Schlagwörter: Rassismus – Polizei – Don’t be that asshole
Rassistische Sprache und Fehlschuldigungen folgend.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft hat einen rassistischen und pietätlosen Kalender herausgebracht. Schwarze werden nach westlichen Vorstellungen grotesk überzeichnet und reden in Phantasie-Schwarzendeutsch, Stereotype Bilder von Migrant*innen werden vermittelt, Selbstmörder*innen verspottet. Der Fokus berichtet darüber, wie sich in Bayern Widerstand gegen den Kalender regt.
Der Münchner Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer hat seine Dienststellen angewiesen, den Kalender nicht mehr aufzuhängen […]
Der bayerische Landesverband der Deutschen Polizeigewerkschaft findet das Abgebildete hingegen voll normal und kann sich gar nicht vorstellen, wie man den Eindruck gewinnen könnte, das sei rassistisch! Wir doch nicht!
Hermann Benker, bayerischer Landesvorsitzender der Polizeigewerkschaft meint, das sei halt Polizeijargon und man könne doch nicht so tun, als gebe es den nicht. Also mit anderen Worten: Wenn die Beamt*innen rassistisch sind, muss man das doch unter dem Stempel Kunstfreiheit abdrucken dürfen. Dass es problematisch sein könnte, dass es diesen Jargon überhaupt gibt, scheint ihm nicht in den Sinn zu kommen.
Es gehe eher darum, den Frust der Polizisten bei der Arbeit zu verdeutlichen, sagte [eben dieser]. „Das ist eine Art Galgenhumor, mit dem unsere Kollegen seit Jahren mit den Engpässen in der deutschen Polizei umgehen. Das hat nichts mit einer Herabwürdigung eines Personenkreises zu tun.“
Okay … wir durchsuchen People of Color überdurchschnittlich oft und wenn Menschen, die wie Muslime aussehen, einen Koffer stehen lassen, ist der in Sekunden von einem Sprengstoffkommando umringt, aber wir würdigen doch keinen Personenkreis herab, indem wir durch Karikaturen rassistische Klischees befeuern! Dass der Tod eines schwarzen Deutschen des Asylbewerbers Oury Jalloh¹ im Dessauer Polizeigewahrsam bis jetzt nicht aufgeklärt werden konnte, hat definitiv auch keine systemischen Gründe. Es ist vollkommen gerechtfertigt, mit Stress und Überstunden fertigzuwerden, indem man jemanden erniedr… ach, Moment, man „würdigt“ ja niemanden „herab“. Mein Fehler.
Nun ja. Was diesem Artikel besondere Würze verleiht?
Karikaturen in einem Kalender der Polizeigewerkschaft in Bayern machen sich lustig über Alte, Selbstmörder und Ausländer.
[…] eine Karikatur mit einem festgenommenen Farbigen […]
(Formatierung meine.)
Es ist beim Focus noch nicht angekommen, dass „farbig“ seit Äonen nicht mehr als akzeptabler Begriff gesehen wird und auch, dass weder Schwarze noch Migrant*innen per default „Ausländer“ sind, meist sogar Deutsche. Ein bisschen Nachhilfe in Alltagsrassismus könnte hier wohl allen gut tun.
Und mit einer weiteren Perle möchte ich diesen Post beenden:
Seit sechs Jahren werde der Kalender herausgebracht, beschwert habe sich bislang niemand.
Souverän argumentiert.
1 Editiert 12:20, 01.03.2012, Zweisatz
Update: Weiterer Kalender in Online-Medien veröffentlicht. Unbedingt ernstzunehmende [Trigger-Warnung] für so ziemlich alle -ismen, ganz weit vorne Rassismus. klick.
Update zum Update: Die Echtheit und Herkunft des zweiten Kalenders wird in Frage gestellt. „[Die Bilder] stammen aber so oder so von einem Polizisten, der als Karikaturist tätig ist […]“ Weitere Informationen hier. (Danke Punkel)