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Schlagwörter: Kapitalismus – Abtreibung – Sexismus – sexualisierte Gewalt – Rassismus – Polizeigewalt – Sexarbeit – Essstörung – white men’s tears – Armut – Griechenland

Heute ist DER TAG DER LINKSAMMLUNGEN! Wird auch Zeit, einiges hiervon staubt schon ewig vor sich hin (RW=Redewendung).

„Afrika für Norwegen“ war schon lustig … oder nicht?
via @Samiaalthar [Englisch]

„Miete eine Gebärmutter“
von @antiprodukt via @baum_glueck [Deutsch]

V. ist kein [Englisch]
Verständnisproblem [Englisch]
(nach der Trigger-Warnung im Text kommen üble Zitate!)

„Von Körperlichkeiten, Selbshass und Eigenliebe.“ Thema: Essstörungen
via @Chwesta [Deutsch]

EU ignoriert das Menschenrecht auf Trinkwasser und beginnt die lokalen Netze zu privatisieren, bei den Ärmsten zuerst
von @JottEs via @KapuzenAuf [Deutsch]

Die Oury Jalloh-Initiative bittet um Spenden, um ein unabhängiges Brandgutachten zu finanzieren. Die Devise lautet 700 mal 50€, aber Beträge jeder Größe sind willkommen.
[Deutsch]

Ein ungeschönter Armutsbericht
[Deutsch]

„Griechenland sagt: Danke Deutschland“
von @ennomane @planetinspace via @KapuzeNews [Deutsch]

Auch in Europa werden zunehmend Mädchen abgetrieben
von @kegelklub via @maedchenblog [Deutsch]

Amerika erkennt, wer in der heutigen Zeit die wahren Opfer sind: Weiße Männer*
von @whattamisaid via @hanhaiwen [Englisch]

Der Unterschied zwischen Street Harassment und einem Kunden, der fragt wie viel eine Sexarbeiterin* verlangt – Wie geht sexarbeits-positiver Feminismus? [Englisch]

Und in der neu eingeführten „Ich gebe mir Mühe, nicht nur Depri-Zeug zu verlinken“-Rubrik:

Eine sehr lustige Review eines sehr schlechten Buches. (Vorsicht, Lesestoff für mehrere Monate garantiert.)
[Englisch]

Emotional abuse is real abuse: Trauma ohne V.

Auch erschienen auf takeover.beta

Trigger-Warnung für Diskussion von verschiedensten Formen von Gewalt. Größtenteils, aber nicht nur, mündliche Gewalt. (TW sexualisierte Gewalt für Chwestas Link)

Eines Tages, als ich einen Artikel von Captain Awkward.com auf Twitter verlinkte, wies mich Joke daraufhin, dass der ’ne Trigger-Warnung für emotionalen Missbrauch haben sollte. Und er_ hatte Recht. Warum hab‘ ich das nicht selbst schnell hingeschrieben?
In meinem Kopf spielte sich der Test auf die üblichen Themen ab. Da es nicht um sexualisierte Gewalt ging, habe ich nichts ergänzt. – Aber das darf nicht der einzige Maßstab bleiben. Wie Chwesta in einem Beitrag sagt:

Und die wollte ich eigentlich nur wissen lassen, dass es auch möglich ist ohne V[…]¹ traumatisiert zu sein […]

Viele Gründe

Ich habe das Gefühl, dass noch kein Bewusstsein dafür besteht, dass man auch von „kleineren“ Übergriffen Schaden davontragen kann. Geschrei, regelmäßigen Beleidigungen und vieles mehr zeigen eine Wirkung. Es gibt viele Bemühungen, die von sexualisierter Gewalt Betroffenen sichtbar zu machen (leider gegen starken Widerstand).
Was bei all dem schwer fällt, ist aber ein Bewusstsein zu schaffen, dass abuse² (grob „Missbrauch“) klein anfängt und trotzdem Spuren hinterlässt. Was auch fehlt, ist ein Bewusstsein, dass „bloße“ Worte tiefe und bleibende Verletzungen verursachen können. Was deswegen vor allem fehlt, ist ein Bewusstsein, wann man sich denn überhaupt kaputt, ängstlich, fertig und überwältigt fühlen darf (oder sonstwie, es gibt keine Regeln).
„Aber andere haben’s viel schlechter“, mögen sich einige denken. „Wenn es Leute gibt, die so viel Schlimmeres erlebt haben, ist es dann nicht selbstsüchtig von mir, nach so einer Kleinigkeit zu einem Häufchen Elend zu werden?“ (RW) Nein, ist es nicht.

Ich kann euch nennen, was ich schrecklich finde: Menschen, die Kinder anschreien oder respektlos behandeln. Und Männer*, die ‚rumschreien. Thema egal. Kann ich nicht haben. Fühle ich mich sofort arg unwohl. Ich hatte keine großen einschneidenden Erlebnisse. Die Umstände haben mich dennoch zu diesem Punkt gebracht.

