[TW] You can stop r**e: Schritt 2 – R**e Culture

Der zweite Schritt zum Ziel, Vergewaltigungen zu verhindern: lerne, was es heißt, in einer rape culture zu leben. Also in einer Kultur, die Verhalten gutheißt und unterstützt, das Vergewaltigungen begünstigt.

Für alle die englisch sprechen, empfehle ich diesen Artikel auf Shakesville. Ein Weiterlesen ist in dem Falle nicht nötig, weil dies der verständlichste und vollständigste Artikel ist, den ich je zu diesem Thema gelesen habe.
Für alle anderen versuche ich im Folgenden eine einleuchtende Beschreibung zur Verfügung zu stellen.


In einer rape culture wird zunächst angenommen, dass Frauen* mit sexuellen Avancen¹ einverstanden sind statt immer zuerst davon auszugehen, dass man sie nach ihrer Zustimmung fragen muss.
Es ist nicht gerne gesehen, wenn sie „Nein“ sagen und die Gründe werden oft in Frage gestellt (diskutieren über die Gründe, warum eine Person etwas ablehnt, nennt man übrigens Manipulation) oder gar überhört.
Frauen* werden allgemein so erzogen, dass sie Konfrontationen aus dem Weg gehen und es anderen Recht machen wollen, während Männern* besseres Werkzeug an die Hand gegeben wird, um Ablehnung zu äußern und zu bekräftigen.

In einer rape culture wird nicht beachtet, wie fragwürdig es ist, wenn man Menschen als Sexualpartner wählt, die unter so starkem Drogen- oder Alkoholeinfluss stehen, dass es ihnen schwer fällt deutlich zu machen, ob sie Lust auf Sex haben oder „Sexualpartner“ wählt, die gar bewusstlos sind.

In einer rape culture sagt man Frauen*, was sie tun sollen, um „nicht vergewaltigt zu werden“ statt Vergewaltiger_innen zu sagen, dass sie nicht vergewaltigen sollen. Vergewaltigungsopfer werden gesellschaftlich sanktioniert² durch slut shaming (Beleidigung und Beschuldigung von Frauen* mit aktivem Sexualleben), rituelles in Frage stellen ihrer Erlebnisse und Vorwürfe, sie hätten sich selber in diese Situation gebracht, während Vergewaltiger_innen nicht konsequent aus ihren entsprechendem sozialen Umfeld ausgeschlossen werden und damit das Signal erhalten, dass ihre Strategie funktioniert und sie unbehelligt weitermachen können.

In einer rape culture denkt die Öffentlichkeit schneller an das Wohl und die Karriere eines potenziellen Vergewaltigers als das Wohlergehen des potenziellen Opfers, obwohl die Rate an falschen Beschuldigungen bei Vergewaltigungen nicht höher liegt als bei anderen Verbrechen auch, die Verurteilungsrate wahrscheinlich alarmierend darunter.

In einer rape culture sind Menschen der Meinung, dass es lustig sei, Vergewaltigungswitze zu reißen, obwohl es sich um eines der traumatisierendsten Verbrechen handelt, die man gegenüber einem Menschen verüben kann (siehe Seife bücken-Witze und „spaßige“ Bemerkungen zu Vergewaltigung in Gefängnissen allgemein).

In einer rape culture glauben Menschen, es sei keine Vergewaltigung,

  • wenn hän Partner_in am Ende doch einwilligte
  • obwohl hän Partner_in keine aktive Zustimmung zeigte
  • wenn hän Partner_in körperlich oder geistig nicht in der Lage war, sire Zustimmung zu äußern
  • wenn jemand mit sirer_m Vergewaltiger_in in einer Beziehung lebte.

In einer rape culture wird Homosexualität mit (ausgelebter) Pädophilie gleichgesetzt und behauptet, gleichgeschlechtliche Partner könnten nicht vergewaltigt werden. Überhaupt führen einige Umstände zu Nichtvergewaltigbarkeit, wie zum Beispiel die Arbeit als Prostituierte_r, der Widerruf von vorheriger Einwilligung in sexuelle Handlungen, die falschen Klamotten, die falsche Gender-Identität.

