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Edit 13.06. 18:07: Da, wie Samia anmerkte, auch schon gewisse Worte triggernd sein können, habe ich versucht die Überschrift wenigstens durch Splats etwas zu entschärfen.
Dies gilt für alle Geschlechter und alle Identitäten: vergewaltige nicht.
Die Forderung ist leider nicht so lächerlich wie sie klingt; Vergewaltigungen sind mehrheitlich nicht die Fälle, in denen fremde Männer aus einem Busch springen und Gewalt anwenden. Dreiviertel aller Opfer kannten ihre*n Vergewaltiger*in(nen). Unter anderem geht es also um Vergewaltigungen in Beziehungen oder unter Bekannten.
So absurd es klingt: es gibt Vergewaltiger*innen, die nicht wissen, was sie einer anderen Person angetan haben. Sie glauben, alle würden es so machen wie sie und das sei normal.
Also einige Regeln, die unter allem Umständen zu beachten sind. Größtenteils wird es sich um eine Zusammenfassung des Artikels handeln, den ich beim letzten Beitrag unter „Consent Culture“ verlinkt habe. Der ist großartig, lest ihn.
Viele der folgenden Dinge sollen sicherstellen, dass alle Beteiligten ihre Zustimmung gegeben und nicht zurückgezogen haben. Fehlkommunikation passiert, schlechter Sex passiert. Damit aus schlechtem Sex aber keine sich lange komisch anfühlende Begebenheit wird, bei der man sich fragt, ob wirklich noch alles mit rechten Dingen zuging oder gar Vergewaltigung, schadet es nie, die folgenden Punkte zu beachten, die auch noch sicherstellen, dass alle mehr Spaß haben. Win win, würde ich sagen.
Wenn Zweifel am enthusiastischen Einverständnis einer oder mehrerer Beteiligter besteht, gibt es keinen Sex.
Dies kann der Fall sein wegen der Einnahme von Medikamenten, wegen Drogen- oder Alkoholkonsums. Wenn nicht eindeutig ist, dass alle Beteiligten noch vollständig in der Lage sind zu verstehen, was gerade passiert und eindeutig zeigen, dass sie gerade sehr Lust darauf haben, ist erst mal Schluss.
Wenn einige Beteiligte aus Gründen auch immer Schwierigkeiten haben, ihre Zustimmung zu zeigen –entweder, weil sie nicht gelernt haben, ihre Bedürfnisse offen zu kommunizieren oder weil sie aus anderen Gründen erschwert kommunizieren oder verzögerte Reaktionen zeigen– muss als erstes klargestellt werden, dass alle enthusiastisch bei der Sache sind.
Die Pflicht, Zustimmung sicherzustellen, endet zu keinem Zeitpunkt. Jedes Zeichen, jemand könnte sich umentschieden haben, ob verbal¹ oder nonverbal, muss beachtet und umgehend entsprechend respektiert werden. Das heißt nicht, dass alle sich nach je drei Minuten brav nebeneinander setzen müssen und fragen, wie es denn so geht, aber Zweifeln an der anhaltenden Begeisterung von Beteiligten sollte immer nachgegangen werden.
Zeichen sind: „Nein“, „Moment“, „Stop“, „“, „halt“, „autsch“ (es sei denn, ihr seid in einer BDSM-Session, ihr habt alles vollständig ausgehandelt, das ist nicht das Safeword und die Person grinst anzüglich), jeglicher anderer Schmerzenslaut, auffällige Ruhe, Unruhe oder nicht bei der Sache Sein, Unbeweglichkeit, Verkrampfen oder Steifheit der anderen Person, wenn sie sich körperlich entfernt und viele viele viele andere Zeichen, die im Zweifel als Warnung gelesen werden sollten.
Verinnerlicht, dass es nicht normal ist über Sex zu reden, als wäre es ein Streich, den man einer anderen Person spielt. Leute, die so reden, würde ich sehr kritisch beäugen.