Zum Beispiel

Wenn man auf verschiedene Formen von Gewalt schaut, ist es zum Beispiel auch absurd, was in unseren Kinos geschnitten wird. So weit ich das mitbekommen habe, ist ein Maßstab: Blut. Blut und abgetrennte Gliedmaßen. So übertriebener Kram wie Saw I bis XXV, da wird fröhlich geschnitten. (Auch in der Erwachsenen-Versionen. Why the fuck…) Wovon ihr aber Unmengen haben könnt, ist sexualisierte Gewalt. Die dann auch noch in der weiß-männlichen Wikipedia seltenst beim Namen genannt wird. Die krassesten *-ismen und Gewalt. Wird alles nicht geschnitten.
Es schert sich niemand drum, wie sehr das „unsere Kinder“ mitnehmen kann, Gewalt zu sehen, die sich nicht in Litern Blut messen lässt.

Ein Beispiel außerhalb des Kinos ist „Alle lieben Raymond“ (oder so ziemlich jede andere „Familien-Comedy-Serie“ aus den USA, wenn ihr mich fragt). Das ist für mich echt zu fucking schlimm, mir das anzusehen.
Witze, die sich darum drehen, dass die Hauptfigur ein narzisstisches (nur sich selbst und die eigenen Interessen sehendes), sexistisches Arschloch ist und die Bedürfnisse von allen anderen ignoriert. Ein Ehepaar, dass sich gegenseitig fertig macht und sich einfach nur zu hassen scheint. Eine Familie, die so unglaublich kaputt ist, dass sie einfach nicht respektvoll miteinander reden können. Für mich ist das zu sehr Realität, als dass ich irgendwie drüber lachen könnte.³

Unsere Gesellschaft hat einfach keine Vorstellung von Gewalt, die keine körperlichen Spuren hinterlässt. Weil die Gesellschaft darauf beruht, sie fördert, ja sogar anerzieht (Diskriminierung). Wenn du davon betroffen bist, wird dir geraten härter sein, dich von sowas nicht ‚runterziehen lassen. Gefühle einfach schlucken und verdrängen ist die neue Stärke. Damit kann ich nicht leben.

1 Zitat verändert. Ich vermeide zur Zeit das Wort auszuschreiben. Gefällt mir mehr. Find ich weniger triggernd.

2 Ich benutze hier das englische Wort abuse statt „Missbrauch“, weil das deutsche weniger Bedeutungen abdeckt und selbst fragwürdig klingt. „falsch gebrauchen“ ist nicht das Bild, was ich heraufbeschwören will (RW).
abuse kann für Missbrauch, verschiedene Formen von Gewalt stehen, aber auch wörtlich für „Beleidigungen“.

3 Weiteres, aber nicht ganz passendes Beispiel: Eragon. Das ist eine vierteilige Fantasy-Serie (die ich gestern hingeworfen habe, aber das ist ein anderes Thema).
Die Hauptfigur, Eragon, ist unterwegs mit der Drachin Saphira. Saphira lernt erst im Laufe der Erzählung Feuerspucken. Einmal lacht/schnaubt/? sie, als die Fähigkeit gerade neu ist und verbrennt Eragon fast. Er reagiert erbost. Nach einem kurzen Wortwechsel einigen sie sich, dass sein Unmut nicht gerechtfertigt war, denn es war ja nicht mit Absicht. ??? Ich weiß, das scheint wie eine Kleinigkeit, aber mich stört das wirklich.
Wenn ich unvorsichtig bin und jemanden an einer Treppe schubse und die Person fällt runter, dann stellen wir uns nicht hin und reden drüber, dass ich’s ja nicht mit Absicht gemacht hab. Mit sowas öffnet man Victim Blaming Tür und Tor. „Reg dich nicht auf, es war ja keine Absicht.“ Das ist doch völlig scheißegal! Die Person am Fuße der Treppe hat, mit etwas Glück immer noch viele blaue Flecke oder – mit weniger Glück – gebrochene Knochen. HULK DO NOT LIKE.

Warum f***en Leute sich nicht selbst?

Trigger Warnung emotionale Gewalt, sexualisierte Gewalt. Gilt auch besonders für den Link
Thema: Manipulation in (sexuellen) Beziehungen.

Diese Frage stelle ich mir immer wieder: Warum gibt es Menschen, die ihre*n Partner*in anbetteln, bedrängen, umgarnen, beknien, traurig ansehen, anschweigen, anschmollen oder beschimpfen, weil diese*r momentanes Desinteresse an Sex bekundet hat, statt es sich einfach selbst zu machen? (Nun gibt es einige, die das aus körperlichen Gründen nicht können, aber eine*n zu sexuellen Handlungen zu zwingen, wird dadurch nicht besser. Sie sind lediglich vom zweiten Teil meiner Frage ausgeschlossen.)
Warum erscheint es diesen Menschen als vorteilhaft, mit einem*r zu schlafen, di:er es folgerichtig nicht genießen wird? Es kann unmöglich daran liegen, dass der „Sex“ besser wird, denn die andere Person hat keine Lust. Das Einzige, was hier Sinn macht, ist eine [edit] nicht Einverständnis-basierte[/edit] sadistische Motivation und the hell, da kann ich nur sagen: Lauf so schnell du kannst. (Gut, das tue ich generell, wenn deine Partner*in/nen ein Nein, auch und vor allem im Bett, nicht anstandslos akzeptieren.)

