiter machen wie vorher. Und das heißt, dass du Diskriminierung mit jedem miesen Flachwitz verschlimmerst, weil du dafür sorgst, dass sie gesellschaftsfähig bleibt.

Man tut nichts gegen Diskriminierung, indem man „weniger schlimme“ Witze macht oder die Leute wenigstens nicht anpöbelt[\Sarkasmus]. Man tut nur etwas gegen Diskriminierung, indem man sich endlich zusammenreißt und Leuten aktiv sagt, dass man ihre Aussagen und Witze nicht okay findet, weil xyz. Und Konsequenzen folgen lässt, wenn sie ihr Verhalten um dich her nicht ändern.
Wenigstens solltest du diese abartig penetrante Nerv-Person werden, in deren Gegenwart sich niemand mehr was „nicht politisch Korrektes“ zu sagen traut, weil du voll hän Stimmungskiller_in bist.

Nein … um genau zu sein spreche ich dir meinen ernst gemeinten herzlichen Glückwunsch aus, wenn du es so weit geschafft hast.

*Anführungszeichen, weil „Sex“ schon allumfassend ist, aber ich die Erweiterung für mein Argument benötige.