50 Shades of Grey – Die Abrechnung (1)

In den letzten wahrscheinlich zwei Monaten habe ich die Zusammenfassung des „Buches“ 50 Shades of Grey (50SoG) durch Jenny Trout gelesen. Um genau zu sein, handelt es sich um eine „Trilogie“. Um noch genauer zu sein, handelt es sich um eine Twilight-Fanfiction, die wahllos in drei Teile zerschnitten wurde, damit die Autorin E.L. James mehr Geld scheffeln kann.

Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen Fanfiction. Jedoch ist das erste kleine Problem von 50SoG, dass es schlicht und ergreifend das Plagiat eines anderen Buches darstellt, denn E.L. James hat jede einzelne Wendung und jeden einzelnen Charakter von Twilight verwurstet. Dass Edward in der Druckversion „Christian“, Bella „Ana“ und Jakob „José“ (subtiiil) heißen, macht da auch keinen großen Unterschied mehr.

Aber das ist erst der Anfang. Wenn ich aufgefordert würde zu beschreiben, was ich an diesem Buch hasse, würde ich der Einfachheit halber damit beginnen, was ich nicht hasse. Moment, ich muss überlegen. Oh ja, es gab da zwei Nebencharaktere: Der Bodyguard Taylor und die Haushälterin Ms. Jones, die Christians gebrauchte Kondome vom Boden aufheben und seine benutzten Buttplugs reinigen muss. Die beiden jedenfalls kommen zusammen. Die armen.¹

Also kommen wir dazu, was ich an 50SoG hasse, denn dafür sind wir ja hier. Wie gesagt, ich habe von den Büchern nichts gelesen, bis auf die Ausschnitte, die Jenny Trout regelmäßig in die Zusammenfassungen eingefügt hat. Ich fühle mich trotzdem ausgezeichnet in der Lage meine Einschätzung zu liefern. Vielen Dank.

Der Schreibstil

Den Schreibstil als „schlecht“ zu bezeichnen, wäre eine Beleidigung des Wortes „schlecht“. Und meine Ansprüche sind da eigentlich nicht so hoch – ich erwarte keine kunstvoll geschwungenen Phrasen, es würde mir schon reichen, nicht 10 Mal davon zu lesen, wie Ana (die das Buch in der 1. Person Präsens erzählt) rot wird. Bzw. lasse ich das kurz Cliff von Pervocracy zusammenfassen:

Okay, I searched the book, and there are:

  • 30 „holy crap“s
  • 39 „holy shit“s
  • 16 „holy cow“s
  • 7 „holy Moses“s

Also:

  • 100 „flush“es
  • 7 „double crap“s
  • 6 times C[hristian]G[rey] is „tousled“, 6 times he is „sculptured,“ and 11 times his eyes „blaze“

WRITING!

Hier ist also aufgezählt, wie oft die Ausdrücke im Buch wiederholt werden – Cliff redet, wohlgemerkt, vom ersten Buch, nicht der gesamten Trilogie. Was diese Aufzählung auch sehr gut illustriert, ist die unterirdische Ausdrucksweise von Ana. Welche 22-jährige (?) benutzt Flüche wie „holy cow“ oder noch schlimmer „double crap“? Vor allem denkt sie diese „Flüche“ in den unangemessensten Situationen. Sieht Ana Christians gigantisches Gemächt oder bekommt von seiner traumatischen Kindheit erzählt, denkt sie „Jeez“. Was zum…

Der Sexismus

Ana hasst alle Frauen. Alle. Frauen. Außer alte Frauen (>30), denn die sind zu vertrocknet, um ihr ihren Super-Ehemann wegzunehmen. Und die eine Schwarze Rezeptionistin. Ihr wisst schon, weil es „ich bin nicht rassistisch“ schreit, wenn man eine einzige Schwarze Frau einführt und die Protagonistin sich dann denkt, dass sie mit der sicher befreundet sein könne – ohne mit ihr mal geredet zu haben.
Ana hasst auch bzw. besonders Europäerinnen.² Und Blondinen. Also Naturblondinen, gefärbte Blondinen scheinen auf der Hassliste weiter unten zu stehen. Und dann hasst sie all die Frauen, die sich an ihren heißen Kontrollfreak ranmachen. Also alle Frauen unter 30, denen sie begegnen (die Frauen über 30 stehn auch auf ihn, sind aber nicht erwähnenswert, sh. „vertrocknet“). Und natürlich hasst sie auch Kate, ihre beste Freundin und den Alice(?)-Abklatsch, Christians Schwester – mit der Bella in Twilight sich eigentlich super gut versteht. Also ich hoffe, ihr habt verstanden, dass Ana alle Frauen hasst.