Die einfache Antwort lautet natürlich: sie glauben, ein Recht darauf zu haben. Dieser Thread zeigt ganz gut, mit welchen Ausreden, die Aggressor*innen das rechtfertigen: ungleicher Sexdrive, „früher haben wir doch so viel“, „ich will aber“ … in Realität ist es immer das gleiche: meine Bedürfnisse > dein Recht auf körperliche Selbstbestimmung. Und wenn das mal nicht abgefuckte sexistische Scheiße ist (wie ihr wahrscheinlich erraten habt, handelt es sich oft um eine Hetero-Beziehung, in der der Mann* Stress macht. Es stehen unzählige traurige Beispiele in dem Thread).
Wie hinter dem Link diskutiert wird, kommen noch einige andere Aspekte unserer patriarchalen rape culture hinzu: „Frauen* wollen ja eh nie“, „Frauen* haben ja generell eine geringere Libido“ (was für ein abgefuckter Grund, um sie gegen ihren Willen zu zwingen) oder einfach der Fakt, dass uns Nein sagen und die Relevanz der eigenen Bedürfnisse vs. der anderer nicht im gleichen Maße beigebracht wird.

Eine Beobachtung aus dem Thread, die auch nicht vergessen werden sollte, lautet: wer ein Nein ignoriert, diskutiert, in Frage stellt, tut das nicht nur im Bett. Das Missachten der*s Partner*in erstreckt sich meist auch auf den Rest der Beziehung, in kleinen oder großen Formen. Oft geht dies einher mit gaslighting. Dieser Begriff bedeutet etwa, dass man einer Person so häufig die Realität und Legitimität ihrer Wahrnehmung/Gefühle abspricht, dass sie zunehmend an ihnen zweifelt und sich immer mehr an die Wünsche der*s Partner*in anpasst – meist um Auseinandersetzungen zu vermeiden. Oft wird dies auch davon begleitet, dass di:er Täter*in versucht, sire Partner*in von desren Freund*innen/Familie/unterstützendem Netzwerk zu entfremden.

Wie Gavin de Becker in seinem (victim-blamenden) Buch The Gift of Fear sagt: Nein, ist ein vollständiger Satz. („No is a complete sentence.“) Dies bedeutet, dass eine Person, die ein Nein nicht respektiert, versucht dich zu manipulieren. „Nein“ ist nicht missverständlich. Ablehnung ist, auch in Körpersprache, eindeutig.¹ (Mit der Ausnahme von Menschen, die Körpersprache schlecht lesen können.) Menschen, die eine Absage nicht stehen lassen, tun dies mit voller Absicht, weil sie dein Recht auf Selbstbestimmung nicht respektieren. This way lies doom.

1 (Übersetzung auf Anfrage)

Especially since nine times out of ten, the creepers I’ve seen can readily identify social cues from the other men, but flat out ignore them from women because it’s more fun to watch us get uncomfortable.

katyisbutthurt

I used to react to unwanted attention from a guy at a social event by going all small and uncomfortable and nonresponsive and “please just go away”, and that this left me with the impression that only about 40% of all guys are any good at reading social cues — and then I changed my body language to “go away now or I will reject you loudly and embarrassingly in front of everyone” and, hey, wow, what do you know, there are practically NO boys out there who can’t read body language, after all.

gemmaem

[Editiert am 26.09.2012 wegen triggerendem Potenzial der Überschrift und Klarheit. Zweisatz]

Handelt es sich dann wirklich um…

Potenziell stark triggernd Sexualisierte (,körperliche, emotionale) Gewalt. Triggerwarnung gilt auch für Links.

cute otters
© Copyright Chris Allen and licensed for reuse under this Creative Commons Licence. Source

„Wenn die Situation wie folgt aussah, ist es dann wirklich eine Vergewaltigung?“
Diese Fragestellung wurde schon eingehend behandelt, letztens verlinkte ich zum Beispiel auf diesen lehrreichen Text. Dennoch möchte ich sie noch einmal aufgreifen, weil diese Art von Fragen relevant ist und bleibt, wie mir dieser Thread bei Captain Awkward in Erinnerung rief, mal ganz von der Berichterstattung der letzten Zeit abgesehen.

Ist es wirklich eine Vergewaltigung, obwohl sich die Beteiligten in einer Beziehung befanden? – Ja.

Ist es wirklich … , obwohl die Beteiligten verheiratet waren? – Ja.
Ist es wirklich … , obwohl die Partner*innen schon einmal einvernehmlichen Sex hatten? – Ja.

Ist es wirklich … , obwohl keine körperliche Gewalt im Spiel war? – Ja.
Ist es wirklich … , obwohl am Anfang noch beide Lust drauf hatten? – Ja.
Ist es wirklich … , obwohl es sich bei Täter*in und oder Betroffenem*r nicht um cis, heterosexuelle Menschen handelt? – Ja.

Ist es wirklich … , obwohl es nach dem Gesetz keine wäre? – Hell ja.
Ist es wirklich … , wenn di:er Betroffene aus Angst zugestimmt hat? – Ja.
Ist es wirklich … , wenn di:er Betroffene sich nicht gewehrt hat? – Ja.
Ist es wirklich … , wenn di:er Betroffene an irgendeinem Punkt Erregung gespürt hat? – Ja.