In einer rape culture sind übergriffige „Spielereien“ in Ordnung, wie eine Person zu kitzeln ohne ihre klare Zustimmung erhalten zu haben oder eine Möglichkeit für sie, dies zu unterbrechen. Es ist normal, dass Kinder Erwachsenen die Hand geben, sie umarmen oder ihnen gar einen Kuss geben müssen, auch wenn sie nicht möchten.

Einer rape culture fehlt das, was eine consent culture hat.

PS: Ich habe an einigen Stellen nicht die weibliche und männliche Form genommen, weil es mir entsprechend den Statistiken angemessen schien.

1 Annäherung, Angebote
2 bestraft

Edit 09.02.2012 13:00: Fußliebe korrigiert

11 Gedanken zu “[TW] You can stop r**e: Schritt 2 – R**e Culture

  1. Trigger Warnung wegen r**e culture [Editiert von Esme, 19.08.2012]

    Letztens auf Arbeit gehört (natürlich „im Scherz“): Calm down, don’t make a rape a murder.

    Wer da nicht aufwacht…

  2. [Trigger-Warnung sexualisierte Gewalt, Leugnung und Verharmlosung von sexualisierter Gewalt Editiert von Zweisatz am 14.09.2012]

    Ich war wegen der Assange Debatte ziemlich erschrocken, dass viele Männer mir sagten, dass sie das Gleiche machen wie Assange, und dass ihre Partinerinnen damit keine Probleme haben.

    Diese Männer hatten mich ganz ernsthaft gefragt, ob ich denn überrascht wäre, wenn ich mit einem Mann in einem Bett schlafen würde und durch Sex geweckt werden würde. Normale Frauen würden sowas toll finden, nur die doofe schwedische Feministinnen nicht.

    Ich sagte, dass ich überrascht wäre und außerdem würde ich das übergriffig finden…..

    Und dadurch war ich für die Männer „falschbeschuldigende Feministin“ und genauso ein Verfassungsfeind wie Staatsanwältin Ny von Schweden.

    Was mich bei diesem Gespräch irritierte, ist, dass es offenbar auch viele Frauen gibt, die sowas normal und schön finden. Eine Sache ist es für mich zu sagen, dass egal was die anderen Frauen toll finden, dass ich es für mich ablehne.

    Aber ich wollte daher schon immer fragen, ob andere Frauen das wirklich normal und schön finden?

  3. @zweisatz Wenn die Zustimmung zu einem früheren Zeitpunkt ausdrücklich gegeben wurde, nein. Anders könnten auch einige BDSM-Praxen nicht funktionieren.

    1. Achso na klar, Missverständnis: Ich dachte, du beziehst dich mit „dem Szenario“ auf ichhabangezeigts Verallgemeinerung und nicht auf den konkreten Fall. War dann also eher ne Antwort auf ichhabangezeigt.

  4. “In einer rape culture wird Homosexualität mit (ausgelebter) Pädophilie gleichgesetzt und behauptet, gleichgeschlechtliche Partner könnten nicht vergewaltigt werden. “+ In einer Rape culture wird behauptet, Männer können nicht vergewaltigt werden. In einer rape culture wird behauptet, Männer* könnten nicht von Frauen* vergewaltigt werden : “er ist steif geworden**, d.h er hatte Spaß, d,h es war kein rape

    (**was natürlich absoluter Unsinn ist weil Blutdruck nunmal äußerst schwer mit Gedanken zu kontrollieren ist. Wenn wir das könnten bräuchten wir keine betablocker..)

    das sind alles Sätze die ich so 1:1 von Menschen gehört habe-ich bin da sensibilisiert, da einer meiner Ex-partner vergewaltigt wurde.
    ich weiß´dass diese statistisch deutlich seltener vorkommt, aber in dieser rape culture werden diese Sachen imho noch stärker abgewertet und versteckt, da das gesellschaftliche Männerbild stärke erwartet-ein Mann* der opfer von Vergewaltigung wurde hat also selbst schuld-man erwartet von ihm “stärke” er hätte sich wehren müssen und da er opfer wurde, sich demnach nicht gewehrt hat muss er es gewollt haben. bei Frauen* sagt man ja lieber, sie hätten es eh gewollt oder sie wären eh schwach und hätten dann aus irgendwelchen anderen [beschissenen. Zweisatz] gründen schuld.
    naja, jedenfalls finde ich das halt gefährlich-das auch zu verdecken. das Thema ist so krass mit Scham besetzt für alle Geschlechter aber beim Mann* heißt es “du musst stark sein-wenn du du opfer bist bist du schwach- also dieser angriff auf die Identität.