Die Hauptfiguren

Ich H.A.S.S.E Ana und Christian. Ich verabscheue sie, ich wünschte nur für sie würde eine Möglichkeit erfunden fiktionale Figuren zu würgen. Ich hasse Christian mehr. Aber ich hasse auch Ana. Ich hasse wie sie jedes Mal von der „Kate [Nachname] inquisition“ spricht, wenn ihre beste Freundin (!) ihr eine Frage nach ihrem Leben stellt. Ich hasse wie die beiden sich nach ihrer Heirat mit „Mr.“ und „Mrs. Grey“ ansprechen (nicht gelogen und es ist so. furchtbar). Und ich hasse alles an Christian. Alles. Aaaaalles. All-es. (Übrigens der Mann eurer Träume, falls ihr den Hype noch nicht mitgekriegt habt.) Zu den Gründen komme ich beim nächsten Mal.

Den Plot

Man sollte meinen, wenn man ein Buch plagiiert, das es immerhin schafft eine Geschichte zu erzählen, dass es eine Handlung geben sollte. Uhm. Nope. Also klar „kriegen sie sich oder nicht, Heiiiirat, Baaaabies“, aber das ist keine Handlung. Was stattdessen passiert, ist, dass E.L. James über die langweiligsten Sachen stundenlang fabuliert und dann bei den Szenen, wo normale Menschen einen Spannungsbogen aufbauen, einfach drüber hinwegfliegt oder – noch besser – gar nicht beschreibt, was dort geschieht. Dieses Buch ist spannungsmäßig wie eine niemals endende Fahrt mit einer Person, die nicht mit Gaspedal, Kupplung und Bremse umgehen kann, nur dass das Geschehen im Auto nicht erlebt, sondern erzählt wird. „Wir stoppten, nein wir rollten einige Zentimeter, es wurde auf das Gaspedal gedrückt, aber die Kupplung kam nicht, also ruckelte es. Mit einem stärkeren drücken des Gaspedals schossen wir nach vorne, aber dann wurde die Bremse gedrückt, wir wurden stark langsamer, aber hielten nicht an.“ IMMER WEITER BIS DU TOT BIST ES WIRD NIE AUFHÖREN.
Habt ihr American Psycho gelesen? Es gibt dort ganze Seiten, einmal waren es etwa 5, kleine Schrift, auf Englisch, in denen die unwichtigste Scheiße beschrieben wird. Das eine Mal ging es darum, wie toll irgendeine Typenband ist. 5 Seiten. 5 Seiten ohne Handlung, nur das einfältige Gelaber des selbstverliebten Protagonisten. Ich bin immer noch der Meinung, dass American Psycho schlecht geschrieben war. ABER DIESES KAPITEL WAR SPANNENDER als Anas Beschreibung, wie sie sich im Spiegel ansieht, Anas Beschreibung, wie man ein Auto fährt, Anas 50 mal wiederholte Beschreibung wie heiß Christian ist. Spannender als … alles.

Und Christians verdammter Hubschrauber? Heißt „Charlie Tango“. *weint in sir Kissen*

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Dies war der erste Teil. Im zweiten Teil schreibe ich über das Schlimmste an dieser Trilogie: Die Beziehung.

1 Es ist schön, dass sie zusammen kommen, aber ununterbrochen in der Gegenwart von Ana und Christian zu sein, kann ich ohne Zögern als Folter bezeichnen.
2 Wie in Jenny Trouts Zusammenfassung angemerkt, liegt das wohl daran, dass E.L. James Britin ist und manche Briten einen ausgeprägten Hass auf Europäer*innen (also Festländer*innen) pflegen. Dass dies für ihre US-amerikanische Protagonistin keinen Sinn macht, geschenkt.

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