Ist es wirklich … , wenn di:er Betroffene sich danach nicht traumatisiert gefühlt hat? – Ja.

Ist es wirklich … , wenn di:er Betroffene danach bei einvernehmlichen Sex keine Probleme hatte? – Ja.

Ist es wirklich … , wenn es nicht zur Anzeige gebracht wurde? – Ja.
Ist es wirklich … , wenn es keine Verurteilung gab? – Ja.
Ist es wirklich … , wenn di:er Betroffene danach mit der gleichen Person nochmal einvernehmlichen Sex hatte? – Ja.

Ist es wirklich … , wenn ein Teil des Szenarios geplant war, aber die Absprache gebrochen wurde? – Ja.

Ist es wirklich … , wenn di:er Betroffene betrunken war oder unter Drogen stand? – Natürlich.

Ist es wirklich … , wenn di:er Betroffene sich nicht mehr erinnert? – Ja.
Ist es wirklich … , wenn di:er Betroffene keine Alternative dazu hatte, „Ja“ zu sagen? – Ja.

Ist es wirklich … , wenn di:er Betroffene erst viel später verstanden hat, was passiert ist? – Ja.

Ist es wirklich … , wenn di:er Betroffene dafür bezahlt wurde, aber etwas gegen siren Willen getan wurde? – Ja.

Ist es wirklich … , wenn nicht auf die gewünschte Art verhütet wurde? – Ja.
Ist es wirklich … , obwohl keine Penetration stattfand? – Ja.
Ist es wirklich … , obwohl irgendwer auf der großen weiten Welt meint, es besser zu wissen? – Ja.

Ist es wirklich … , obwohl di:er Täter*in das Gegenteil behauptet? – Ja.
Ist es wirklich … , obwohl es im Rahmen einer medizinischen oder anderweitigen Untersuchung stattfand? – Ja.

Ist es wirklich … , obwohl Außenstehende die Situation anders eingeschätzt haben? – Ja.

Ich hasse es, dass es Gründe gibt, warum mir jeder dieser Punkte eingefallen ist. Und es schert mich kein bisschen, dass die Gesetzeslage einige der Punkte überhaupt nicht abdeckt. Das heißt, dass die Gesetzeslage falsch ist und die Kyriarchie widerspiegelt, in der wir leben. Mehr nicht.

Auch erschienen auf takeover.beta

Links 29

Schlagwörter: Trigger Warnung – sexualisierte Gewalt – häusliche Gewalt – Rassismus – Mittelschicht – Die Pille – Polizeigewalt – Polizeiwillkür

Zum Pogrom Rostock-Lichtenhagen und der rassistischen FaZ
[Englisch]

Mittelschicht bildet sich ein, Elite zu sein, lässt dafür die Unterschicht fallen und schießt sich selbst ins Bein
[Deutsch]

Die erdrückende rassistische Realität in Deutschland
[Englisch]

Die Autorin erklärt, warum sie die Pille nicht mehr nehmen wird. Ein wenig zu tendenziös und lässt außer acht, dass einige die Pille, nicht jedoch zur Verhütung, brauchen.
via @kuebra [Englisch]

Trigger-Warnung: Polizei-Willkür, sexualisierte und emotionale Gewalt „Warum ich fast verhaftet worden wäre, wie mich ein deutscher Polizist diskriminierte und warum ich nun eine Petition aufsetzen möchte.“
via @dieTilde [Deutsch]

Zum „beträchtlichen Anstieg“ häuslicher Gewalt mit weiblichen* Täterinnen*
via @RiotMango [Deutsch]

Und das Thema, von dem ich selbst nichts mehr hören kann:

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v

Die meisten Vergewaltigungen weichen vom unrealistischen Märchenbild einer „echten“ Vergewaltigung ab (Trigger-Warnung)
[Englisch]

[TW] You can stop r***: Schritt 5 – Überlebenden ist unbedingt zu glauben

<< Schritt 4

Schritt 6 >>

Trigger-Warnung wie immer für die ganze Serie. Keine Beschreibung von Tathergängen. Links führen zu Beschreibungen von Überlebenden, dort also extra Vorsicht.

Schlagwörter:r*** culture – unsere Gesellschaft – Überlebende – Unterstützung

a hiding hedgehog
Quelle: Cutest Paw

Dieser Schritt ist wirklich zentral, weil er die Grundlage dafür schafft, dass Betroffene¹ wagen sich in irgendeiner Weise an Außenstehende zu wenden. Vielleicht steht am Ende eine Anzeige, aber das soll nicht DAS Ziel sein. Viel wichtiger ist es, dass sie sich an ihr Umfeld wenden können und ihnen geglaubt wird. Sie also Hoffnung darauf (und Recht damit) haben, Rückhalt und die notwendige Unterstützung zu erfahren.
Dem gegenüber steht nämlich eine ganz andere Realität: mit erschütternder Regelmäßigkeit verlieren Betroffene ihren Freund*innenkreis und/oder ihre gesamte Familie, wenn sie sich hilfesuchend anderen anvertrauen.