Holly Pervocracy schlägt ebenfalls vor, wenn man darüber spricht, mit wem man geschlafen hat, Consent zu einem Teil der Geschichte zu machen: „Letztens habe ich Lisa getroffen und dann haben wir uns total drauf geeinigt, dass wir Lust auf Sex haben.“ „Als ich Tim letztens auf der Party traf, habe ich ihn gefragt, ob er Lust hat und die hatte er!“
Das führt dazu, dass Leute es als natürlichen Schritt zum Vögeln (sorry für den Stilbruch, aber das klingt doch alles furchtbar) auffassen, sicherzustellen, dass alle enthusiastisch bei der Sache sind.
Überhaupt ist es essentiell, darüber reden zu können, was man selber mag, ob man etwas mag und zu sagen, wenn man etwas (gerade) nicht mag. „Nein“ sagen kann sehr sehr befreiend sein und ein Nein sollte umgehend akzeptiert werden. (Dies ist keine Erlaubnis für Bullshit-Argumente wie „Ich habe aber nicht verstanden, dass mein*e Partner*in keine Lust hatte.“ „Nein“ kann man auf viele Weisen sagen, auch ohne Worte zu benutzen. Wer es nicht hört, ist dafür verantwortlich.)
Lernt Ablehnung als das zu verstehen, was sie ist: Nur eine Aussage darüber, was die Person möchte. „Ich will nicht mit dir schlafen.“ heißt nicht „Du bist hässlich/unsympathisch/…“ sondern „Ich habe aus welchem Grund auch immer gerade keine Lust. Ende der Durchsage.“ Nein ist ein ganzer Satz, wie es so schön heißt. Darüber wird unter keinen Umständen diskutiert und es ist ganz schlechter Stil, die Person dafür weniger zu mögen.
Natürlich ist es erlaubt, enttäuscht zu sein über die verpasste Gelegenheit! Aber nicht, indem man der anderen Person Schuld einredet oder gar anfängt ‚rumzubetteln. Die feine Art lautet: „Verstehe, schade zu hören.“ und dann woanders hingehen/die Konversation mit einem anderen Thema fortsetzen, wenn alle Beteiligten das möchten/sich selbst beschäftigen gehen.
Auch für den Alltag kann man sich merken: Überreden, manipulieren, Schuld einreden, „Aber waruuum nicht?“ ist nie cool. Nicht wenn es darum geht, was gemeinsam zu machen, doch mal ein Häppchen zu probieren, bei etwas zu helfen, etwas zu erzählen. Nie cool.
Genau so ist körperliche Autonomie unglaublich wichtig. Achtet darauf, ob ihr dazu neigt, sehr nah an anderen zu stehen, sie beim Reden zu berühren, obwohl ihr sie nicht gut kennt, neue Bekannte zu umarmen, wenn ihr euch gerade das zweite Mal trefft. Wenn ihr das sehr gerne macht und beibehalten wollten, dann seid euch dessen bewusst, dass ihr immer sicherstellen müsst, dass es nicht unwillkommen ist. Achtet darauf, ob die andere Person immer freudig das gleiche macht oder aussieht, als würde sie sich unwohl fühlen, vielleicht sogar einen Schritt zurück macht. Fragt nach. Fragt nach. Fragt immer nach.
Absolutes No-Go ist kitzeln und Überraschungsumarmen von hinten, genau so wie Knuffereien oder gar Schlagen von Leuten, egal wie kumpelhaft, „witzig“ oder spielerisch es ist. In allen Fällen ist es nahezu unmöglich, vorher bzw. rechtzeitig zu äußern, wenn man es nicht mag (man sollte es gar nicht äußern müssen, meiner Meinung nach). Es sollte allen klar sein, dass man nie wissen kann, was Menschen alles erlebt haben und ein solches Erlebnis der Machtlosigkeit ein Trigger sein kann für Erinnerungen an ältere, schlimmere Erlebnisse. Aber auch wenn es nicht als Trigger wirkt, ist es kein akzeptables Verhalten.
Okay, ich bin wieder etwas abgedriftet und es wurde doch ein Artikel zu Consent, weil nun einmal alles miteinander zusammenhängt.
Stellt sicher, dass ihr euch wohlfühlt, wenn ihr mit anderen interagiert. Stellt sicher, dass sie sich wohlfühlen. Kommuniziert. Habt Spaß.
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