    er hat einige seiner “Freunde”(imho sind Menschen die so Müll abliefert kein Freunde) verloren weil die nicht aufhören konnten sich über ihn lustig zu machen was er für ein “Schlappschwanz” wäre und ja gar nichts hätte hin bekommen können oder ob er es nicht gewollt hätte weil er ja n Mann* ist und Männer* kann man nicht so “einfach” vergewaltigen (=auch noch [sonderbare. Zweisatz] Vorstellungen zum Thema Geschlecht+ stärke&schwäche *kotz*)

    naja und-mir kommt es so vor als ob heute offener über rape geredet wird.aber idr eben über weibliche opfer oder über opfer die zur Tatzeit Kinder waren
    Beispiel Odenwaldschule und katholische Kirche.

    daher-erwachsene Männer* als opfer-oder auch nur junge Männer* sind selten in der Aufmerksamkeit-ja, es gibt sie selten, aber ich denke deshalb wäre es schön das aufzuführen.

    bei ihm war die Scham sehr krass-ich wette 100%dass das bei vielen anderen opfern genauso ist und es gibt soweit ich weiß auch keine direkte Beratungsmöglichkeit für erwachsene opfer von rape-die meisten stellen sind für Mädchen/Frauen* und wenden sich auch dezidiert an diese.
    ich würde mir wünschen, dass mehr Männer* sich trauen davon zu berichten und wir es schaffen klar zu machen dass niemals das opfer schuld hat und dass männer* ebenso wenig stark sein müssen wie wer auch immer und deshalb auch nicht schuld haben und dass ihre Identität, die Männlichkeit ein Konstrukt ist und durch die Vergewaltigung nicht zerstört ist.

    man müsste zusammen arbeiten um klar zumachen dass 1. dieses Männlichkeitsbild krass gefährlich ist (schweigen-> trauma bleibt da und 2. es niemals okay ist sich über ein opfer einer Straftat lustig zu machen, egal welches Geschlecht das hat.
    Vergewaltigung ist kein witz, einem Mann dem die Nase mit der Bratpfanne gebrochen wird mit ist auch kein witz, die seife im knast ist auch kein Witz.)

    also-ich weiß dass frauen in überwiegendem falle die oiüfer sind-aber gerade deshalb denke ich, ein kleiner satz der die anderen opfer (darunter ja auch transmänner) sichtbar macht und klarmacht-jeder kann opfer werden deshalb darf neimand lachen-ist imho wichtig.

    1. Wenn die Kommentare zu einem Artikel geschlossen sind, heißt das, ich will keine Kommentare. Ich fänd’s nett, wenn das respektiert würde.
      Wenn der Kommentar unglaublich wichtig erscheint, wär’s toll, den wenigstens unter einen einigermaßen passenden Artikel zu kleben, z.B. einen früheren Teil der Reihe als Teil 6.
      Und bitte, keine ableistischen Schimpfwörter (diese ganze „Wahn“-Sache).

      Nun zum Inhalt:

      […] aber in dieser rape culture werden diese Sachen imho noch stärker abgewertet und versteckt, da das gesellschaftliche Männerbild stärke erwartet-ein Mann* der opfer von Vergewaltigung wurde hat also selbst schuld-man erwartet von ihm “stärke” er hätte sich wehren müssen und da er opfer wurde, sich demnach nicht gewehrt hat muss er es gewollt haben. bei Frauen* sagt man ja lieber, sie hätten es eh gewollt oder sie wären eh schwach und hätten dann aus irgendwelchen anderen [beschissenen, Zweisatz] gründen schuld.

      Uhm, ich weiß, worauf du hinaus willst, aber das wird Frauen* exakt in diesen Worten an den Kopf geworfen (RW).

      Dein Punkt, dass Männer* auch Opfer werden, und, auch wenn der Prozentsatz verschwindend gering ist, auch von Frauen* vergewaltigt werden, ist richtig. Wenn du meinen Artikel liest, wird dir auffallen, dass ich an mehreren Stellen überhaupt nicht festgelegt habe, wer welches Geschlecht hat, Männer* also mit eingeschlossen sind.

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