Leider bin ich mir nicht sicher, inwiefern das vermeidbar ist: wenn eine Person, die zu einer Vergewaltigung fähig ist, in einem Freund*innenkreis/einem Familienverband bis zum Zeitpunkt der Tat akzeptiert wurde, ist es sehr wahrscheinlich, dass ihr Verhalten entweder in irgendeiner Weise bekannt war, in jedem Falle aber toleriert wurde, denn Grenzüberschreitungen haben sicher schon vorher stattgefunden.
Ein Verband, der bereit ist zum Schaden der Opfer eine fehlende Treppenstufe lieber zu umgehen als sie zu reparieren, kann nur bis zu einem gewissen Grad fähig sein, der Realität ins Gesicht zu sehen. Denn die Tat anzuerkennen bedeutet auch anzuerkennen, dass man mit einem Vergewaltiger befreundet/verwandt ist (bzw. war).
Ja, es scheint absurd und ist völlig ungerecht, dass „Freund*innen“ in solch einer Situation tatsächlich dazu fähig sein sollten, derart selbstsüchtig zu denken und handeln, aber die traurige Realität zeigt es wieder und wieder (siehe hierzu auch den vorhergehenden Teil der Serie).

Was geschieht nun aber bei bekannten Fällen, die medial verarbeitet werden? Ab-so-lu-te Scheiße.
Und an dieser Stelle möchte ich all denen, die sich Sorgen um potenzielle Vergewaltiger machen, ein Geheimnis verraten: es ist nicht „neutral“ zu diskutieren, warum Anzeige erstattet wurde, ob der Tathergang so stimmen kann oder was die Betroffene sich davon „verspricht“ (seriously? würdet ihr euch bitte irgendwo einbuddeln und nie wieder rauskommen?)
Dreimal tief durchatmen, sonst komme ich nicht zum Ende des Artikels.
Wir leben in einer rape culture (bitte nochmal zu Schritt 2 zurückblättern für eine nähere Erklärung). Überlebende haben nichts zu gewinnen und alles zu verlieren, wenn sie Anzeige erstatten oder sich überhaupt an irgendwen wenden. Es macht – keinen – Sinn aus welchen Motiven auch immer (außer weil man möchte, dass ein Straftäter verfolgt wird) eine Person des öffentlichen Lebens anzuzeigen. Es gibt keinen Ruhm dafür, nur ganz viel Hass. Siehe Assange, siehe Strauss-Kahn. – Ich verstehe bis zum heutigen Tag nicht, warum Medien und deren Konsument*innen der Meinung sind, solche Fälle überhaupt analysieren zu müssen. Sicher, es bringt steigende Auflagen. Wisst ihr, was es noch bringt? Einen riesigen Stempel mit „Arschloch“ auf der Stirn, was mich angeht.

²Wenn ihr also das Richtige tun möchtet, dann glaubt ihr der Betroffenen³. Ihr tut damit niemandem weh. Ihr sollt nicht zum Vergewaltiger gehen und ihn* zusammenschlagen. Alles, was ich von euch verlange, ist es, eine der wenigen Personen zu sein, die ihr* glaubt und sich von ihm* distanziert. Glaubt mir, er* wird nicht alleine sein.
Klar, ihr könnt auch eine „neutrale dritte Person“ sein. Aber a) bedeutet das, weder mit der Überlebenden noch mit dem Vergewaltiger was zu tun zu haben, was meiner Erfahrung nach so nicht geschieht und b) habt ihr eine Seite gewählt. Ja, so ist es. Ihr habt die Seite gewählt, die keine Wellen für den Vergewaltiger macht. Ihr habt gesagt: „Vergewaltigung? Ist mir egal.“

Edit (02.09.2012): Eine Überlebende erklärt What to say if your best friend tells you she was raped. (via @hanhaiwen)

1 Ich ziehe „Betroffene“ „Überlebenden“ vor, obwohl an letzterem nichts falsch ist. Natürlich meine ich es nicht wie in „etwas macht eine*n betroffen“ sondern „etwas betrifft eine*n“.
2 Wen es glücklich macht, darf sich „potenziell“ vor „Betroffene“ und „Vergewaltiger“ denken.
3 Wieder gegendert aufgrund von Statistiken. Denkt euch halt ein generisches Femininum.

Crossposted auf takeover.beta

Links 28

Schlagwörter: BDSM – Assange – Ableismus – Pille danach – Feminismus – Gehörlosigkeit – Consent – [Trigger Warnung] – [TW] r*** culture

Über einen Workshop, der Feminismus schreiben lernen verspricht. Hier habe ich mir „si:er“ und „di:er“ geklaut.
[Deutsch]

[Trigger-Warnung] Wie Fetlife Aufklärung bei Ver****l***ung verhindert und warum „falsche Anklagen“ Derailing sind
[Englisch]

[Trigger-Warnung] Weitere Gedanken zu den r*** joke-Zwischenfällen der letzten Zeit
[Englisch]

Ein Mann mit Brüsten. Der Text hat mich sowohl mitgenommen als auch mitgerissen.
via @hainhawen [Englisch]

Eine grundlegende Erklärung von „women“ vs. „females“
via @vivsmythe @hainhawen [Englisch]

10 Dinge, die du nie zu einer tauben Person sagen solltest
via @ennomane @zwzora [Englisch]

„Über Menschen mit Behinderungen berichten“ – Ein Online-Ratgeber
via alle [Deutsch]

Wir schützen dich vor dir selbst!! Die Pille danach ist in Deutschland nur schwer erhältlich.
[Deutsch]

Tolle Grundlagen zu Consent. Trigger–Warnung für Beispiele, besonders auch in den Kommentaren
[Englisch]

Assange, der Arsch (© Esme Grünwald) Ein praktischer Artikel, um ihn dem nächsten Anonymous-Fanboy in die Hand zu drücken, der erklären will, wie alles wirklich gelaufen ist. Trigger-Warnung because obviously, starke Empfehlung nicht die Kommentare zu lesen.
[Englisch]

Links 26

Schlagwörter: Ableismus – Antirassismus – Assange – Cissexismus – how to – Klassismus – Rechtsstaat – Sexismus – unsere Gesellschaft – [Trigger Warnung] – [TW] R**e Culture

Anti-rassistische Sticker bzw. Karten zum ‚runterladen und selbst drucken


Was als Frau* im „Boy’s Club“ zu tun ist [Englisch]

Amnesty Ireland würde Sinéad O’Connor gerne als Performerin haben, aber sie soll bitte nicht ihre Meinung sagen oder sich verrückt verhalten [Englisch]

Hassverbrechen gegen Behinderte nehmen in England zu [Englisch]

Mitfilmen auf friedlichen Demos rechtswidrig [Deutsch]

Ihr lest also ironisch die BILD… [Deutsch]

Urheberrechtsabkommen blockieren Zugang zu Büchern für Blinde und Sehbehinderte [Deutsch]

Streit zwischen Krankenkassen und Feuerwehr: in Berlin müssen die Kosten für einen Krankentransport in Zukunft ausgelegt werden via @puzzlestuecke [Deutsch]

Frau* nach Mastektomie davon abgehalten oben ohne zu schwimmen via @IBlame @baum_glueck [Englisch]

Trigger Warnung für Thema sexualisierte Gewalt

man on a horse, the caption reads 'Trigger Warning'

Sehr relevanter, interessanter und lehrreicher Artikel zu den Strategien von Vergewaltigern¹ In den Kommentaren werden Erfahrungen diskutiert!

Kommt mir nicht mit Bullshit-Argumenten: Die Mythen um Assange via @sanczny

1 Absichtlich nicht gegendert

[TW] You can stop r*p*: Schritt 3 – V*r**wa***ge nicht

<< Schritt 2

Schritt 4 >>

Edit 13.06. 18:07: Da, wie Samia anmerkte, auch schon gewisse Worte triggernd sein können, habe ich versucht die Überschrift wenigstens durch Splats etwas zu entschärfen.

Dies gilt für alle Geschlechter und alle Identitäten: vergewaltige nicht.

Die Forderung ist leider nicht so lächerlich wie sie klingt; Vergewaltigungen sind mehrheitlich nicht die Fälle, in denen fremde Männer aus einem Busch springen und Gewalt anwenden. Dreiviertel aller Opfer kannten ihre*n Vergewaltiger*in(nen). Unter anderem geht es also um Vergewaltigungen in Beziehungen oder unter Bekannten.
So absurd es klingt: es gibt Vergewaltiger*innen, die nicht wissen, was sie einer anderen Person angetan haben. Sie glauben, alle würden es so machen wie sie und das sei normal.

Also einige Regeln, die unter allem Umständen zu beachten sind. Größtenteils wird es sich um eine Zusammenfassung des Artikels handeln, den ich beim letzten Beitrag unter „Consent Culture“ verlinkt habe. Der ist großartig, lest ihn.

Viele der folgenden Dinge sollen sicherstellen, dass alle Beteiligten ihre Zustimmung gegeben und nicht zurückgezogen haben. Fehlkommunikation passiert, schlechter Sex passiert. Damit aus schlechtem Sex aber keine sich lange komisch anfühlende Begebenheit wird, bei der man sich fragt, ob wirklich noch alles mit rechten Dingen zuging oder gar Vergewaltigung, schadet es nie, die folgenden Punkte zu beachten, die auch noch sicherstellen, dass alle mehr Spaß haben. Win win, würde ich sagen.

Wenn Zweifel am enthusiastischen Einverständnis einer oder mehrerer Beteiligter besteht, gibt es keinen Sex.
Dies kann der Fall sein wegen der Einnahme von Medikamenten, wegen Drogen- oder Alkoholkonsums. Wenn nicht eindeutig ist, dass alle Beteiligten noch vollständig in der Lage sind zu verstehen, was gerade passiert und eindeutig zeigen, dass sie gerade sehr Lust darauf haben, ist erst mal Schluss.

Wenn einige Beteiligte aus Gründen auch immer Schwierigkeiten haben, ihre Zustimmung zu zeigen –entweder, weil sie nicht gelernt haben, ihre Bedürfnisse offen zu kommunizieren oder weil sie aus anderen Gründen erschwert kommunizieren oder verzögerte Reaktionen zeigen– muss als erstes klargestellt werden, dass alle enthusiastisch bei der Sache sind.

Die Pflicht, Zustimmung sicherzustellen, endet zu keinem Zeitpunkt. Jedes Zeichen, jemand könnte sich umentschieden haben, ob verbal¹ oder nonverbal, muss beachtet und umgehend entsprechend respektiert werden. Das heißt nicht, dass alle sich nach je drei Minuten brav nebeneinander setzen müssen und fragen, wie es denn so geht, aber Zweifeln an der anhaltenden Begeisterung von Beteiligten sollte immer nachgegangen werden.
Zeichen sind: „Nein“, „Moment“, „Stop“, „“, „halt“, „autsch“ (es sei denn, ihr seid in einer BDSM-Session, ihr habt alles vollständig ausgehandelt, das ist nicht das Safeword und die Person grinst anzüglich), jeglicher anderer Schmerzenslaut, auffällige Ruhe, Unruhe oder nicht bei der Sache Sein, Unbeweglichkeit, Verkrampfen oder Steifheit der anderen Person, wenn sie sich körperlich entfernt und viele viele viele andere Zeichen, die im Zweifel als Warnung gelesen werden sollten.

Verinnerlicht, dass es nicht normal ist über Sex zu reden, als wäre es ein Streich, den man einer anderen Person spielt. Leute, die so reden, würde ich sehr kritisch beäugen.

Holly Pervocracy schlägt ebenfalls vor, wenn man darüber spricht, mit wem man geschlafen hat, Consent zu einem Teil der Geschichte zu machen: „Letztens habe ich Lisa getroffen und dann haben wir uns total drauf geeinigt, dass wir Lust auf Sex haben.“ „Als ich Tim letztens auf der Party traf, habe ich ihn gefragt, ob er Lust hat und die hatte er!“
Das führt dazu, dass Leute es als natürlichen Schritt zum Vögeln (sorry für den Stilbruch, aber das klingt doch alles furchtbar) auffassen, sicherzustellen, dass alle enthusiastisch bei der Sache sind.

Überhaupt ist es essentiell, darüber reden zu können, was man selber mag, ob man etwas mag und zu sagen, wenn man etwas (gerade) nicht mag. „Nein“ sagen kann sehr sehr befreiend sein und ein Nein sollte umgehend akzeptiert werden. (Dies ist keine Erlaubnis für Bullshit-Argumente wie „Ich habe aber nicht verstanden, dass mein*e Partner*in keine Lust hatte.“ „Nein“ kann man auf viele Weisen sagen, auch ohne Worte zu benutzen. Wer es nicht hört, ist dafür verantwortlich.)

Lernt Ablehnung als das zu verstehen, was sie ist: Nur eine Aussage darüber, was die Person möchte. „Ich will nicht mit dir schlafen.“ heißt nicht „Du bist hässlich/unsympathisch/…“ sondern „Ich habe aus welchem Grund auch immer gerade keine Lust. Ende der Durchsage.“ Nein ist ein ganzer Satz, wie es so schön heißt. Darüber wird unter keinen Umständen diskutiert und es ist ganz schlechter Stil, die Person dafür weniger zu mögen.
Natürlich ist es erlaubt, enttäuscht zu sein über die verpasste Gelegenheit! Aber nicht, indem man der anderen Person Schuld einredet oder gar anfängt ‚rumzubetteln. Die feine Art lautet: „Verstehe, schade zu hören.“ und dann woanders hingehen/die Konversation mit einem anderen Thema fortsetzen, wenn alle Beteiligten das möchten/sich selbst beschäftigen gehen.

Auch für den Alltag kann man sich merken: Überreden, manipulieren, Schuld einreden, „Aber waruuum nicht?“ ist nie cool. Nicht wenn es darum geht, was gemeinsam zu machen, doch mal ein Häppchen zu probieren, bei etwas zu helfen, etwas zu erzählen. Nie cool.
Genau so ist körperliche Autonomie unglaublich wichtig. Achtet darauf, ob ihr dazu neigt, sehr nah an anderen zu stehen, sie beim Reden zu berühren, obwohl ihr sie nicht gut kennt, neue Bekannte zu umarmen, wenn ihr euch gerade das zweite Mal trefft. Wenn ihr das sehr gerne macht und beibehalten wollten, dann seid euch dessen bewusst, dass ihr immer sicherstellen müsst, dass es nicht unwillkommen ist. Achtet darauf, ob die andere Person immer freudig das gleiche macht oder aussieht, als würde sie sich unwohl fühlen, vielleicht sogar einen Schritt zurück macht. Fragt nach. Fragt nach. Fragt immer nach.
Absolutes No-Go ist kitzeln und Überraschungsumarmen von hinten, genau so wie Knuffereien oder gar Schlagen von Leuten, egal wie kumpelhaft, „witzig“ oder spielerisch es ist. In allen Fällen ist es nahezu unmöglich, vorher bzw. rechtzeitig zu äußern, wenn man es nicht mag (man sollte es gar nicht äußern müssen, meiner Meinung nach). Es sollte allen klar sein, dass man nie wissen kann, was Menschen alles erlebt haben und ein solches Erlebnis der Machtlosigkeit ein Trigger sein kann für Erinnerungen an ältere, schlimmere Erlebnisse. Aber auch wenn es nicht als Trigger wirkt, ist es kein akzeptables Verhalten.

Okay, ich bin wieder etwas abgedriftet und es wurde doch ein Artikel zu Consent, weil nun einmal alles miteinander zusammenhängt.

Stellt sicher, dass ihr euch wohlfühlt, wenn ihr mit anderen interagiert. Stellt sicher, dass sie sich wohlfühlen. Kommuniziert. Habt Spaß.

1 ausgesprochen

[TW] You can stop r**e: Schritt 2 – R**e Culture

Der zweite Schritt zum Ziel, Vergewaltigungen zu verhindern: lerne, was es heißt, in einer rape culture zu leben. Also in einer Kultur, die Verhalten gutheißt und unterstützt, das Vergewaltigungen begünstigt.

Für alle die englisch sprechen, empfehle ich diesen Artikel auf Shakesville. Ein Weiterlesen ist in dem Falle nicht nötig, weil dies der verständlichste und vollständigste Artikel ist, den ich je zu diesem Thema gelesen habe.
Für alle anderen versuche ich im Folgenden eine einleuchtende Beschreibung zur Verfügung zu stellen.


In einer rape culture wird zunächst angenommen, dass Frauen* mit sexuellen Avancen¹ einverstanden sind statt immer zuerst davon auszugehen, dass man sie nach ihrer Zustimmung fragen muss.
Es ist nicht gerne gesehen, wenn sie „Nein“ sagen und die Gründe werden oft in Frage gestellt (diskutieren über die Gründe, warum eine Person etwas ablehnt, nennt man übrigens Manipulation) oder gar überhört.
Frauen* werden allgemein so erzogen, dass sie Konfrontationen aus dem Weg gehen und es anderen Recht machen wollen, während Männern* besseres Werkzeug an die Hand gegeben wird, um Ablehnung zu äußern und zu bekräftigen.

In einer rape culture wird nicht beachtet, wie fragwürdig es ist, wenn man Menschen als Sexualpartner wählt, die unter so starkem Drogen- oder Alkoholeinfluss stehen, dass es ihnen schwer fällt deutlich zu machen, ob sie Lust auf Sex haben oder „Sexualpartner“ wählt, die gar bewusstlos sind.

In einer rape culture sagt man Frauen*, was sie tun sollen, um „nicht vergewaltigt zu werden“ statt Vergewaltiger_innen zu sagen, dass sie nicht vergewaltigen sollen. Vergewaltigungsopfer werden gesellschaftlich sanktioniert² durch slut shaming (Beleidigung und Beschuldigung von Frauen* mit aktivem Sexualleben), rituelles in Frage stellen ihrer Erlebnisse und Vorwürfe, sie hätten sich selber in diese Situation gebracht, während Vergewaltiger_innen nicht konsequent aus ihren entsprechendem sozialen Umfeld ausgeschlossen werden und damit das Signal erhalten, dass ihre Strategie funktioniert und sie unbehelligt weitermachen können.

In einer rape culture denkt die Öffentlichkeit schneller an das Wohl und die Karriere eines potenziellen Vergewaltigers als das Wohlergehen des potenziellen Opfers, obwohl die Rate an falschen Beschuldigungen bei Vergewaltigungen nicht höher liegt als bei anderen Verbrechen auch, die Verurteilungsrate wahrscheinlich alarmierend darunter.

In einer rape culture sind Menschen der Meinung, dass es lustig sei, Vergewaltigungswitze zu reißen, obwohl es sich um eines der traumatisierendsten Verbrechen handelt, die man gegenüber einem Menschen verüben kann (siehe Seife bücken-Witze und „spaßige“ Bemerkungen zu Vergewaltigung in Gefängnissen allgemein).

In einer rape culture glauben Menschen, es sei keine Vergewaltigung,

  • wenn hän Partner_in am Ende doch einwilligte
  • obwohl hän Partner_in keine aktive Zustimmung zeigte
  • wenn hän Partner_in körperlich oder geistig nicht in der Lage war, sire Zustimmung zu äußern
  • wenn jemand mit sirer_m Vergewaltiger_in in einer Beziehung lebte.

In einer rape culture wird Homosexualität mit (ausgelebter) Pädophilie gleichgesetzt und behauptet, gleichgeschlechtliche Partner könnten nicht vergewaltigt werden. Überhaupt führen einige Umstände zu Nichtvergewaltigbarkeit, wie zum Beispiel die Arbeit als Prostituierte_r, der Widerruf von vorheriger Einwilligung in sexuelle Handlungen, die falschen Klamotten, die falsche Gender-Identität.

In einer rape culture sind übergriffige „Spielereien“ in Ordnung, wie eine Person zu kitzeln ohne ihre klare Zustimmung erhalten zu haben oder eine Möglichkeit für sie, dies zu unterbrechen. Es ist normal, dass Kinder Erwachsenen die Hand geben, sie umarmen oder ihnen gar einen Kuss geben müssen, auch wenn sie nicht möchten.

Einer rape culture fehlt das, was eine consent culture hat.

PS: Ich habe an einigen Stellen nicht die weibliche und männliche Form genommen, weil es mir entsprechend den Statistiken angemessen schien.

1 Annäherung, Angebote
2 bestraft

Edit 09.02.2012 13:00: Fußliebe korrigiert